Zwei deutsche Rechtschreibungen
Zu: Rechtschreibreform
„Schreibreform ist kläglich gescheitert“ – das ist nicht neu: Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz gab schon Anfang 2006 zu, die Kultusminister wüßten längst, daß die „Reform“ falsch war, sie sei nur „aus Gründen der Staatsräson“ nicht zurückgenommen worden. Falsch ist allerdings die Aussage, es gebe mit Duden und Wahrig nur „zwei deutsche Rechtschreibungen“: Natürlich gibt es viel mehr, neben „Hausregeln“ vor allem die klassische, der die meisten Deutschen weiter die Treue halten. Die Unterschiede zwischen den Wörterbüchern gehen vor allem auf das Konto des Dudens: Während die Presseagenturen bei Varianten die alte, bewährte wollten, hält der Duden verbissen an der ursprünglichen, überholten Reformfassung fest – hier besonders an der grundsätzlichen und oft sinnwidrigen Getrenntschreibung. Leider übt auch das Tageblatt diese Praxis, etwa wenn es am 1. 8. schreibt, ein Werk in Gräfrath werde „still gelegt“. Wird da wirklich still und leise ein Werk gelegt?
Hans-Jürgen Martin
42657 Solingen |