SINNSÄTZE
des großen Themenbereichs
BESTIMMUNG – SCHICKSAL – TOD.
Adler, Hans Günther (1910-1988), tschechoslowakisch-englischer Schriftsteller, der in deutscher
Sprache schrieb, bekannt geworden vor allem sind seine Studien über die Juden
im KZ Theresienstadt: „In der Spannung zwischen dem Ziel und der Wirklichkeit
entdecken wir den Sinn unseres Lebens und unsere erste Aufgabe.“
Adorno, Theodor W. (Theodor Ludwig Wiesengrund, 1903-1969),
deutscher Philosoph, Soziologe, Musiktheoretiker und Komponist, in: Minima
Moralia: „Es gibt kein richtiges Leben
im falschen.“
Alighieri, Dante (1265-1321), einer der bedeutendsten Dichter
und Philosophen italienischer Sprache des europäischen Mittelalters: „Die Zeit
geht hin, und der Mensch gewahrt es nicht.“
Anouilh, Jean (Jean
Marie Lucien Pierre Anouilh, 1910-1987), französischer Autor und Dramatiker: „Was
uns beim Sterben wehtut, ist das Leben.“
Aquin, Thomas von (auch
Thomas Aquinas, um 1225-1274), Dominikaner und berühmter Philosoph und einer
der einflußreichsten Theologen in der katholischen Kirchengeschichte, die ihn
als Heiligen verehrt: „Hab dein Schicksal lieb, denn es ist der Gang Gottes
durch deine Seele.“
Arndt, Ernst Moritz (1769-1860),
deutscher Schriftsteller, Historiker, Freiheitskämpfer und Abgeordneter der
Frankfurter Nationalversammlung: „Dem
Edlen und Tapferen ist auch der Tod Zweck des Lebens.“
Arnim, Bettina von (Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena
Brentano, auch: Bettine Brentano, 1785-1859), deutsche
Schriftstellerin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik, Schwester
von Clemens Brentano, in: Frühlingskranz: „Das ganze Leben kehrt in sich selbst zurück, und wo wir schon so in uns
selbst zurückgegangen sind, daß wir von uns selbst und also von keinem Ding uns
mehr getrennt denken können, heißt es, sei der Tod; [...] als das ewige
Zurückkehren und Hervorgehen des Lebens aus und in sich in demselben Momente. –
Eben so ist das Leben in jedem Momente des Todes, denn Leben und Tod sind eins;
um leben zu können, muß man ewig sterben, und um sterben zu können ewig leben.“
Arnim, Bettina von (Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena
Brentano, auch: Bettine Brentano, 1785-1859), deutsche
Schriftstellerin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik, Schwester
von Clemens Brentano, in: Frühlingskranz: „Nein! Wie ich Dir hier noch einmal sage, das Leben flieht die Wüste
des Todes, aber dem Tod eine Macht zuschreiben über das Leben, das ist Unsinn.
Es ist aber noch eben so dumm, irgendeine Macht anzuerkennen, über uns, als nur
das Leben selbst. [...] Was auch in der Welt für Polizei der Seele herrscht,
ich folg ihr nicht, ich stürze mich als brausender Lebensstrom in die Tiefe,
wohin michs lockt. – Ich! Ich! Ich! – Ich greife um mich mit meinen Fluten, ich
eile in stolzen Wogen durch die Triften. Ich durchziehe euch, ihr Heiden, –
dort kommen die Berge, die Welt ist rund, mir ist jedes Tal die Höhe, die mir
zu durchbrausen beliebt.“
Arnim, Bettina von (Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena
Brentano, auch: Bettine Brentano, 1785-1859), deutsche
Schriftstellerin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik, Schwester
von Clemens Brentano: „Alle Kraft ist man der Welt schuldig und dem, der
uns am nächsten steht, am ersten.“
AT, Koheleth, Der Prediger Salomo, 6, 10-12:
„Was da ist, ist längst mit Namen genannt, und bestimmt ist, was ein Mensch
sein wird. Darum kann er nicht hadern mit dem, der ihm zu mächtig ist. / Denn
je mehr Worte, desto mehr Eitelkeit; was hat der Mensch davon? / Denn wer weiß,
was dem Menschen nützlich ist im Leben, in seinen kurzen, eitlen Tagen, die er
verbringt wie ein Schatten? Oder wer will dem Menschen sagen, was nach ihm
kommen wird unter der Sonne?“
Aurel, Marc (Marcus Aurelius, 121-180), römischer Kaiser und Philosoph: „Wie du beim
Sterben gelebt zu haben wünschest, so sollst du jetzt schon leben.“
Aurel, Marc (Marcus
Aurelius, 121-180), römischer Kaiser und Philosoph: „Wir sind zur
Zusammenarbeit geschaffen wie die Füße, die Hände, die Augen und Ohren.“
Aus Brasilien: „Wichtig ist nicht, daß man im Leben jemand
ist, etwas hat oder nach etwas aussieht. Wichtig ist, daß man etwas tut, etwas
aufbaut, etwas verändert.“
Aus dem Talmud (zu
deutsch: ‚Belehrung, Studium‘), eines der bedeutendsten Schriftwerke des
Judentums; er besteht aus Mischna (den jüdischen Religionsgesetzen) und Gemara
(dem Disput über Mischna) und enthält die praktischen Alltagsregeln, die sich
aus dem jüdisch-biblischen Gesetzestext – der Tora – ergeben: „Jeder
Grashalm hat seinen Engel, der sich über ihn beugt und ihm zuflüstert:
>Wachse, wachse!<“
Aus der Edda, einer
isländischen Skaldensammlung (Skalde = altnordische Bezeichnung für ‚Dichter‘),
überliefert vom isländischen Skalden, Historiker und Politiker Snorre Sturlason
(1179-1241): „Enkel bist du! Siegen und Sorgen gestern Gewesener dankst du dein
Dasein. Hältst als Ahnherr Segen und Fluch fernster Geschlechter hütend in
Händen.“
Aus Gabun: „Wo
alles abgebrannt ist, kommt das Feuer nicht wieder.“
Aus
Italien: „Wer immer hofft stirbt singend.“
Aus Japan: „Es ist leicht zu sterben, aber schwer zu
leben.“
Aus Japan: „Sobald die kleine Quelle versiegt, trocknet der
große Strom aus.“
Aus Rußland: „Angeschlagenes Geschirr hält gut zwei
Menschenalter.“
Aus Tibet: „Auf Reisen in fremde Länder lernt man nicht das
Land kennen, sondern sich selbst.“
Autor unbekannt: „Freundschaft,
das ist eine Seele in zwei Körpern.“
Autor unbekannt: „Wir
sollten offen sein für das, was uns eine späte Frucht zwischen dürren Blättern
sagt.“
Autor unbekannt: „Wäre
der Tod nicht, es würde keiner das Leben schätzen.“
Azteken, mesoamerikanisches Kulturvolk, das
zwischen dem 14. und frühen 16. Jahrhundert im Tal von Mexiko lebte: „Wie lange
leben wir auf Erden? Nicht für immer, nur eine kleine Spanne. Jade zerbricht,
Gold wird zerdrückt, Quetzalfedern knicken. Nichts dauert auf Erden, alles lebt
nur einen Hauch lang. Unsere Zeit ist geliehen, im Nu müssen wir sie hinter uns
lassen.“
Bacon, Francis (1561-1626), englischer Philosoph, Staatsmann und als Wissenschaftler
Wegbereiter der Empirismus, in seinen Essays: „Es
ist nämlich der Betrachtung wert, daß im menschlichen Herzen kein Trieb so
schwach ist, daß er nicht stärker wäre als die Todesfurcht und sie überträfe;
daher ist der Tod auch kein so schrecklicher Feind, wenn der Mensch soviel
Helfer um sich hat, die ihn bezwingen können. Rache triumphiert über den Tod;
Liebe mißachtet ihn; Ruhm erstrebt ihn; Kummer flieht ihm zu; Furcht nimmt ihn
vorweg.“
Benn, Gottfried (1886-1956), deutscher Arzt, Dichter: „Es geht zugrund, wer immer zu den
Gründen geht.“ (Unbekannte Quelle, G. B. zugeschrieben; vgl. Friedrich
Nietzsche: „Sieh hinaus! Sieh nicht zurück! Man geht zugrunde, wenn man immer
nur zu den Gründen geht.“)
Bergson, Henri-Louis (1859-1941), französischer Philosoph, Literaturnobelpreis 1927, neben
Friedrich Nietzsche und Wilhelm Dilthey bedeutender Vertreter der
Lebensphilosophie: „Existenz ist Wandel, Wandel Reifung, Reifung ewige
Selbsterneuerung.“
Bloch, Ernst (1885-1977), deutscher marxistischer Philosoph: „Ich bin. / Doch ich habe mich
nicht. / Darum werden wir erst.“
Bonhoeffer, Dietrich (1906-1945), lutherischer Theologe,
Vertreter der Bekennenden Kirche, Widerstandskämpfer gegen den
Nationalsozialismus, aus seinen Briefen aus dem Gefängnis, in: Widerstand und
Ergebung: „Ich habe mir hier oft Gedanken darüber gemacht, wo die Grenzen
zwischen dem notwendigen Widerstand gegen das ‚Schicksal‘ und der ebenso
notwendigen Ergebung liegen. ... aber es muß beides da sein und beides mit
Entschlossenheit ergriffen werden. Der Glaube fordert dieses bewegliche
lebendige Handeln.“
Bosshart, Jakob (1862-1924), Schweizer Erzähler und
Schriftsteller, in: Bausteine: „Rein durch das Leben zu gehen ist unmöglich.
Aber sich zu reinigen ist möglich, und höchstes Ziel.“
Brandstaetter, Roman (1906-1987), polnischer
Schriftsteller, Diplomat, Kulturattaché: „Ein Jude sieht immer voraus und geht
immer entgegen.“
Braun, Lily (Amelia Jenny Emilie Klothilde
Johanna von Kretschmann, in erster Ehe Lily von Gizycki, 1865-1916), deutsche
Schriftstellerin, Sozialdemokratin, Frauenrechtlerin, Journalistin,
Sozialistin, in: Im Schatten der Titanen: „Die großen Tatmenschen haben mit dem
Mondsüchtigen eines gemein: Sie vertragen es auf ihrem gefährlichen Wege nicht,
angerufen, gestört oder gar gewarnt zu werden.“
Bruyère, Jean
de La (1645-1696), französischer Schriftsteller und Moralist, in: Die Charaktere oder
Die Sitten des Jahrhunderts: „Wer
einen Tag lang gelebt hat, hat ein Jahrhundert gelebt: dieselbe Sonne, dieselbe
Erde, dieselbe Welt, dieselben Empfindungen; nichts gleicht dem Heute so sehr
wie das Morgen. Wir sollten begierig darauf sein zu sterben, das heißt,
körperlos und reiner Geist zu werden: doch der Mensch, der sonst so ungeduldig
nach Neuem verlangt, kennt gerade in diesem Punkt keine Neugier; unstet von
Natur und von allem gelangweilt, wird er des Lebens niemals überdrüssig; er
wäre vielleicht bereit, ewig zu leben. Was er vom Tode sieht, berührt ihn heftiger,
als was er davon weiß: Krankheit, Schmerz und Leichnam nehmen ihm die Lust an
der Erkenntnis des Jenseits. Es bedarf des ganzen Ernsten der Religion, ihn
umzustimmen.“
Bruyère, Jean de La (1645-1696), französischer Schriftsteller und Moralist: „Der Haß des Menschen
ist so hartnäckig, daß der Wunsch eines Kranken nach Versöhnung mit seinem
Feinde als das untrüglichste Vorzeichen seines Todes gelten kann.“
Bruyère, Jean de La (1645-1696), französischer Schriftsteller und Moralist: „Kein Weg ist zu lang
für den, der langsam und ohne Eile vorwärts schreitet, und kein lockendes Ziel
liegt zu fern für den, der sich mit Geduld rüstet.“
Busch, Wilhelm (1832-1908), deutscher Dichter und Zeichner: „Mancher ertrinkt lieber,
als daß er um Hilfe ruft.“
Byrne, Robert (*1956), Weihbischof in Birmingham: „Der Sinn des Lebens ist ein Leben mit
Sinn.“
Börne, Carl Ludwig (Löb
Baruch, 1786-1837), deutscher Journalist, Literatur- und Theaterkritiker, gilt
als Wegbereiter des Feuilletons, in: Das Staatspapier des Herzens: „Auf der Weltbühne ist das Schicksal der
Souffleur, der das Stück ruhig und leise abliest, ohne Gebärden, ohne
Deklamation und ganz unbekümmert, ob es ein Lustspiel oder ein Trauerspiel ist.
Das Zappeln, das Schreien und Übriges tun die Menschen dazu.“
Caddy, Eileen: „Erwarte, daß jedes Deiner Bedürfnisse erfüllt
wird, erwarte die Antwort auf jedes Deiner Probleme, erwarte Überfluß auf jeder
Ebene, erwarte, spirituell zu wachsen.“
Camus, Albert (1913-1960), französischer Schriftsteller und
Philosoph, gilt als einer der bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts, 1957
Literaturnobelpreis: „Der Mensch ist nichts an sich. Er ist nur eine
grenzenlose Chance. Aber er ist der grenzenlos Verantwortliche für diese
Chance.“
Casanova, Giacomo Girolamo (1725-1798), venezianischer Jurist, Dichter, Übersetzter,
Schriftsteller, Bibliothekar, Diplomat, Historiker, Glücksspieler, Geheimagent,
Freimaurer, Abenteuerer, auch bekannt durch die Schilderung zahlreicher
Liebschaften, in seinen Memoiren: „Die besten Dinge verdanken wir dem Zufall.“
Chamfort, Nicolas (Sébastien-Roch Chamfort, 1741-1794), französischer Schriftsteller in der Zeit
der Aufklärung und der Französischen Revolution, in: Maximen II: „Durch die
Leidenschaften lebt der Mensch; durch die Vernunft existiert er bloß.“
Chamfort, Nicolas (Sébastien-Roch Chamfort, 1741-1794),
französischer Schriftsteller in der Zeit der Aufklärung und der Französischen
Revolution, in: Maximen V: „Kräftige Charaktere ruhen sich in Extremen aus.“
Coudenhove-Kalergi, Richard Graf von (1894-1972), Gründer
der Paneuropa-Bewegung 1923: „Der Mann ist ein Kind der Zeit, die Frau ist ein
Kind des Raumes.“
Crowfoot (Blackfoot
Isapo-Muxika, ‚Großer Krähenfuß‘, um 1830-1890), Stammeshäuptling der
Blackfoot-Indianer (Siksika) in Kanada: „Was ist Leben? Es leuchtet auf wie ein Glühwürmchen in der Nacht. Es
vergeht wie der Hauch des Büffels im Winter. Es ist wie der kurze Schatten, der
über das Gras huscht und sich im Sonnenuntergang verliert.“
Dauthendey, Max (1867-1918),
deutscher Dichter und Maler, in: Geschichten aus den vier Winden, Zwei Reiter
am Meer: „Aber alles
Abschiednehmen muß von einem Wiederkommen abgelöst werden. Auf die Trennung,
die das Sterben bringt, folgt die Wiederkehr, die Stunde der Auferstehung. Das
Leben läßt sich nicht bis ins Unendliche begraben, auch das tote Leben nicht.
Auch im Tod ist ein Wellenschlag. Das Land hat seine Berge und Hügel, das Meer
seine Wellen und Wogen, der Himmel seine Wolken und seine Glätte. Und auch das
vergangene Leben hat sein Gehen und Wiederkehren.“
Delp, Alfred (Friedrich Alfred Delp, 1907-1945, erhängt in Plötzensee), deutscher Jesuit und
Mitglied des Kreisauer Kreises im Widerstand gegen den Nationalsozialismus:
„Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht
und Wahrheit in der Welt war, dann hat sein Leben einen Sinn gehabt.“
Demokrit (460/459 v.
Chr. - 370 v. Chr.), antiker griechischer Philosoph, gehört zu den Vorsokratikern:
„Wer vor dem Tod flieht, läuft ihm nach.“
Detlefsen, Thorwald (1946-2010), deutscher Psychotherapeut,
Autor esoterischer Lehrbücher, in: Krankheit als Weg: „An dieser Stelle dürfte
auch verständlich werden, daß wir die heute übliche Einteilung in somatische,
psychosomatische, psychische und geistige Krankheiten nicht übernehmen. ... Unsere
Betrachtungsweise entspricht in etwa dem psychosomatischen Modell, jedoch mit
dem Unterschied, daß wir diese Sicht auf alle Symptome anwenden und
keine Ausnahmen zulassen. Die Unterscheidung ‚somatisch‘/‚psychisch‘ kann man
bestenfalls auf die Ebene beziehen, auf der sich ein Symptom manifestiert – ist
aber unbrauchbar, um Krankheit zu lokalisieren.“
Detlefsen, Thorwald (1946-2010), deutscher Psychotherapeut,
Autor esoterischer Lehrbücher, in: Schicksal als Chance: „Bin ich in mir mit
den verschiedenen Bereichen der Wirklichkeit in Harmonie, so können mich auch
deren Repräsentanten in der Außenwelt nicht stören. Geschieht etwas für mich
Unangenehmes, so ist dies lediglich eine Aufforderung, mich auch noch diesem
Bereich in meinem Inneren zuzuwenden. – All die bösen Menschen und die
unliebsamen Ereignisse sind in Wirklichkeit nur Boten, sind Medien, das
Unsichtbare sichtbar zu machen. Wer dies begreift, und bereit ist, die
Verantwortung für sein Schicksal selbst zu übernehmen, verliert alle Angst vor
dem bedrohenden Zufall.“
Detlefsen, Thorwald (1946-2010), deutscher Psychotherapeut,
Autor esoterischer Lehrbücher, in: Schicksal als Chance: „Man begreift nicht,
daß Krankheit das kostbarste Gut der Menschheit ist, ja, sein Menschsein
überhaupt ausmacht, da nur der Kranke heilbar ist. Die Krankheit macht den
Menschen heilungsfähig – doch dazu muß er sie durchwandern, nicht umgehen. So
wie die Krankheit ein mikrokosmischer Sündenfall ist, muß Heilung auch ein
mikrokosmischer Erlösungsprozeß sein.“
Detlefsen, Thorwald (1946-2010), deutscher Psychotherapeut,
Autor esoterischer Lehrbücher, in: Schicksal als Chance: „Schicksal ist jene
Instanz, die dafür sorgt, daß der Einzelne seine vorgeschriebene Bahn zieht.
Aus dem vermeidlichen Feind Schicksal wird ein Partner, der verhindert, daß wir
aus eigener Trägheit uns selbst aus der Evolution [der Entwicklung des Bewußtseins]
ausklammern.“
Deutsches Sprichwort, Jugend: „Was nicht blüht, das körnert auch
nicht.“
Deutsches Sprichwort: „Wo deine Gaben liegen, da liegen
auch deine Aufgaben.“
Dibango, Manu (Emmanuel N’Djoké Dibango, *1933), Ethnologe, Philosoph und Musiker aus
Kamerun: „Man kann nicht weiß auf weiß malen oder schwarz auf schwarz. Jeder
Mensch braucht einen anderen, um sich zu offenbaren.“
Diderot,
Denis (1713-1784), französischer Schriftsteller, Philosoph und Aufklärer, einer
der wichtigsten Autoren der Encyclopédie, in einem Brief an Sophie Volland am 15. Oktober 1759:
„All jene, die sich in ihrem
Leben liebten und sich nebeneinander bestatten lassen, sind vielleicht gar
nicht so närrisch, wie man denkt. Vielleicht drängt sich ihrer beider Asche
zusammen, vermischt sich und vereinigt sich. Was weiß ich? Vielleicht haben sie
nicht jegliche Empfindung, jegliche Erinnerung an ihren einstigen Zustand
verloren? Vielleicht haben sie einen Rest Wärme und Leben in sich und genießen
sie auf ihre Weise tief in der kalten Urne, die sie umschließt. [...] O meine
Sophie, es bliebe mir also eine Hoffnung. Sie berühren, Sie fühlen, Sie lieben,
Sie suchen zu können, um mich mit Ihnen zu vereinigen, zu vermischen, sobald
wir einmal nicht mehr sein werden! Wenn es doch so wäre, daß in unseren
Bestandteilen das Gesetz der Anziehungskraft herrscht, daß es uns vorbehalten
ist, ein gemeinsames Wesen zu bilden, daß ich in den folgenden Jahrhunderten
ein Ganzes mit Ihnen werden, daß die Moleküle Ihres aufgelösten Geliebten
unversehens in Aufruhr geraten und sich vorwärts bewegen, um Ihre, überall in
der Natur verstreuten Teilchen zu suchen!“
Diderot,
Denis (1713-1784), französischer Schriftsteller, Philosoph und Aufklärer, einer
der wichtigsten Autoren der Encyclopédie, in einem Brief an Sophie Volland am 15. Oktober 1759:
„Das Bewußtsein und das Leben
sind ewig. Alles, was lebt, hat immer gelebt und lebt ohne Ende. Der einzige
Unterschied, den ich zwischen Tod und dem Leben sehe, ist, jetzt leben Sie als
Ganzes, und in zwanzig Jahren in Moleküle aufgelöst und zerstreut, sozusagen
stückweise.“
Dse, Mo: „Selten nur sterben ausgezeichnete Menschen nicht an dem, was
sie auszeichnet.“
Ebner-Eschenbach, Marie
Freifrau von (1830-1916), österreichische Schriftstellerin,
Philosophin, Aphoristikerin, aus ihren Aphorismen: „Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben,
macht unser Schicksal aus.“ (Im Ordner ‚Weltliteratur‘ findet sich ein
Büchlein mit gesammelten Aphorismen von ihr.)
Ebner-Eschenbach,
Marie Freifrau von (1830-1916), österreichische Schriftstellerin, Philosophin,
Aphoristikerin, aus ihren Aphorismen: „Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft.“
(Im Ordner ‚Weltliteratur‘ findet sich ein Büchlein mit gesammelten Aphorismen
von ihr.)
Ebner-Eschenbach,
Marie Freifrau von (1830-1916), österreichische Schriftstellerin, Philosophin,
Aphoristikerin, aus ihren Aphorismen: „Wenn es einen Glauben gibt, der Berge
versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.“ (Im Ordner
‚Weltliteratur‘ findet sich ein Büchlein mit gesammelten Aphorismen von ihr.)
Eisenlöffel, Katharina: „Die großen Dinge geschehen nur selten, jedoch die kleinen
bestimmen das Leben.“
Ellington, Duke (1899-1974), US-amerikanischer
Jazz-Bandleader, Pianist und Komponist: „Jedes Problem bietet dir die Chance,
dein Bestes zu geben.“
Emerson, Ralph Waldo (1803-1882), US-amerikanischer Dichter, Schriftsteller, Philosoph und Führer
der Transzendentalisten in Neuengland, in: Courage: „Wenn du kein Vertrauen in die gütige Macht
hast, die über dir waltet, sondern nur an ein diamanthartes Schicksal glaubst,
das Natur und Menschen in seinen dunklen Mantel hüllt, dann bedenke, daß der
beste Gebrauch, den du vom Schicksal machen kannst, der ist, den Mut zu lernen,
und sei es auch deshalb, weil Feigheit an dem vorbestimmten Ausgang nichts zu
ändern vermag. [...] wenn dein Skeptizismus den äußersten Schritt tun sollte
und du kein Vertrauen zu irgendeinem fremden Geist mehr hast, gerade dann mußt
du doppelt tapfer sein, denn es gibt eine gute Meinung, die für dich
immer gewichtig ist, nämlich deine eigene.“
Emerson, Ralph Waldo (1803-1882), US-amerikanischer Dichter, Schriftsteller, Philosoph und Führer
der Transzendentalisten in Neuengland, in: Nature: „Sind wir geköderte Forellen? Sind wir die
Hanswürste der Natur? [...] Wenn wir unsere beschränkte Kraft an der ihrigen
messen, so können wir leicht auf den Gedanken kommen, daß ein übermütiges
Schicksal mit uns ein Spiel treibt. Aber die Würfel mögen fallen, wie sie wollen,
sie fallen zu unseren Gunsten. In der Natur gibt es keinen Bankrott, keinen
Sprung, keinen Fehlschuß. Weisheit schlummert in jeder Lebensform, aber wir
erfassen ihren Sinn immer erst lange, lange nachher.“
Emerson, Ralph Waldo (1803-1882), US-amerikanischer Dichter, Schriftsteller, Philosoph und Führer
der Transzendentalisten in Neuengland: „Die Lebensaufgabe eines Menschen ist
die Beschützerin seines Lebens.“
Emerson, Ralph Waldo (1803-1882), US-amerikanischer Dichter, Schriftsteller, Philosoph und Führer
der Transzendentalisten in Neuengland: „Furcht besiegt mehr Menschen als irgendetwas anderes auf der
Welt.“
Emerson, Ralph Waldo (1803-1882), US-amerikanischer Dichter, Schriftsteller, Philosoph und Führer
der Transzendentalisten in Neuengland: „Handle – und das Geschick selbst beugt
sich.“
Epiktet (um 50-um 138), antiker Philosoph, in
dessen ethischer Betrachtung vor allem Fragen nach Freiheit und Autonomie
standen, in: Handbüchlein der Moral: „Nicht
die Dinge selbst, sondern die Meinungen über dieselben beunruhigen die
Menschen. So ist der Tod an und für sich nichts Schreckliches, sonst wäre er
auch dem Sokrates so vorgekommen; vielmehr ist die vorgefaßte Meinung von ihm,
daß er etwas Schreckliches sei, das Schreckhafte.“
Epikur (um 341 v. Chr.-271 oder 270 v. Chr.), griechischer Philosoph, Begründer des
Epikureismus oder Hedonismus, welche die Gewinnung von Lust und Freude als
einzig wertvollen Lebenszweck auffassen, hier
in einem Brief an Menoikeus: „Gewöhne
Dich an den Gedanken, daß der Tod für uns keine Bedeutung hat, da ja alles Gute
und Schlechte eine Frage der Wahrnehmung ist. Der Tod aber ist die Beraubung
der Wahrnehmung. [...] So hat also das schauderhafteste Übel, der Tod, für uns
keine Bedeutung, da ja, solange wir leben, der Tod nicht anwesend ist, sobald
aber der Tod eintritt, wir nicht mehr leben werden.“
Fichte, Johann Gottlieb (1762-1814), deutscher Philosoph, in:
Die Bestimmung
des Menschen, 3. Buch, Glaube: „Es
ist kein Mensch, der das Böse liebe, weil es böse ist; er liebt in ihm nur die
Vorteile und Genüsse, die es ihm verheißet, und die es ihm, in der
gegenwärtigen Lage der Menschheit, mehrenteils wirklich gewährt.“
Fichte, Johann
Gottlieb (1762-1814), deutscher Philosoph, in: Die Bestimmung des Menschen, drittes Buch, Glaube:
„Aller Tod in der Natur ist
Geburt, und gerade im Sterben erscheint sichtbar die Erhöhung des Lebens. Es
ist kein tötendes Prinzip in der Natur, denn die Natur ist durchaus lauter
Leben; nicht der Tod tötet, sondern das lebendigere Leben, welches, hinter dem
alten verborgen, beginnt und sich entwickelt. Tod und Geburt ist bloß das
Ringen des Lebens mit sich selbst, um sich stets verklärter und ihm selbst
ähnlicher darzustellen.“
Fichte, Johann
Gottlieb (1762-1814), deutscher Philosoph, in: Die Bestimmung des Menschen, drittes Buch, Glaube:
„Ich kann mir die gegenwärtige
Lage der Menschheit schlechthin nicht denken als diejenige, bei der es nun
bleiben könne; schlechthin nicht denken als ihre ganze und letzte Bestimmung.
Dann wäre alles Traum und Täuschung; und es wäre nicht der Mühe wert, gelebt,
und dieses stets wiederkehrende, auf nichts ausgehende, und nichts bedeutende
Spiel mitgetrieben zu haben. [...] Ich äße nur und tränke, damit ich wiederum
hungern und dürsten, und essen und trinken könnte, so lange, bis das unter
meinen Füßen eröffnete Grab mich verschlänge, und ich selbst als Speise dem
Boden entkeimte? Ich zeugte Wesen meines Gleichen, damit auch sie essen und
trinken, und sterben, und Wesen ihres Gleichen hinterlassen könnten, die
dasselbe tun werden, was ich schon tat? Wozu dieser unablässig in sich selbst
zurückkehrende Zirkel, dieses immer von Neuem auf dieselbe Weise wieder
angehende Spiel, in welchem alles wird, um zu vergehen, und vergeht, um nur
wieder werden zu können, wie es schon war; dieses Ungeheuer, unaufhörlich sich
selbst verschlingend, damit es sich wiederum gebären könne, sich gebärend,
damit es sich wiederum verschlingen könne? / Nimmermehr kann dies die
Bestimmung sein meines Seins, und alles Seins. Es muß etwas geben, das da ist,
weil es geworden ist; und nun bleibt, und nimmer wieder werden kann, nachdem es
einmal geworden ist; und dieses Bleibende muß im Wechsel des Vergänglichen sich
erzeugen, und in ihm fortdauern, und unversehrt fortgetragen werden auf den
Wogen der Zeit.“
Fichte, Johann
Gottlieb (1762-1814), deutscher Philosoph, in: Die Bestimmung des Menschen, drittes Buch, Glaube:
„Körperliche Leiden. Schmerz und
Krankheit, wenn sie mich treffen sollten, werde ich nicht vermeiden können zu
fühlen, denn sie sind Ereignisse meiner Natur, und ich bin und bleibe hienieden
Natur; aber sie sollen mich nicht betrüben. Sie treffen auch nur die Natur, mit
der ich auf eine wunderbare Weise zusammenhänge, nicht Mich selbst, das über
alle Natur erhabene Wesen. Das sichere Ende alles Schmerzes und aller
Empfänglichkeit für den Schmerz ist der Tod; und unter allem, was der
natürliche Mensch für ein Übel zu halten pflegt, ist es mir dieser am
wenigsten. Ich werde überhaupt nicht für mich sterben, sondern nur für andere –
für die Zurückbleibenden, aus deren Verbindung ich gerissen werde; für mich
selbst ist die Todesstunde Stunde der Geburt zu einem neuen herrlicheren Leben.“
Fleming, Paul (1609-1640), deutscher Arzt und Dichter, gilt als einer
der bedeutendsten Lyriker des deutschen Barock: „Brauch der Zeit! Die leichten
Stunden / schießen schneller als kein Fluß. / Zeit hat Flügel angebunden, /
Glücke geht auf glattem Fuß. / Gott weiß, was wir morgen machen, / heute laß
uns lustig sein. / Trauern, Frohsinn, Weinen, Lachen / ziehn bald bei uns aus,
bald ein. / Wohl dem, welcher ist vergnüget, / wie sich sein Verhängnis füget.“
Fontane, Theodor (1819-1898), deutscher Schriftsteller und Apotheker, in: Cécile: „Der Mensch lebt, um seine Pflicht zu tun und
zu sterben. Und das zweite beständig gegenwärtig zu haben erleichtert einem das
erste.“
Frankl, Viktor E. (1905-1997), österreichischer Neurologe und
Psychiater, Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, in einem Interview:
„... wenn wir Menschen wieder auf SINN ausrichten – sie finden ihn nicht >in
sich< – so wie die Selbstverwirklichungstheoretiker es behaupten.
Selbstverwirklichung ist nur zu haben auf dem Umweg über Selbsttranszendenz,
auf dem Umweg über den Dienst an einer Sache oder in Liebe zu einer Person.“
Franz, Robert (Robert Franz Julius Knauth, 1815-1892),
deutscher Komponist und Dirigent: „Es war von jeher das Schicksal aller edel
angelegter Naturen, für die Ideale, die sie innerlich beseligen, äußerlich zu
leiden.“
Gandhi, Mahatma (1869-1948), indischer Rechtsanwalt,
Publizist, Widerstandskämpfer, Asket und Pazifist: „Lerne, als ob du ewig lebtest; lebe, als ob du morgen sterben müßtest.“
– Oder auch in dieser Fassung: „Lebe, als ob du morgen sterben müßtest, als
hättest du erkannt, daß du ewig lebst.“ (Wird in anderen Publikationen auch
Rabindranath Tagore, Erasmus von Rotterdam oder ((für mich allerdings eher unwahrscheinlich, da er östlichen
Religionen oder Lehrgebäuden skeptisch gegenüberstand)) Edmund Rich zugeschrieben; leider liegt uns das Original
bzw. die Quelle nicht vor.)
Gautier, Théophile (1811-1872), französischer Schriftsteller: „Wer das Leben genießen will, muß sich immer vor Augen halten: Geboren
werden bedeutet nur, zu sterben beginnen.“
Geibel, Franz Emanuel August (Pseudonym: L. Horst,
1815-1884), deutscher Lyriker und klassischer Philologe, in: Juniuslieder, An
den Schlaf: „Hoch vor allen / Gaben der Himmlischen /sei mir gepriesen / du,
der Seele / labendes Wasser / gliederlösender / heiliger Schlaf.“
Gibran, Khalil (1883-1931), libanesisch-amerikanischer Maler, Dichter und Philosoph,
in: Sand und Schaum: „Wenn du alle
Geheimnisse des Lebens gelöst hast, sehnst du dich nach dem Tod, denn er ist
nur ein anderes Geheimnis des Lebens. Geburt und Tod sind die beiden edelsten
Ausdrücke für Tapferkeit.“
Gide, André (1869-1951), französischer Schriftsteller,
erhielt 1947 den Literaturnobelpreis: „Man entdeckt neue Länder nicht, ohne daß
man sich damit einverstanden erklärt hat, das Ufer für eine sehr lange Zeit aus
den Augen zu verlieren.“
Goethe, Johann
Wolfgang von (1749-1832), deutscher Nationaldichter, im Alter von 33
Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt, in: Die Leiden des jungen Werther, 20. Dezember: „Sterben! Was heißt das? Siehe, wir träumen,
wenn wir vom Tode reden. Ich habe manchen sterben sehen; aber so eingeschränkt
ist die Menschheit, daß sie für ihres Daseins Anfang und Ende keinen Sinn hat.
Jetzt noch mein, dein! Dein, o Geliebte! Und einen Augenblick – getrennt,
geschieden – vielleicht auf ewig? – nein, Lotte, nein – wie kann ich vergehen?
Wie kannst du vergehen? Wir sind ja! – vergehen! – was heißt das? Das ist
wieder ein Wort, ein leerer Schall, ohne Gefühl für mein Herz.“
Goethe,
Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher Nationaldichter, im Alter von 33
Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt, in: Die Wahlverwandtschaften, Charlotte
im Dialog mit Eduard: „So will ich gleich mit einer allgemeinen Bemerkung
anfangen. Die Männer denken mehr auf das Einzelne, auf das Gegenwärtige und das
mit Recht, weil sie zu tun, zu wirken berufen sind; die Weiber hingegen mehr
auf das, was im Leben zusammenhängt, und das mit gleichem Rechte, weil ihr
Schicksal, das Schicksal ihrer Familien an diesen Zusammenhang geknüpft ist,
und auch gerade dieses Zusammenhängende von ihnen gefordert wird.“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher
Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt, in:
Divan, Buch des Sängers, Selige Sehnsucht: „Und so lang du das nicht hast, /
dieses Stirb und Werde, / bist du nur ein trüber Gast / auf der dunklen Erde.“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher
Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt, in:
Divan, Buch des Sängers, Talismane: „Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: / Die
Luft einziehen, sich ihrer entladen; / jenes bedrängt, dieses erfrischt; / so
wunderbar ist das Leben gemischt. / Du danke Gott, wenn er dich preßt, / und
dank ihm, wenn er dich wieder entläßt!“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher
Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt, in:
Iphigenie auf Tauris IV, 4, Pylades: „So wunderbar ist dies Geschlecht
gebildet, / so vielfach ist’s verschlungen und verknüpft, / daß keiner in sich
selbst noch mit den andern / sich rein und unverworren halten kann.“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832),
deutscher Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II.
geadelt, in: Lila I, Baron: „Unsere Hoffnungen und Wünsche sind von so
kindischer Natur, daß ihnen Mögliches und Unmögliches beides von einer Art zu
sein scheint.“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher
Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt, in:
Maximen und Reflexionen, Nachlaß, Über Literatur und Leben: „Historisch
betrachtet, erscheint unser Gutes in mäßigem Lichte und unsere Mängel
entschuldigen sich.“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher
Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt: „Es ist
manchmal, als wenn das, was wir Schicksal nennen, gerade an guten und
verständigen Menschen seine Tücke ausübte, da es so viele Narren und
Bösewichter ganz bequem hinschlendern läßt.“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher
Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt: „Mikroskope und Fernrohre verwirren eigentlich
den Menschensinn.“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher
Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt: „O
glücklich der, den keine Furcht berückt! / Sein Wille bleibt sich gleich, wie
hoher Götter Wille, / selbst die Gefahr macht ihn beglückt.“ (Scapine)
Goethe, Johann
Wolfgang von (1749-1832), deutscher Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von
Kaiser Joseph II. geadelt: „Unbedingte Tätigkeit, von welcher Art sie immer
sei, macht zuletzt bankerott.“
Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832), deutscher
Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt: „Was immer du tun kannst, oder träumst es zu
können, fang damit an! Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.“
Gotthelf, Jeremias (als Pseudonym für Albert Bitzius, 1797-1854), Schweizer Schriftsteller und
Pfarrer: „Es ist, ihr mögen wollen oder nicht, / das Haus der Spiegel
eurer selbst.“
Gracián,
Baltasar (1601-1658), spanischer Schriftsteller, Hochschullehrer und Jesuit,
in: Handorakel
und Kunst der Weltklugheit: „Im
Himmel ist alles Wonne, in der Hölle alles Jammer, in der Welt, als dem
mittleren, das eine und das andere. Wir stehn zwischen zwei Extremen und sind
daher beider teilhaft. Das Schicksal wechselt: Alles soll nicht Glück noch
alles Mißgeschick sein. Die Welt ist eine Null: Für sich allein gilt sie
nichts, aber, mit dem Himmel in Verbindung gesetzt, viel. Gleichmut bei ihrem
Wechsel ist vernünftig, und Neuheit nicht die Sache des Weisen. Unser Leben
verwickelt sich in seinem Fortgang wie ein Schauspiel und entwickelt sich
zuletzt wieder: Daher sei man auf das gute Ende bedacht.“
Günderode, Karoline von (Karoline Friederike Louise Maximiliane von Günderode, 1780-1806),
deutsche Dichterin der Romantik, in: Briefe zweier Freunde: „Aber was ist es doch, das Leben? Dieses schon
aufgegebene, wieder erlangte Gut! so frag ich mich oft: Was bedeutet es, daß
aus der Allheit der Natur ein Wesen sich mit solchem Bewußtsein losscheidet und
sich abgerissen von ihr fühlt? Warum hängt der Mensch mit solcher Stärke an
Gedanken und Meinungen, als seien sie das Ewige, warum kann er sterben für sie,
da doch für ihn eben dieser Gedanke mit seinem Tode verloren ist? und warum,
wenn gleichwohl diese Gedanken und Begriffe dahinsterben mit den Individuen,
warum werden sie von denselben immer wieder aufs neue hervorgebracht und
drängen sich so durch die Reihen des aufeinanderfolgenden Geschlechtes zu einer
Unsterblichkeit in der Zeit?/ Lange wußt’ ich diesen Fragen nicht Antwort, und
sie verwirrten mich; da war mir plötzlich in einer Offenbarung alles deutlich
und wird es mir ewig bleiben. Zwar weiß ich, das Leben ist nur das Produkt der
innigsten Berührung und Anziehung der Elemente; weiß, daß alle seine Blüten und
Blätter, die wir Gedanken und Empfindungen nennen, verwelken müssen, wenn jene
Berührung aufgelöst wird, und daß das einzelne Leben dem Gesetz der
Sterblichkeit dahingegeben ist; aber so gewiß mir dieses ist, ebenso über allem
Zweifel ist mir auch das andre, die Unsterblichkeit des Lebens im Ganzen; denn
dieses Ganze ist eben das Leben, und es wogt auf und nieder in seinen Gliedern,
den Elementen, und was es auch sei, das durch Auflösung (die wir zuweilen Tod
nennen) zu denselben zurückgegangen ist, das vermischt sich mit ihnen nach Gesetzen
der Verwandtschaft, d.h. das Ähnliche zu dem Ähnlichen. Aber anders sind diese
Elemente geworden, nachdem sie einmal im Organismus zum Leben hinaufgetrieben
gewesen, sie sind lebendiger geworden; wie zwei, die sich in langem Kampf
übten, stärker sind, wenn er geendet hat, als ehe sie kämpften, so die
Elemente, denn sie sind lebendig, und jede lebendige Kraft stärkt sich durch
Übung. Wenn sie also zurückkehren zur Erde, vermehren sie das Erdleben. Die
Erde aber gebiert den ihr zurückgegebenen Lebensstoff in andern Erscheinungen
wieder, bis durch immer neue Verwandlungen alles Lebensfähige in ihr ist lebendig
geworden.“
Hammarskjöld, Dag (Dag Hjalmar Agne Carl Hammarskjöld, 1905-1961), schwedischer parteiloser
Staatssekretär und 2. UN-Generalsekretär, ihm wurde kurz nach seinem Tode,
1961, der Friedensnobelpreis verliehen: „Bete, daß deine Einsamkeit dich dazu
anspornen möge, etwas zu finden, für das es sich zu leben lohnt.“
Hebbel, Christian
Friedrich (1813-1863), deutscher Dichter und Lyriker, aus seinem Tagebuch: „Es
gibt Dinge, die man bereut, ehe man sie tut. Und man tut sie doch.“
Hebbel, Christian
Friedrich (1813-1863), deutscher Dichter und Lyriker, in den Tagebüchern
1848-1863, Nr. 5539: „Klage nicht zu
sehr über einen kleinen Schmerz; das Schicksal könnte ihn durch einen größeren
heilen!“
Hebbel, Christian
Friedrich (1813-1863), deutscher Dichter und Lyriker, in seinen Tagebüchern,
1837: „Mit jedem Menschen verschwindet, er sei auch, wer er sei, ein Geheimnis
aus der Welt, das vermöge seiner besonderen Konstruktion nur er entdecken
konnte, und das nach ihm niemand wieder entdecken wird.“
Hebbel, Christian Friedrich (1813-1863), deutscher Dichter und Lyriker, in seinen Tagebüchern, Nr. 1840:
„Der Mann weicht dem Stein, der ihn zu zerschmettern droht, aus und vermauert
ihn in sein Gebäude!“
Heine, Heinrich (1797-1856), deutscher Nationaldichter, Schriftsteller und Journalist,
in: Aus den
Memoiren des Herren von Schnabelewopski: „Was ist Traum? Was ist Tod? Ist dieser nur eine Unterbrechung des
Lebens? oder gänzliches Aufhören desselben? Ja, für Leute, die nur
Vergangenheit und Zukunft kennen und nicht in jedem Momente der Gegenwart eine
Ewigkeit leben können, ja, für solche muß der Tod schrecklich sein! Wenn ihnen
die beiden Krücken, Raum und Zeit, entfallen, dann sinken sie ins ewige Nichts.
Und der Traum? Warum fürchten wir uns vor dem Schlafengehn nicht weit mehr als
vor dem Begrabenwerden? Ist es nicht furchtbar, daß der Leib eine ganze Nacht
leichentot sein kann, während der Geist in uns das bewegteste Leben führt, ein
Leben mit allen Schrecknissen jener Scheidung, die wir eben zwischen Leib und
Geist gestiftet?“
Heine, Heinrich (1797-1856), deutscher Nationaldichter, Schriftsteller und Journalist:
„Die Erde ist der große Felsen, woran die Menschheit, der eigentliche
Prometheus gefesselt ist und vom Geier des Zweifels zerfleischt wird.“
Herbert, Frank (1920-1986), amerikanischer Phantasie- und
Science-Fiction-Autor, in: ‚Dune oder Der Wüstenplanet‘ sagt Paul: „Ich bin für
alle tot, wenn ich nicht versuche, das zu werden, was ICH BIN.“
Herder, Johann
Gottfried von (1744-1803), deutscher Dichter, Theologe, Kultur- und
Geschichtsphilosoph, einer der bedeutendsten Denker der Aufklärung, in: Die
wiedergefundenen Söhne: „Was die Schickung schickt, ertrage! / Wer ausharret,
wird gekrönt.“
Herder,
Johann Gottfried von (1744-1803), deutscher Dichter, Theologe, Kultur- und
Geschichtsphilosoph, einer der bedeutendsten Denker der Aufklärung, in: Ideen zur
Philosophie der Geschichte der Menschheit: „Unsre Lebensalter sind die Lebensalter der Pflanze: wir gehen auf,
wachsen, blühen, blühen ab und sterben. Ohn unsern Willen werden wir
hervorgerufen, und niemand wird gefragt, welches Geschlechts er sein, von
welchen Eltern er entsprießen, auf welchem Boden er dürftig oder üppig
fortkommen, durch welchen Zufall endlich von innen oder von außen er untergehen
wolle. In alle diesem muß der Mensch höhern Gesetzen folgen, über die er
sowenig als die Pflanze Aufschluß erhält, ja denen er beinah wider Willen mit
seinen stärksten Trieben dienet. Solange der Mensch wächst und der Saft in ihm
grünet, wie weit und fröhlich dünkt ihm die Welt! Er streckt seine Äste umher
und glaubt zum Himmel zu wachsen. So lockt die Natur ihn ins Leben hinein, bis
er sich mit raschen Kräften, mit unermüdeter Tätigkeit alle die Fertigkeiten
erwarb, die sie auf dem Felde oder Gartenbeet, auf den sie ihn gesetzt hat,
diesmal an ihm ausbilden wollte. Nachdem er ihre Zwecke erreicht hat, verläßt
sie ihn allmählich. In der Blütenzeit des Frühlings und unsrer Jugend, mit
welchen Reichtümern ist allenthalben die Natur beladen! Man glaubt, sie wolle
mit dieser Blumenwelt eine neue Schöpfung besamen. Einige Monate nachher, wie
ist alles so anders! Die meisten Blüten sind abgefallen; wenige dürre Früchte
gedeihen. Mit Mühe und Arbeit des Baumes reifen sie, und sogleich gehen die
Blätter ans Verwelken. Der Baum schüttet sein mattes Haar den geliebten
Kindern, die ihn verlassen haben, nach; entblättert steht er da; der Sturm
raubt ihm seine dürren Äste, bis er endlich ganz zu Boden sinket und sich das
wenige Brennbare in ihm zur Seele der Natur auflöset. Ist’s mit dem Menschen, als
Pflanze betrachtet, anders?“
Herder, Johann Gottfried von (1744-1803), deutscher Dichter,
Theologe, Kultur- und Geschichtsphilosoph, einer der bedeutendsten Denker der
Aufklärung: „Jeder Mensch hat ein Bild in sich, was er sein und werden soll.
Solange er das noch nicht ist, ist noch Unfrieden in seinen Gebeinen.“
Herzen, Alexander Iwanowitsch (Pseudonym:
Iskander, 1812-1870), russischer Philosoph, Schriftsteller und Publizist, in: Erlebtes und Gedachtes: „Sie lag da,
ganz in Blumen gebettet – die Stores waren niedergelassen – ich saß auf einem
Stuhl [...] – ringsum war es still – nur das Meer rauschte vor dem Fenster – es
schien, als höbe sich der Flor von schwachen, ganz schwachen Atemzügen ...
Sanft waren die Kümmernisse und Sorgen erstarrt, als habe das Leiden ein Ende
gefunden, ohne Spuren zu hinterlassen; sie waren weggewischt von der
sorgenfreien Klarheit eines Denkmals, das nicht weiß, was es darstellt. Und ich
schaute nur immer – schaute die ganze Nacht hindurch – und wenn sie nun
tatsächlich aufwachte? Sie wachte nicht auf. Das war kein Schlaf – das war der
Tod.“
Hesse, Hermann Karl (1877-1962), deutschsprachiger
Schriftsteller, Dichter, Maler, Literaturnobelpreis 1946: „Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe bereit
zum Abschied sein und Neubeginne.“
Hesse, Hermann Karl (1877-1962), deutschsprachiger
Schriftsteller, Dichter, Maler, Literaturnobelpreis 1946: „Euer Leben hat genau
soviel Sinn als ihr selbst ihm zu geben vermöget.“
Hesse, Hermann Karl (1877-1962), deutschsprachiger
Schriftsteller, Dichter, Maler, Literaturnobelpreis 1946: „Eure Zukunft ist
nicht dies oder das, ist nicht Geld oder Macht, ist nicht Weisheit oder
Gewerbeglück – eure Zukunft und euer schwerer und gefährlicher Weg ist dieser:
reif zu werden.“
Hesse, Hermann Karl (1877-1962), deutschsprachiger
Schriftsteller, Dichter, Maler, Literaturnobelpreis 1946: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns
beschützt und der uns hilft zu leben.“
Heyking, Elisabeth von (1861-1925), deutsche Schriftstellerin und Diplomatenfrau, in ihrem
anonym erschienenen Bestseller: Briefe, die ihn nicht erreichten, 21. August
1900: „Aber was sollen Welt und
Leben ohne Dich? Und wenn Du es tausendmal nicht willst – Du ziehst mich Dir
doch nach. Unsichtbare, unzerreißbare Fäden ketten uns aneinander seit
Uranfangszeiten. Und ich folge Dir, weiß oft kaum, ob ich noch hier bin. Das
ist der einzige Trost. [...] Überall, wo Du hier auf Erden geweilt, haben Dich
meine Gedanken begleitet, auf allen Reisen waren sie mit Dir – ich habe durch
die Sehnsucht so ganz bei Dir gelebt, daß ich Orte kenne, in denen ich nie
gewesen. [...] – Das war mein eigentliches Leben, dort bei Dir war stets mein
wahres Ich. Nun bist Du noch viel weiter fortgezogen zu allerfernsten Stätten.
Aber auch dahin folg ich Dir. Ich muß Dir durch alle Zeiten schon so gefolgt
sein, seit es Leben und Willen gab. Und geht Dein Weg durch die Weltenräume, zu
anderen Erden, Monden und Sonnen, durch tiefe Nacht und weißglühende Helle –
ich folge Dir – ich kann nicht anders!“
Heyking, Elisabeth von (1861-1925), deutsche Schriftstellerin und Diplomatenfrau, in ihrem
anonym erschienenen Bestseller: Briefe, die ihn nicht erreichten, New York, 1.
Januar 1900: „Wer aber [...]
gesehen hat, daß überall und seit unendlichen Zeit Millionen und Millionen
geboren und begraben werden, ohne daß ihr Kommen und Gehen mehr Bedeutung hätte
als Mückenschwärme, die einen Augenblick durch die Sonnenstrahlen schweben, der
verliert den Glauben an die Wichtigkeit der Erscheinungen und an die innere
Notwendigkeit der ewigen Fortdauer all dieser ganz gleichgültigen
ameisenartigen Existenzen, die in individuell kaum unterscheidbaren
Wiederholungen immer aufs Neue entstehen und vergehen. Wenn einem dann die
Erkenntnis aufgeht, daß man selbst auch nur in die Schar der menschlichen
Eintagsfliegen gehört, dann sehnt man sich nach denen, die durch Freundschaft
und liebevolle Pflege uns zeitweise die Illusion geben, als sei man eigentlich
doch eine recht wichtige kleine Fliege, deren Wohl und Wehe für ein anderes
Wesen die allergrößte Bedeutung hat.“
Heyking, Elisabeth von (1861-1925), deutsche Schriftstellerin und Diplomatenfrau, in ihrem
anonym erschienenen Bestseller: Briefe, die ihn nicht erreichten, New York, den
21. Juni 1900: „Das Weh der Welt
ist aber nicht wie ein Brot bestimmter Größe: Je mehr davon essen, desto
kleiner die Teile werden. Nein, es wächst mit jedem neuen Gast, es ist immer in
Überfluß auf dem Tisch und kämen auch immer wieder neue Millionen hinzu. Tragen
helfen! auch so eine Illusion, mit der die große Hoffnungslosigkeit verborgen
werden soll. Jeder trägt, was schon mit ihm in der Wiege lag, was mit ihm
selbst gewachsen ist, trägt, weil es eben nicht anders geht. Und vor, neben und
hinter ihm stehen unabsehbare Reihen von Wesen, die auch alle tragen, jedes
seine Last. In Wahrheit abnehmen kann keiner dem andern etwas, sodaß der
wirklich frei aufatmete – wir können nur zum eigenen Leid uns noch das des
anderen hinzudenken – mit ihm mitleiden.“
Hilty, Carl (1833-1909), Schweizer Staatsrechtler, Mitglied
des Schweizer Nationalrates, Laientheologe, in: Bausteine: „Jeder
außerordentliche Vorzug isoliert.“
Hobbes, Thomas (1588-1679),
englischer Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph, neben John Locke und
Jean-Jacques Rousseau einer der bedeutendsten Theoretiker des
Gesellschaftsvertrages und Begründer des ‚aufgeklärten Absolutismus‘: „Die Menschen werfen alle ihre Dummheiten
auf einen Haufen, konstruieren ein Ungeheuer und nennen es Schicksal.“
Horváth, Ödön von (1901-1938), ungarisch-österreichischer
Schriftsteller: „Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme so
selten dazu.“
Horváth, Ödön von (1901-1938), ungarisch-österreichischer
Schriftsteller: „Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt
man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie
dabei...“
Humboldt, Wilhelm
Freiherr von (1767-1835), Philologe, preußischer Gelehrter, Staatsmann,
Mitbegründer der Humboldt-Universität zu Berlin, Bruder von Alexander von
Humboldt, in: Briefe an eine Freundin, 26.06.1832: „Die Entwicklung
aller Keime aber, die in der individuellen Anlage eines Menschenlebens liegen,
halte ich für den wahren Zweck des irdischen Daseins, nicht gerade das Glück.“
Humboldt, Wilhelm Freiherr von (1767-1835),
Philologe, preußischer Gelehrter, Staatsmann, Mitbegründer der
Humboldt-Universität zu Berlin, Bruder von Alexander von Humboldt, in
einem Brief
an Charlotte Diede am 5. Mai 1832: „Wir sehen – und können nicht anders – den Tod als ein Scheiden der
Seele, eine Befreiung derselben aus den Banden des Körpers an. [...] Vielleicht
ändert sie schon im Augenblick, wo sie den Körper verläßt, ihre irdische Natur
und wirft nun einen scheidenden Strahl auf den zurückgebliebenen, dessen Licht
wir in den immer den Seeleneindrücken folgsamen Gesichtszügen erblicken. Alles
in diesen letzten Momenten ist wunderbar und unbegreiflich, und wenn wir uns
auch selbst darin befinden werden, so werden wir doch, auch mit der größesten
Besonnenheit, nicht mehr davon wissen und erfahren. Denn gewiß endet sich das
Leben zunächst nur mit völliger Besinnungslosigkeit. Die Natur wirft einen
dichten Schleier über ihre Verwandlungen.“
Humboldt, Wilhelm Freiherr von (1767-1835), Philologe, preußischer
Gelehrter, Staatsmann, Mitbegründer der Humboldt-Universität zu Berlin, Bruder
von Alexander von Humboldt: „Wie wenig ist am Ende der Lebensbahn daran
gelegen, was wir erlebten, und wie unendlich viel, was wir daraus machten.“
Hölderlin, Friedrich (1770-1843), deutscher Lyriker, in: Hyperion oder der Eremit in Griechenland: „Wir bedauern die Toten, als fühlten sie
den Tod, und die Toten haben doch Frieden. Aber das, das ist der Schmerz, dem
keiner gleichkömmt, das ist unaufhörliches Gefühl der gänzlichen Zernichtung,
wenn unser Leben seine Bedeutung so verliert, wenn so das Herz sich sagt, du mußt
hinunter und nichts bleibt übrig von dir; keine Blume hast du gepflanzt, keine
Hütte gebaut, nur daß du sagen könntest: ich lasse eine Spur zurück auf Erden.
Ach! und die Seele kann immer so voll Sehnens sein, bei dem, daß sie so mutlos
ist!“
Hölderlin, Friedrich (1770-1843), deutscher Lyriker, in:
Patmos, Dem Landgrafen von Homburg, erster Vers: „Nah ist / Und schwer zu
fassen der Gott. / Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“
Hölderlin, Friedrich (1770-1843), deutscher Lyriker,
Nachlese: „Wir sind nichts. Was wir
suchen, ist alles.“
Hölderlin, Friedrich (1770-1843), deutscher Lyriker: „Wer auf
sein Elend tritt, steht höher.“
Ibsen, Henrik (1828-1906), norwegischer Schriftsteller und Dramatiker: „Sehnsucht zum Licht
ist des Lebens Gebot.“
Ibsen, Henrik (1828-1906), norwegischer Schriftsteller und
Dramatiker: „Zu fragen bin ich da, nicht zu antworten.“
Ihering, Rudolf von (1818-1892), deutscher Rechtslehrer, in: Der
Zweck im Recht, 2, 9: „Wenn wir aufrichtig sein sollen, so müssen wir gestehen,
daß das Übermaß den erklärten Zweck aller Tafelfreuden bildet. Sie haben die
Bestimmung, uns zu verlocken, das von der Natur durch den Zweck der Nahrung
vorgezeichnete Maß zu überschreiten.“ (Zusatz: Wie wir in allem einen inneren
Drang spüren, die Maße und Begrenzungen der Natur zu übertreten, ihr in allem
neue Maße zu geben und ihre Grenzen zu erweitern.)
Jacobsen, Jens Peter (1847-1885), dänischer Schriftsteller, in: Niels Lyhne: „Es ist unmöglich, Niels, daß es mit dem Tode
vorbei ist, du kannst es nicht so fühlen, du bist ja gesund; du meinst, der Tod
müsse uns völlig vernichten, weil man so matt ist und weil alles hinschwindet;
aber das ist nur für die Außenwelt. Hier drinnen ist ebenso viel Seele wie
vorher, glaube mir es, Niels, ich habe es alles hier drinnen, was ich bekommen
habe, dieselbe unendliche Welt, nur stiller, nur mehr für mich allein geradeso,
als wenn man seine Augen schließt. Es ist nur wie ein Licht, das von dir
fortgeht, fort von dir, ins Dunkle hinein, und es wird für dich schwächer und
schwächer, und du kannst es nicht sehen, und doch leuchtet es noch ebenso hell,
dort, wo es jetzt ist, weit fort von dir.“
Jandl, Ernst (1925-2000), österreichischer Schriftsteller und Dichter der experimentellen
Lyrik und visuellen Poesie: „Auch die alten großen / bäume, auch die
beständigen / bäume bricht die zeit.“
Jefferson, Thomas (1743-1826), US-amerikanischer Jurist, Gutsbesitzer und 3. Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika, hauptsächlicher Verfasser der
Unabhängigkeitserklärung: „Nichts verleiht mehr Überlegenheit, als ruhig und
unbekümmert zu bleiben.“
Jung, Carl Gustav (1875-1961), Schweizer Psychiater und
Begründer der analytischen Psychologie: „Unsere Aufgabe ist es, das zu werden,
was wir sind.“
Kafka, Franz (1883-1924), deutschsprachiger Schriftsteller, in: Betrachtungen über
Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg: „Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben.
Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar. Man schämt sich
nicht mehr, sterben zu wollen; man bittet, aus der alten Zelle, die man haßt,
in eine neue gebracht zu werden, die man erst hassen lernen wird. Ein Rest von
Glauben wirkt dabei mit, während des Transportes werde zufällig der Herr durch
den Gang kommen, den Gefangenen ansehen und sagen: >Diesen sollt ihr nicht
wieder einsperren. Er kommt zu mir.<“
Kafka,
Franz (1883-1924), deutschsprachiger Schriftsteller, in: Sämtliche Erzählungen, Gespräch mit dem Beter: „Denn mein Unglück ist ein schwankendes Unglück, ein auf einer dünnen
Spitze schwankendes Unglück, und berührt man es, so fällt es auf den Frager.“
Kafka, Franz (1883-1924), deutschsprachiger Schriftsteller, in
einem Brief
an Milena Jesenská im September 1920: „Dir wird ängstlich beim Gedanken an den Tod? Ich habe nur entsetzliche
Angst vor Schmerzen. Das ist ein schlechtes Zeichen. Den Tod wollen, die
Schmerzen aber nicht, das ist ein schlechtes Zeichen. Sonst aber kann man den
Tod wagen. Man ist eben als biblische Taube ausgeschickt worden, hat nichts
Grünes gefunden und schlüpft nun wieder in die dunkle Arche.“
Kafka, Franz (1883-1924), deutschsprachiger Schriftsteller: „Es gibt ein Ziel, aber
keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern.“
Kant, Immanuel (1724-1804), deutscher Philosoph der
Aufklärung: „Der ziellose Mensch
erleidet sein Schicksal, der zielbewußte gestaltet es.“
Kerner, Justinus Andreas Christian von (1786-1862), deutscher
Dichter, Arzt und medizinischer Schriftsteller: „Gott schickt am End uns
Leiden, / auf daß uns diese Welt, wenn wir nun von ihr scheiden, / nicht mehr
so mächtig hält.“
Kessel, Martin (Pseudonym: Hans Brühl, 1901-1990), deutscher Schriftsteller und Aphoristiker,
in: Gegengabe V.: „Bei furchtbaren Schicksalsschlägen das ganz Gewöhnliche tun,
das hilft uns über den Abgrund.“
Kierkegaard, Søren (Søren Aabye Kierkegaard, 1813-1855), dänischer Philosoph, Essayist, Theologe
und religiöser Schriftsteller, gilt als Wegbereiter des Existentialismus:
„Nichts zu riskieren, das hieße seine Seele aufs Spiel zu setzen.“
Kleist,
Heinrich von (Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, 1777-1811), deutscher
Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist, in einem Brief an Wilhelmine von Zenge, am 15. August
1801: „Ja, wahrlich, wenn man
überlegt, daß wir ein Leben bedürfen, um zu lernen, wie wir leben müßten, daß
wir selbst im Tode noch nicht ahnden, was der Himmel mit uns will, wenn niemand
den Zweck seines Daseins und seine Bestimmung kennt, wenn die menschliche
Vernunft nicht hinreicht, sich und die Seele und das Leben und die Dinge um sich
zu begreifen, wenn man seit Jahrtausenden noch zweifelt, ob es ein Recht gibt –
– kann Gott von solchen Wesen Verantwortlichkeit fordern? [...] Tausendfältig
verknüpft und verschlungen sind die Dinge der Welt, jede Handlung ist die
Mutter von Millionen andern, und oft die schlechteste erzeugt die beste – Sage mir,
wer auf dieser Erde hat schon etwas Böses getan? Etwas, das böse wäre in alle
Ewigkeit fort? Und was uns auch die Geschichte von Nero, und Attila, und
Cartouche, von den Hunnen und den Kreuzzügen und der spanischen Inquisition
erzählt, so rollt doch dieser Planet immer noch freundlich durch den
Himmelsraum, und die Frühlinge wiederholen sich, und die Menschen leben,
genießen, und sterben nach wie vor. – Ja, tun, was der Himmel sichtbar,
unzweifelhaft von uns fordert, das ist genug – Leben, solange die Brust sich
hebt, genießen, was rundum blüht, hin und wieder etwas Gutes tun, weil das auch
ein Genuß ist, arbeiten, damit man genießen und wirken könne, andern das Leben
geben, damit sie es wieder so machen und die Gattung erhalten werde – und dann
sterben – Dem hat der Himmel ein Geheimnis eröffnet, der das tut und weiter
nichts. [...] Genießen! Das ist der Preis des Lebens! Ja, wahrlich, wenn wir
seiner niemals froh werden, können wir nicht mit Recht den Schöpfer fragen,
warum gabst Du es mir? Lebensgenuß seinen Geschöpfen zu geben, das ist die
Verpflichtung des Himmels; die Verpflichtung des Menschen ist es, ihn zu
verdienen. Ja, es liegt eine Schuld auf den Menschen, etwas Gutes zu tun [...].“
Kleist,
Heinrich von (Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, 1777-1811), deutscher
Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist, in seinem Abschiedsbrief an Marie von Kleist am Tage
seines Freitods, am 21. November 1811: „Meine liebste Marie, wenn Du wüßtest, wie der Tod und die Liebe sich
abwechseln, um diese letzten Augenblicke meines Lebens mit Blumen, himmlischen
und irdischen, zu bekränzen, gewiß Du würdest mich gern sterben lassen. Ach,
ich versichre Dich, ich bin ganz selig. Morgens und abends knie ich nieder, was
ich nie gekonnt habe, und bete zu Gott; ich kann ihm mein Leben, das
allerqualvollste, das je ein Mensch geführt hat, jetzo danken, weil er es mir
durch den herrlichsten und wollüstigsten aller Tode vergütigt. Ach, könnt ich
nur etwas für Dich tun, das den herben Schmerz, den ich Dir verursachen werde,
mildern könnte! [...] – Ach, meine teure Freundin, möchte Dich Gott bald
abrufen in jene bessere Welt, wo wir uns alle, mit der Liebe der Engel,
einander werden ans Herz drücken können. – Adieu.“
Kleist,
Heinrich von (Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, 1777-1811), deutscher
Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist, in seinem Abschiedsbrief an Ulrike von Kleist am Tage
seines Freitods, am 21. November 1811: „Ich kann nicht sterben, ohne mich, zufrieden und heiter, wie ich bin,
mit der ganzen Welt, und somit auch, vor allen anderen, meine teuerste Ulrike,
mit Dir versöhnt zu haben. [...] Du hast an mir getan, ich sage nicht, was in
Kräften einer Schwester, sondern in Kräften eines Menschen stand, um mich zu
retten: Die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe
wohl; möge Dir der Himmel einen Tod schenken, nur halb an Freude und
unaussprechlicher Heiterkeit, dem meinigen gleich: das ist der herzlichste und
innigste Wunsch, den ich für Dich aufzubringen weiß.“
Kosorin, Pavel (*1964), tschechischer Aphoristiker: „Wenn man
Hindernisse zu genau kennt, verliert man den Mut.“
Krailsheimer, Hans (1888-1958), deutscher Schriftsteller: „Zur richtigen Entscheidung
kam es oft nur, weil der Weg zur falschen gerade nicht frei war...“ (Dazu
schrieb jemand: Kein Ausweg ist auch einer.)
Lagarde, Paul Anton de (ursprünglich: Paul
Anton Bötticher, 1827-1891), deutscher Theologe, Kulturphilosoph, Orientalist,
in: Kunstwart, Hg. Ferdinand Avenarius, 2. Aprilheft 1906, S. 83: „Gott fragt,
damit du Antwort gebest. / Gott drückt, damit du dich erhebest. / Wenn vor dir
ein Geheimnis schweigt, / So heißt das nur: du sollst ergründen. / Wenn Ecke
sich auf Ecke zeigt, / Ist’s deine Pflicht, sie abzuründen. / Was deiner Zeit
und deinem Kreise fehlt, / Ist deines Amts hinzuzufügen. / Nicht Unglück ist
es, was die Menschen quält: / Untätigkeit allein schafft Ungenügen.“
Lakota-Indianer: „Steht nicht an meinem Grab
und weint, ich bin nicht dort, nein ich schlafe nicht. Ich bin eine der tausend
wogenden Wellen des Sees, ich bin das diamantene Glitzern des Schnees, wenn ihr
erwacht, in der Stille am Morgen, dann bin ich für euch verborgen, ich bin ein
Vogel im Flug, leise wie ein Luftzug, ich bin das sanfte Licht der Sterne in
der Nacht. Steht nicht an meinem Grab und weint, ich bin nicht dort, nein ich
schlafe nicht.“
Lakota-Indianer: „Wenn man im Herbst die
kleine Welt der Insekten betrachtet und nun sieht, wie das eine sich sein Bett
bereitet, um zu schlafen, den langen, erstarrenden Winterschlaf; das andere
sich einspinnt, um als Puppe zu überwintern und einst, im Frühling, verjüngt
und vervollkommnet zu erwachen; endlich die meisten, als welche ihre Ruhe in
den Armen des Todes zu halten gedenken, bloß ihrem Ei sorgfältig die geeignete
Lagerstätte anpassen, um einst aus diesem erneuet hervorzugehn; – so ist dies
die große Unsterblichkeitslehre der Natur, welche uns beibringen möchte, daß
zwischen Schlaf und Tod kein radikaler Unterschied ist, sondern der eine so
wenig wie der andere das Dasein gefährdet. Die Sorgfalt, mit der das Insekt
eine Zelle, oder Grube, oder Nest bereitet, sein Ei hineinlegt, nebst Futter
für die im kommenden Frühling daraus hervorgehende Larve, und dann ruhig
stirbt, – gleicht ganz der Sorgfalt, mit der ein Mensch am Abend sein Kleid und
sein Frühstück für den kommenden Morgen bereitlegt und dann ruhig schlafen
geht, – und könnte im Grunde gar nicht statthaben, wenn nicht, an sich und
seinem wahren Wesen nach, das im Herbste sterbende Insekt mit dem im Frühling
auskriechenden eben so wohl identisch wäre, wie der sich schlafen legende
Mensch mit dem aufstehenden.“
Lame Deer (Archie
Fire Lame Deer, auch: Tahka Ushte, 1935-2001), Häuptling und Medizinmann der
Miniconjou-Lakota-Indianer, Aktivist für die indianische Kultur in Amerika: „Bevor unsere weißen Brüder kamen, um
zivilisierte Menschen aus uns zu machen, hatten wir keine Gefängnisse. Aus
diesem Grund hatten wir auch keine Verbrecher. Ohne ein Gefängnis kann es keine
Verbrecher geben. Wir hatten weder Schlösser noch Schlüssel, und deshalb gab es
bei uns auch keine Diebe. Wenn jemand so arm war, daß er kein Pferd besaß, kein
Zelt oder keine Decke, so bekam er all dies geschenkt. Wir waren viel zu
unzivilisiert, um großen Wert auf persönlichen Besitz zu legen. Wir strebten
Besitz nur an, um ihn weitergeben zu können. Wir kannten kein Geld, und daher
wurde der Wert eines Menschen nicht nach seinem Reichtum bemessen. Wir hatten
keine schriftlich niedergelegten Gesetze, keine Rechtsanwälte und Politiker,
daher konnten wir einander nicht betrügen. Es stand wirklich schlecht um uns,
bevor die Weißen kamen, und ich kann es mir nicht erklären, wie wir ohne die
grundlegenden Dinge auskommen konnten, die – wie man uns sagt – für eine
zivilisierte Gesellschaft so notwendig sind.“
Lame Deer (Archie
Fire Lame Deer, auch: Tahka Ushte, 1935-2001), Häuptling und Medizinmann der
Miniconjou-Lakota-Indianer, Aktivist für die indianische Kultur in Amerika: „Ihr verbreitet den Tod, ihr kauft und
verkauft Tod, aber ihr verleugnet ihn; ihr wollt ihm nicht ins Gesicht sehen.
Ihr habt den Tod steril gemacht, unter den Teppich gekehrt, ihn seiner Würde
beraubt. Wir Indianer jedoch denken noch an den Tod, denken viel über ihn nach.
Auch ich tue es. Heute wäre ein guter Tag zum Sterben – nicht zu heiß, nicht zu
kalt –, ein Tag, an dem etwas von mir zurückbleiben könnte, um noch ein wenig
hier zu verweilen. Ein vollkommener Tag für einen Menschen, der an das Ende
seines Weges kommt. Für einen Menschen, der glücklich ist und viele Freunde
hat.“
Laotse (auch: Lao Tse, Laudse, Laozi, „Alter Meister“,
zwischen dem 3. und 6. Jh. vor Christus), legendärer chinesischer Philosoph,
das bekannteste ihm zugeschriebene und Hauptwerk des Taoismus ist das
Tao-Te-King: „Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem ersten Schritt.“
Laotse (auch: Lao Tse, Laudse, Laozi, „Alter Meister“,
zwischen dem 3. und 6. Jh. vor Christus), legendärer chinesischer Philosoph,
das bekannteste ihm zugeschriebene und Hauptwerk des Taoismus ist das
Tao-Te-King: „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.“
Lec, Stanislaw Jerzy (1909-1966), polnischer Lyriker und
Aphoristiker: „Die Uhr schlägt. Alle.“
Lehár, Franz (1870-1948), österreichischer Komponist ungarischer Herkunft: „Ich bin nicht
auf der Welt, um das Leben zu genießen, sondern um anderen Freude zu bereiten.“
Leitka Hoh, Mary,
Weisheit der Indianer: „Ich sage
immer, was ich in meinem Herzen für wahr halte. Darum geht es. Wenn alle das
verstehen könnten, würden sie wissen, wie ich mich fühle. Wenn andere Menschen
sich ihre Kultur bewahren und weiter danach leben würden, wüßten sie um diese
Dinge. Manchmal sagen die Leute, ich würde wieder Indianer spielen. Oh, das ist
traurig. Ich glaube nicht, daß ich Indianer spielen oder mich wie eine Indianerin
aufführen muß. Ich bin eine. Ich bin so. Ich bin, wer ich bin. Und ich bin
stolz.“
Lembke, Robert Emil (1913-1989), deutscher Journalist und
Fernsehmoderator: „Anerkennung ist eine Pflanze, die vorwiegend auf Gräbern
wächst.“
Leopardi, Giacomo
Graf (1798-1837), italienischer Dichter, in: Das Gedankenbuch: „Der Mensch [...] kommt nicht zur Welt, um
sich des Lebens zu freuen, sondern nur um den Fortgang des Lebens zu sichern,
um es anderen, die auf ihn folgen, weiterzugeben, um es zu erhalten. Weder er
selbst noch das Leben noch sonst irgendetwas auf Erden ist eigentlich für ihn
da, sondern er ist im Gegenteil nur für das Leben da. [...] Die Seienden sind
da, weil man da ist, der einzelne Seiende kommt zur Welt und ist da, auf daß
man weiterhin da sei und das Dasein in ihm und anderen nach ihm erhalten
bleibe.“
Lichtenberg, Georg Christoph (1742-1799), deutscher
Mathematiker, Professor der Naturwissenschaften, Begründer des Aphorismus’, in seinen Aphorismen: „Rede eines Selbstmörders, kurz vor der Tat
aufgesetzt: [...] Es ist dies keine Anwandlung einer tollen Verzweiflung, ich
kenne die Kette meiner Tage aus den wenigen Gliedern, die ich gelebt habe, zu
wohl. Ich bin müde, weiterzugehen; hier will ich ganz ersterben oder doch
wenigstens über Nacht bleiben. Hier nimm meinen Stoff wieder, Natur, knete ihn
in die Masse der Wesen wieder ein, mache einen Busch, eine Wolke, alles, was du
willst, aus mir, auch einen Menschen, aber mich nicht mehr.“
Lindau, Veit (*1969),
deutscher Buchautor im Bereich Selbsterkenntnis und Beziehung: „Dein größtes
Geschenk an uns alle bist du in deiner freiesten Version.“
Logau, Friedrich
Freiherr von (1605-1655), schlesischer Barockdichter, Sitten der Jugend: „Die
Finken, die im Lenz nicht singen, / die bringen’s auf den Herbst dann ein. /
Der muß dann alt erst rasend sein, der jung es konnte nicht vollbringen.“
Logau, Friedrich Freiherr von (1605-1655), schlesischer
Barockdichter: „Leichter träget, was er träget, / wer Geduld zur Bürde leget.“
Luisser, Alois: „Christus
ist auferstanden, aber Millionen Menschen hängen noch am Kreuz und viele ihr
ganzes Leben lang.“
Lyons, Oren,
Weisheit der Indianer: „Wer die
Erde nicht respektiert, zerstört sie, wer nicht alles Leben so wie das eigene
respektiert, wird zum Mörder. Der Mensch glaubt manchmal, er sei zum Besitzer,
zum Herrscher erhoben worden. Das ist ein Irrtum. Er ist nur ein Teil des
Ganzen. Seine Aufgabe ist die eines Hüters, eines Verwalters, nicht die eines
Ausbeuters. Der Mensch hat Verantwortung, nicht Macht. Wir denken bei jeder
Entscheidung an die siebte der kommenden Generationen. Es ist unsere Aufgabe,
dafür zu sorgen, daß die Menschen nach uns, die noch ungeborenen Generationen,
eine Welt vorfinden, die nicht schlechter ist als die unsere – und hoffentlich
besser.“
Majakowski, Wladimir Wladimirowitsch (1893-1930), sowjetischer Dichter und führender Vertreter des
russischen Zweigs des Futurismus, in seinem Abschiedsbrief kurz vor seinem
Freitod am 12. April 1930: „An
ALLE! / Daß ich sterbe, dürft ihr keinem zur Last legen, und bitte – macht keinen
Klatsch daraus. So was ist dem Verstorbenen furchtbar unlieb gewesen. Mutter,
Schwestern und Genossen, verzeiht – das ist keine Art (empfehle sie keinem),
doch ich habe keine Auswege mehr. / Lilja – ich liebe dich. / Genosse
Regierung, meine Familie sind Lilja Brik, meine Mutter, meine Schwestern und
Veronika Witoldowna Polonskaja. Wenn du ihnen ein leidliches Leben bereitest –
danke. Die angefangenen Verse gebt Briks, sie kennen sich aus: / Wie man so
sagt – / >der Fall ist gepfeffert<, / der Liebeskahn / ist am Alltag
zerschellt. / Ich bin quitt mit dem Leben, / kein Aufrechnen nötig / der
einander verpaßten / Schmerzen, / Leiden / und Beleidigungen. / Lebt wohl.“
Marcuse, Ludwig (1894-1971), Philosoph, Literaturkritiker und Schriftsteller: „Gepriesen sei
der Zufall. Er ist wenigstens nicht ungerecht.“
Meir, Golda (1898-1978), israelische Politikerin: „Ich kann
ehrlich sagen: Die Frage nach dem Erfolg eines Unternehmens hat mich nie
beeinflußt. Wenn ich fühlte, es war die richtige Sache, dies zu tun, ging ich
dieser Sache nach, ohne Rücksicht auf das Ergebnis.“
Mendelssohn, Moses (1729-1786), deutscher Philosoph der Aufklärung, Wegbereiter der Haskala
(hebräisch: Bildung): „Nach Wahrheit forschen, Schönheit lieben, Gutes wollen,
das Beste tun – das ist die Bestimmung des Menschen.“
Merici, Angela (zwischen 1470 und 1474 geboren, gestorben
1540), Gründerin der Compagnia di Sant’ Orsola (heute: Orden der Ursulinen):
„Mache dich selbst zuerst zu dem, wozu du andere machen willst.“
Modersohn-Becker, Paula (1876-1907), deutsche Malerin des
frühen Expressionismus: „Belohnt und bestraft werden wir für alles schon auf
Erden.“
Moltke, Helmut Karl Bernhard
von (1800-1891), ab 1870 Graf von Moltke, preußischer
Generalfeldmarschall: „Nicht der Glanz des Erfolges, sondern die Lauterkeit des
Strebens und das treue Beharren in der Pflicht, auch der geringscheinenden,
wird den Wert eines Menschenlebens entscheiden.“
Montaigne, Michel de (Michel Eyquem de Montaigne, 1533-1592),
Jurist, Politiker, Philosoph, Humanist, Skeptiker, Begründer der Essayistik, in
seinen Essays: „Auf den Tod sinnen heißt auf Freiheit sinnen.“
Montaigne, Michel de (Michel Eyquem de Montaigne, 1533-1592),
Jurist, Politiker, Philosoph, Humanist, Skeptiker, Begründer der Essayistik: „Wer die Menschen sterben lehrt, lehrt sie
leben.“
Montessori, Maria (1870-1952), italienische Ärztin, Reformpädagogin, Philosophin und
Misanthropin, auf sie geht das Konzept der Montessori-Pädagogik zurück: „Die
Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben,
sich zu offenbaren.“
Morgenstern, Christian (1871-1914), deutscher Dichter, Lyriker, Übersetzer, in: Stufen, Natur,
1905: „Die Verschwendung der
Natur ist zu groß. Und das ist das Bitterste: Unsere anklagenden Gedanken, und
seien sie noch so erhaben, sind nur wie namenlose gleichgültige Vögel, die
gegen ein kristallumpanzertes Feuer prallen, um ohnmächtig und ruhmlos in die
Nacht hinabzufallen, vertan, verschwendet wie das Wesen, das sie gebar.“ („Stufen“
– siehe hier.)
Morgenstern, Christian (1871-1914), deutscher Dichter, Lyriker, Übersetzer, in: Stufen, Tagebuch
eines Mystikers, 1906: „Ich
werde erst sterben, wenn ich erfüllt haben werde, was ich erfüllt haben konnte.
Gott stirbt nicht vor der Zeit. Er wacht hier auf und schläft dort ein, wie es
gut ist. Was sträubst du dich gegen das, was du dein Schicksal nennst? Siehe
dir selbst ins Antlitz: Dein Schicksal ist, daß du Gott bist. Ich sage: Gott!
Aber wo uns die Wirklichkeit dieses Wortes faßte, da wäre unser Herz und Hirn
auch schon dahin, wie ein Bologneser Glas, das, getroffen, zu Staub zerspringt.
Gott schauen ist Tod, das wußten alle Völker. Gott erraten ist Leben.“ („Stufen“
– siehe hier.)
Morgenstern, Christian (1871-1914), deutscher Dichter, Lyriker, Übersetzer: „Das Leben ist
die Suche des Nichts nach dem Etwas.“
Morgenstern, Christian (1871-1914), deutscher Dichter,
Lyriker, Übersetzer: „Jeder von uns hat
etwas Unbehauenes, Unerlöstes in sich, darin unaufhörlich zu arbeiten seine
heimlichste Lebensaufgabe bleibt“
Müller, Johann Ludwig Wilhelm (1794-1827), deutscher
Dichter, Komponist, Philologe, Vater des Sprachforschers Friedrich Max Müller,
in: Lehre und Beispiel: „Wenn des Weisen gute Lehre eine Hand ist, dich zu
führen: / In des Guten weisem Beispiel wirst du einen Flügel spüren.“
Nair, Keshavan: „Mit Mut wirst Du es wagen, Risiken
einzugehen; du wirst die Stärke haben, Mitgefühl zu zeigen und die Weisheit,
bescheiden zu sein. Mut ist die Grundlage der Integrität.“
Navajo, Gesang der
Navajo, auch Navaho oder Diné genannt, das zweitgrößte indianische Volk in den
vereinigten Staaten: „Im Haus
des Langen Lebens, dort lebe ich. / Im Haus des Glücks, dort lebe ich. /
Schönheit unter mir, dort lebe ich. / Schönheit über mir, dort lebe ich. /
Schönheit rings um mich her, dort lebe ich. / Ins Alter reisend, mit ihm lebe
ich. / Auf dem guten Pfad bin ich, auf ihm lebe ich.“
Nietzsche, Friedrich
Wilhelm (1844-1900), klassischer deutscher Philologe, Philosoph,
Dichter, Komponist, in: Die fröhliche Wissenschaft: „Es macht mich glücklich zu sehen, daß die Menschen den Gedanken an den
Tod durchaus nicht denken wollen! Ich möchte gern etwas dazu tun, ihnen den
Gedanken an das Leben noch hundertmal denkenswerter zu machen.“
Nietzsche, Friedrich Wilhelm (1844-1900), klassischer
deutscher Philologe, Philosoph, Dichter, Komponist, in: Fröhliche
Wissenschaft: „Du sollst der werden, der du bist.“
Nietzsche,
Friedrich Wilhelm (1844-1900), klassischer deutscher Philologe, Philosoph,
Dichter, Komponist, in: Götzendämmerung: Die vier großen Irrtümer: „Niemand ist dafür verantwortlich, daß er
überhaupt da ist, daß er so beschaffen ist, daß er unter diesen Umständen, in
dieser Umgebung ist. Die Fatalität seines Wesens ist nicht herauszulösen aus
der Fatalität all dessen, was war und was sein wird.“
Nietzsche,
Friedrich Wilhelm (1844-1900), klassischer deutscher Philologe, Philosoph,
Dichter, Komponist, in: Nachlaß: Fragmente März 1875: „Die meisten Menschen sind offenbar zufällig auf der Welt: Es zeigt sich keine Notwendigkeit höherer
Art in ihnen. Sie treiben dies und das, ihre Begabung ist mittelmäßig. Wie
sonderbar! [...] eine rührende Bescheidenheit
der Menschen: Sie sagen damit, wir sind berufen, unseresgleichen zu nützen und
zu dienen, und der Nachbar ebenfalls und dessen Nachbar auch; und so dient
jeder dem anderen, keiner hat seinen Beruf, seiner selbst wegen da zu sein,
sondern immer wieder anderer wegen; so haben wir eine Schildkröte, die auf
einer anderen ruht und diese wieder auf einer und so fort. Wenn jeder seinen
Zweck in einem anderen hat, so haben alle
keinen Zweck an sich, zu existieren; und dies ‚füreinander existieren‘ ist komischste Komödie.“
Nietzsche,
Friedrich Wilhelm (1844-1900), klassischer deutscher Philologe, Philosoph,
Dichter, Komponist, in: Nachlaß: Fragmente Sommer 1875: „Der Tod wird erst furchtbar durch den Hintergrund, den man ihm gibt.
Wie die Liebe eine beseligende Traumwelt, so erzeugt die Furcht eine höllische
Traumwelt. Der irregeleitete Verstand erzeugt die Schrecken. Man soll den Tod
nicht überwinden, aber wohl bestehen lernen.“
Nietzsche,
Friedrich Wilhelm (1844-1900), klassischer deutscher Philologe, Philosoph,
Dichter, Komponist, in verschiedenen Fassungen: Unzeitgemäße Betrachtungen
2,9; Aus dem Nachlaß, Fragmente, Sommer-Herbst 1873: „Wozu die Menschen da
sind, wozu ‚der Mensch‘ da ist, soll uns gar nicht kümmern: aber wozu Du da
bist, das frage dich: Und wenn Du es nicht erfahren kannst, nun so stecke Dir
selber Ziele, hohe und edle Ziele und gehe an ihnen zugrunde! Ich weiß keinen
besseren Lebenszweck als am Großen und Unmöglichen zugrunde zu gehen: animae
magnae prodigus.“ [Lat. in etwa: ‚groß die Seele, die sich hingibt‘ oder auch:
‚verschwenderisch, wie eine große Seele‘.]
Nietzsche, Friedrich
Wilhelm (1844-1900), klassischer deutscher Philologe, Philosoph, Dichter, Komponist: „Sieh hinaus! Sieh nicht zurück! Man geht zugrunde, wenn man immer
nur zu den Gründen geht.“ (Unbekannte Quelle, F. N. zugeschrieben; vgl.
Gottfried Benn: „Es geht zugrund, wer immer zu den Gründen geht.“)
Nizami (1141-1202), persischer Schriftsteller („Leila und
Madschnun“): „Die Strebenden, die mit Verstand begabt sind, / was suchen anders
sie als schließlich Ruhe?“
Oesch, Emil,
Schriftsteller und Verleger: „Wer sein Leben auf Dienst aufbaut, hat nie
umsonst gelebt.“
Ordensgruß der
Trappisten (ursprünglich: der ‚Zisterzienser der strengeren Observanz‘), ein
Orden der römisch-katholischen Kirche, 1892 gegründet: „Memento mori! – Gedenke
des Todes!“
Ovid (Publius
Ovidius Naso, 43 v. Chr.-17 n. Chr.), römischer Dichter: „Welches auch die
Gaben sein mögen, mit denen du erfreuen kannst: Erfreue!“
Pascal, Blaise (1623-1662), franz. Religionsphilosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler:
„Das Wichtigste im Leben ist die Wahl eines Berufes. Der Zufall entscheidet
darüber.“
Pascal,
Blaise (1623-1662), französischer Religionsphilosoph, Mathematiker und
Naturwissenschaftler, in: Pensée, Gedanken: „Wenn
ich die kurze Dauer meines Lebens betrachte, das von der vorhergehenden und der
darauffolgenden Ewigkeit aufgesogen wird [...] und den kleinen Raum, den ich
ausfülle, und den ich noch dazu von der unendlichen Unermeßlichkeit der Räume
verschlungen sehe, die ich nicht kenne und die mich nicht kennen, so gerate ich
in Schrecken und erstaune, mich eher hier als dort zu sehen, denn es gibt
keinen Grund, warum es hier als dort ist, warum jetzt und nicht viel früher.
Wer hat mich dorthin gebracht? Durch wessen Gebot und Führung sind dieser Ort
und diese Zeit mir bestimmt worden?“
Paul,
Jean (eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825), deutscher
Schriftsteller, literaturgeschichtlich zwischen Klassik und Romantik, verehrte
Jean-Jacques Rousseau, daher seine Namensänderung, in: Die unsichtbare Loge, Ausläuten: „Die Menschen bewohnen und bewegen das große
Tretrad des Schicksals und glauben darin, sie steigen, wenn sie gehen
...“
Paul,
Jean (eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825), deutscher
Schriftsteller, literaturgeschichtlich zwischen Klassik und Romantik, verehrte
Jean-Jacques Rousseau, daher seine Namensänderung, in: Die unsichtbare Loge: „Gegen 4 Uhr morgens konnte er uns nicht mehr
sehen, obgleich die Morgenröte schon in der Stube war – die Augen blickten
versteinert vor sich hin – eine Gesichtszuckung kam auf die andre – den Mund
zog eine Entzückung immer lächelnder auseinander – Frühlings-Phantasien, die
weder dieses Leben erfahren, noch jenes haben wird, spielten mit der sinkenden
Seele – endlich stürzte der Todesengel den blassen Leichenschleier auf sein
Angesicht und hob hinter ihm die blühende Seele mit ihren tiefsten Wurzeln aus
dem körperlichen Treibkasten voll organisierter Erde ... Das Sterben ist
erhaben; hinter schwarzen Vorhängen tut der einsame Tod das stille Wunder und
arbeitet für die andre Welt, und die Sterblichen stehen da mit nassen, aber
stumpfen Augen neben der überirdischen Szene ...“
Paul, Jean (eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter,
1763-1825), deutscher Schriftsteller, literaturgeschichtlich zwischen Klassik
und Romantik, verehrte Jean-Jacques Rousseau, daher seine Namensänderung, in:
Dämmerungen: „Die höchste Krone des Helden ist die Besonnenheit mitten in
Stürmen der Gegenwart.“
Paul, Jean (eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825), deutscher
Schriftsteller, literaturgeschichtlich zwischen Klassik und Romantik, verehrte
Jean-Jacques Rousseau, daher seine Namensänderung, in: Herbst-Blumine I.: „Nur
wer irgendein Ideal, das er ins Leben ziehen will, in seinem Inneren hegt und
nährt, ist verwahrt gegen die Gifte und Schmerzen der Zeit.“
Paul,
Jean (eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825), deutscher Schriftsteller,
literaturgeschichtlich zwischen Klassik und Romantik, verehrte Jean-Jacques
Rousseau, daher seine Namensänderung, in: Hesperus: „Das Schicksal gibt dem Menschen oft den Wundbalsam früher als
die Wunde.“
Paul,
Jean (eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter, 1763-1825), deutscher
Schriftsteller, literaturgeschichtlich zwischen Klassik und Romantik, verehrte
Jean-Jacques Rousseau, daher seine Namensänderung, in: Museum, Sedez-Aufsätze, Das Welt-Rätsel: „Der Mensch sieht nur das Spinnrad des
Schicksals, aber nicht die Spindel; daher sagt er: seht ihr nicht den ewigen,
leeren Kreislauf der Welt?“
Paul, Jean (eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter,
1763-1825), deutscher Schriftsteller, literaturgeschichtlich zwischen Klassik
und Romantik, verehrte Jean-Jacques Rousseau, daher seine Namensänderung: „Gehe
nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und
hinterlasse eine Spur.“
Pestalozzi, Johann Heinrich (1746-1827), Schweizer Pädagoge,
Sozialreformer, Philosoph und Politiker, in: Der natürliche Schulmeister 3:
„Wer es in etwas, sei es noch so gering, zur Vollkommenheit bringt, der ist für
sein Leben geborgen.“
Piaf, Édith (Édith Giovanna Gassion, 1915-1963), weltberühmte
französische Chansonsängerin: „Das Leben ist wundervoll. Es gibt Augenblicke,
da möchte man sterben. Aber dann geschieht etwas Neues und man glaubt, man sei
im Himmel.“
Picasso, Pablo (Pablo Ruiz Picasso, 1881-1973), berühmter spanischer Maler, Graphiker und
Bildhauer: „Man braucht sehr lange, um jung zu werden.“
Platon (latinisiert: Plato, 428-348 v. Chr.), griechischer Philosoph, in: Die Apologie des
Sokrates: „Wir wollen uns aber
auch auf folgende Weise zu Gemüt führen, wie viele Hoffnung da ist, daß Sterben
etwas Gutes sei: Eins von beiden muß der Tod sein: entweder er ist wie ein
Nichts-Sein, und der Gestorbene hat keine Empfindung weiter von irgendetwas,
oder nach der gewöhnlichen Annahme, ist er eine Verwandlung und eine Versetzung
der Seele aus diesem in einen anderen Ort. Ist er nun ‚keine Empfindung weiter‘,
sondern gleichsam ein Schlaf, in dem der Schlafende nicht einmal einen Traum
sieht [...], so nenne ich ihn einen Gewinn; und alle Zeit vor uns scheint auf
diese Weise nur Eine lange Nacht zu sein. Wenn aber der Tod ein Auswandern ist,
aus diesem nach einem anderen Ort, und es ist wahr, was gesagt wird, daß alle,
die gestorben sind, sich dort befinden, welche Glückseligkeit könnte größer
sein als diese!“
Plutarch (um 45 bis 125), griechischer Schriftsteller,
Geschichtsschreiber und Philosoph, Lehrer Hadrians in Rom, über
Kindererziehung: „Wohnst Du neben einem Lahmen, so wirst Du hinken lernen.“
Raabe,
Wilhelm Karl (Pseudonym: Jakob Corvinus, 1831-1910), deutscher Schriftsteller,
Vertreter des poetischen Realismus, Verfasser gesellschaftskritischer
Erzählungen und Novellen, in: Notizen und Lebensrückblick: „Die interessantesten Zeiten des Menschendaseins sind nicht die, in
welchen man sich der Illusion hingibt, sein Leben selbst führen zu können, nach
rechts oder links abzuweichen, zu beharren oder aufzugeben, sondern die, in
denen man den Flügelschlag des Schicksals deutlich über seinem Kopf rauschen
hört. Und trotz aller möglichen Unruhe und Aufregung sind die letztern auch, so
paradox es klingen mag, die normalen.“
Raabe, Wilhelm Karl (Pseudonym: Jakob Corvinus, 1831-1910), deutscher Schriftsteller, Vertreter des
poetischen Realismus, Verfasser gesellschaftskritischer Erzählungen und
Novellen: „Diejenigen, welche mit heiterem Lächeln den uralten bitteren Kampf
führen, können in der rechten Stunde und zumal in der Stunde des Sieges ernst
genug sein. Sie vor allen anderen Erdenbürgern werden am wenigsten es wagen,
des Lebens rätselhafte Tiefen durch leichtsinnigen Scherz zu überbrücken.“
Renard, Jules (1864-1910),
französischer linksorientierter Schriftsteller, in seinem Tagebuch vom 14. Juni
1889: „Haben wir das Schicksal?
Sind wir frei? Wie ärgerlich, das nicht zu wissen! / Wieviel Ärger aber erst,
wüßten wir es.“
Rilke, Rainer
Maria (1875-1926), deutscher Lyriker, im: Schlußstück: „Der Tod ist groß / Wir sind die Seinen / lachenden
Munds. / Wenn wir uns mitten im Leben meinen, / wagt er zu weinen / mitten in
uns.“
Rilke, Rainer
Maria (1875-1926), deutscher Lyriker, in den Duineser Elegien: „Denn wir, wo wir fühlen, verflüchtigen; ach
wir atmen uns aus und dahin; von Holzglut zu Holzglut geben wir schwächern
Geruch. Da sagt uns wohl einer: ja, du gehst mir ins Blut, dieses Zimmer, der
Frühling füllt sich mit dir ... Was hilfts, er kann uns nicht halten, wir
schwinden in ihm und um ihn. Und jene, die schön sind, o wer hält sie zurück?
Unaufhörlich steht Anschein auf in ihrem Gesicht und geht fort. Wie Tau von dem
Frühgras hebt sich das Unsre von uns, wie die Hitze von einem heißen Gericht. O
Lächeln, wohin? O Aufschaun: neue, warme, entgehende Welle des Herzens –; weh
mir: wir sinds doch. Schmeckt denn der Weltraum, in den wir uns lösen, nach
uns?“
Rilke, Rainer
Maria (1875-1926), deutscher Lyriker, in den Duineser Elegien: „Freilich ist es seltsam, die Erde nicht mehr
zu bewohnen, kaum erlernte Gebräuche nicht mehr zu üben, Rosen, und andern
eigens versprechenden Dingen nicht die Bedeutung menschlicher Zukunft zu geben;
das, was man war in unendlich ängstlichen Händen, nicht mehr zu sein, und
selbst den eigenen Namen wegzulassen wie ein zerbrochenes Spielzeug. Seltsam,
die Wünsche nicht weiterzuwünschen. Seltsam, alles, was sich bezog, so lose im
Raume flattern zu sehen. Und das Totsein ist mühsam und voller Nachholn, daß
man allmählich ein wenig Ewigkeit spürt.“
Rilke, Rainer
Maria (1875-1926), deutscher Lyriker, in einem Brief an Claire Goll am 22. Oktober 1923: „Siehst Du, ich meine, daß Du nun, da Dir zum
ersten Mal zugemutet wird, im Tod des unendlich Nächsten den Tod zu erleiden,
den ganzen Tod [...], daß jetzt der Augenblick da ist, da Du am Fähigsten bist,
das reine Geheimnis wahr-zu-nehmen, das, glaub es mir, nicht des Todes, sondern
des Lebens ist. / Jetzt heißt es [...] den Tod [...] zum Leben hinzuzunehmen,
als ein nicht mehr Abzulehnendes, nicht länger Verleugnetes. Reiß es an Dich,
dieses Entsetzliche, [...] schreck es nicht ab, indem Du vor ihm (wie alle
anderen) erschrickst. Geh mit ihm um, oder [...] halt wenigstens still, sodaß
es ganz nahe kommen kann, das immer verjagte Wesen des Todes, und sich dir
anschmiege. Denn dies ist, siehst Du, der Tod geworden bei uns, dies immer
Verscheuchte, das sich nie mehr zu erkennen geben konnte.“
Rilke, Rainer
Maria (1875-1926), deutscher Lyriker, in einem Brief an Nanny Wunderly-Volkart am 2. April
1924: „Und daß es die Welt ist,
in die man fällt, unter Sterne, zu Mädchen, Kindern, Hunden und Abfällen, daß
es nichts Unklares gibt in den Verhältnissen, in die man geraten kann; zwar zu
Großes oder zu Böses, zu Listiges oder einfach Verhängnisvolles; aber man hat
es entweder mit anderen Würfeln zu tun, oder mit den Würfen, mit den Geistern,
die die Becher schütteln und ein Ihriges wagen dabei. Es ist ein lauteres
Spiel, unabsehlich und immer neu aufgenommen, über einen hinaus, aber doch so,
daß keiner in keinem Augenblick wertlos sei, oder schlecht oder schmählich;
denn wer kann dafür, daß er so oder so aus dem Becher fällt?“
Rilke, Rainer Maria (1875-1926), deutscher Lyriker: „Sei jedem Abschied voraus!“
Rilke, Rainer Maria (1875-1926), deutscher Lyriker: „Wenn man die Fragen lebt, / lebt man
vielleicht allmählich, / ohne es zu merken, / eines fernen Tages / in die
Antworten hinein.“
Rochefoucauld, Francois La (1613-1680), französischer
Moralist, in: Reflexionen: „Keinem erscheint das Schicksal so blind wie dem,
den es nicht begünstigt.“
Rochefoucauld, Francois La (1613-1680), französischer
Moralist, in: Reflexionen: „Man muß es mit dem Schicksal halten, wie mit dem
Befinden des Körpers: Es genießen, wenn es gut ist, sich gedulden, wenn es
schlecht ist, und nur in der äußersten Not starke Heilmittel anwenden.“
Roethke, Theodore: „Ich lerne, indem ich dorthin gehe,
wohin ich gehen muß.“
Roman, Sanaya: „Alles, was man tun muß, um Führung zu
bekommen, ist, darum zu bitten und dann zu lauschen.“
Rosegger, Peter (1843-1918), österreichischer Schriftsteller:
„Jeden Morgen sich in Sterben hineindenken, das lehrt uns den neuen Tag richtig
schätzen – nicht zu gering, weil er ein köstliches Geschenk ist, nicht zu hoch,
weil er heute noch vergeht.“
Rousseau, Jean-Jacques (1712-1778), französischsprachiger Schriftsteller,
Philosoph, Pädagoge, Naturforscher, Komponist zur Zeit der Aufklärung, in: Emil oder über die Erziehung: „O Mensch, suche dein wahres Glück in dir
selbst, und du wirst dich nicht mehr elend fühlen! Halte an dem Platz aus, den
dir die Natur in der Kette anweist, dann wird nichts dich aus demselben zu
entfernen vermögen. Sträube dich nicht gegen das harte Gesetz der Notwendigkeit
und erschöpfe nicht im törichten Versuch, ihr Widerstand entgegenzusetzen, die
Kräfte, die dir der Himmel nicht zur Erweiterung, sondern nur zur Erhaltung
deines Daseins, wie es ihm gefällt und so lange es ihm gefällt, gegeben hat.
Deine Freiheit und deine Macht erstrecken sich nur über das Gebiet deiner
natürlichen Kräfte und nicht darüber hinaus, alles Übrige ist nur Sklaverei,
Illusion, Blendwerk.“
Rufus, Marcus Pinarius (wahrscheinlich auch: Lucius Pinarius
Mamercinus Rufus, *3. Jahrhundert v. Ch.), um 472 v. Ch. Konsul in Rom: „Ut
sementem feceris, ita metes. – Wie du gesät hast, wirst du ernten.“
Rumpf, Michael (*1948), deutscher Germanist, Philosoph, Autor, Herausgeber, Aphoristiker: „Um
sich zu erkennen, muß man in die Gesichter der anderen sehen.“
Rá, Bó Yin (Joseph Anton Schneiderfranken, 1876-1943),
deutscher Schriftsteller, Maler und Philosoph: „Jedes Leid ist einer späteren
Freude vorgesandtes, geheimnisvolles Zeichen.“
Rückert, Friedrich (Pseudonym: Freimund Raimar oder Raimer, 1788-1866), deutscher Dichter,
Übersetzer, Begründer der deutschen Orientalistik, in: Die Weisheit des
Brahmanen 3: „Zwar unvollkommen fühlst du dich, o Mensch, auf Erden, / doch
auch den Trieb in dir, vollkommener zu werden.“
Saint-Exupéry, Antoine de (1900-1944), französischer
Schriftsteller und Pilot: „Was die
Zukunft betrifft, so ist deine Aufgabe nicht, sie vorauszusehen, sondern sie zu
ermöglichen.“
Saint-Exúpery, Antoine de (1900-1944), französischer
Schriftsteller: „Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas
erscheint, das uns verbraucht, sondern als etwas, das uns vollendet.“
Schefer, Leopold (1784-1862), Verwalter, Lyriker, Komponist:
„Eine gute Tat getan zu haben, beschützt wie eine Götterhand den Menschen,
führt ihn durch Unheil ruhig bis zum Tode.“
Schiller, Friedrich von (1759-1805), deutscher Nationaldichter,
Historiker, Philosoph, in: Prolog zu Wallensteins Lager: „Im engen Kreis
verengt sich der Sinn, / es wächst der Mensch mit seinen größeren Zwecken.“
Schiller, Friedrich von (1759-1805), deutscher Nationaldichter,
Historiker, Philosoph, in: Turandot II, 4, Altoum: „Je näher / dem Gipfel,
desto schwerer ist der Fall.“
Schiller, Friedrich von (1759-1805), deutscher Nationaldichter,
Historiker, Philosoph, in: Wallensteins Tod IV, 6, Gordon: „Das Leben wagt der
Mut, nicht das Gewissen.“
Schiller, Friedrich von (1759-1805), deutscher Nationaldichter,
Historiker, Philosoph: „Der Siege
göttlichster ist das Vergeben.“
Schleiermacher, Friedrich Daniel
Ernst (1768-1834), protestantischer Theologe, Altphilologe,
Philosoph, Publizist, Staatstheoretiker, Kirchenpolitiker und Pädagoge, erster
moderner Soziologe, gilt als Begründer der Hermeneutik, in: Monologe: „Ist es wahr, daß wir alle auf Erden abhängig
wandeln, und ungewiß der Zukunft? daß ein dichter Schleier dem Menschen, was er
sein wird, verbirgt, und daß des Schicksals blinde Macht [...] mit unsern
Entschlüssen wie mit unseren Wünschen spielt? O freilich, wenn Entschlüsse nur
Wünsche sind, so ist der Mensch des Zufalls Spiel! Wenn er nur im Wechsel
flüchtiger Empfindungen und einzelner Gedanken [...] sich selbst zu finden weiß;
wenn er im ungewissen Haben äußerer Gegenstände, im schwindelnden Betrachten
des ewigen Wirbels [...] sein ganzes Leben hindurch begriffen ist, und niemals
tiefer in sein eigenes Wesen dringt; wenn er [...] immer nur Einzelnes und Äußeres
sieht und betreiben und besitzen will, wie ihm die Empfindung des Augenblicks
gebietet: dann kann ihm das Schicksal feindselig rauben, was er begehrt [...].
Denn schrecklich muß es den Menschen ergreifen, wenn er nimmer dazu gelangt
sich selbst zu fassen; wenn jeder Lichtstrahl, der in die unendliche Verwirrung
fällt, ihm klarer zeigt, er sei kein freies Wesen, sei eben nur ein Zahn in
jenem großen Rade, das ewig kreisend sich, ihn und alles bewegt. Nur Hoffnung,
immer wieder aller Erfahrung, allem Bewußtsein zum Trotz erneute Hoffnung auf
glücklichen Wechsel oder auf endliches Erbarmen muß seine einzige Stütze sein.“
Schopenhauer, Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph, in: Aphorismen zur
Lebensweisheit, IV: „Der Rum, welcher zum Nachruhm werden will, gleicht einer
Eiche, die aus ihrem Samen sehr langsam hervorwächst, der leichte, ephemere
Ruhm den einjährigen, schnell wachsenden Pflanzen und der falsche Ruhm gar dem
schnell hervorschießenden Unkraute, das schleunigst ausgerottet wird.“
Schopenhauer,
Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph, in: Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 2: „Was wir im Tode fürchten, ist keineswegs der
Schmerz: Denn teils liegt dieser offenbar diesseits des Todes; teils fliehn wir
oft vor dem Schmerz zum Tode [...]. Wir unterscheiden also Schmerz und Tod als
zwei ganz verschiedene Übel: Was wir im Tode fürchten, ist in der Tat der
Untergang des Individuums, als welcher er sich unverhohlen kundgibt, und da das
Individuum der Wille zum Leben selbst in einer einzelnen Objektivation ist, sträubt
sich sein ganzes Wesen gegen den Tod.“
Schopenhauer,
Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph, in: Die Welt als Wille und Vorstellung: „Der Tod [...] gleicht dem Untergange der
Sonne, die nur scheinbar von der Nacht verschlungen wird, wirklich aber, selbst
Quelle alles Lichtes, ohne Unterlaß brennt, neuen Welten neue Tage bringt,
allezeit im Aufgange und allezeit im Niedergange. Anfang und Ende trifft nur
das Individuum, mittelst der Zeit, der Form dieser Erscheinung für die
Vorstellung.“
Schopenhauer,
Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph, in: Die Welt als Wille und Vorstellung: „Wenn, was uns den Tod so schrecklich erscheinen
läßt, der Gedanke des Nichtseins wäre; so müßten wir mit gleichem Schauder der
Zeit gedenken, da wir noch nicht waren. Denn es ist unumstößlich gewiß, daß das
Nichtsein nach dem Tode nicht verschieden sein kann von dem vor der Geburt,
folglich auch nicht beklagenswerter. Eine ganze Unendlichkeit ist abgelaufen,
als wir noch nicht waren; aber das betrübt uns keineswegs. Hingegen, daß nach
dem momentanen Intermezzo eines ephemeren Daseins eine zweite Unendlichkeit
folgen sollte, in der wir nicht mehr sein werden, finden wir hart, ja
unerträglich. Sollte nun dieser Durst nach Dasein etwa dadurch entstanden sein,
daß wir es jetzt gekostet und so gar allerliebst gefunden hätten?“
Schopenhauer,
Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph, in: Die Welt als Wille und Vorstellung: „Wenn wir nun, nach diesen Betrachtungen, zu
uns selbst und unserm Geschlechte zurückkehren und dann den Blick vorwärts,
weit hinaus in die Zukunft werfen, die künftigen Generationen, mit den
Millionen ihrer Individuen, in der fremden Gestalt ihrer Sitten und Trachten
uns zu vergegenwärtigen suchen, dann aber mit der Frage dazwischenfahren: Woher
werden diese Alle kommen? Wo sind sie jetzt? – Wo ist der reiche Schoß des
weltenschwangeren Nichts, der sie noch birgt, die kommenden Geschlechter? –
Wäre darauf nicht die lächelnde und wahre Antwort: Wo anders sollen sie sein,
als dort, wo allein das Reale stets war und sein wird, in der Gegenwart und
ihrem Inhalt, also bei Dir, dem betörten Präger, der, in diesem Verkennen
seines eigenen Wesens, dem Blatte am Baume gleicht, welches im Herbste welkend
und im Begriff abzufallen, jammert über seinen Untergang und sich nicht trösten
lassen will durch den Hinblick auf das frische Grün, welches im Frühling den
Baum bekleiden wird, sondern klagend spricht: >Das bin ja Ich nicht! Das
sind ganz andere Blätter!< – O törichtes Blatt! Wohin willst du? Und woher
sollen andere kommen? Wo ist das Nichts, dessen Schlund du fürchtest? – Erkenne
doch dein eigenes Wesen, gerade Das, was vom Durst nach Dasein so erfüllt ist,
erkenne es wieder in der innern, geheimen, treibenden Kraft des Baumes, welche,
stets eine und die selbe in allen Generationen von Blättern, unberührt bleibt
vom Entstehn und Vergehn.“
Schopenhauer,
Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph, in: Parerga und Paralipomena I: „Das Schicksal mischt die Karten und wir
spielen.“
Schopenhauer,
Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph, in: Parerga und Paralipomena I: „Was aber die Leute gemeiniglich das Schicksal
nennen, sind meistens nur ihre eigenen dummen Streiche.“
Schopenhauer, Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph: „An einem
jungen Menschen ist es in intellektueller und auch moralischer Hinsicht ein
schlechtes Zeichen, wenn er im Tun und Treiben der Menschen sich recht früh
zurechtzufinden weiß, sogleich darin zu Hause ist und wie vorbereitet in
dasselbe eintritt: Es kündigt Gemeinheit an. Hingegen deutet in solcher
Beziehung ein befremdetes stutziges, ungeschicktes und verkehrtes Benehmen auf
eine Natur edlerer Art.“
Schopenhauer,
Arthur (1788-1860), bedeutender deutscher Philosoph: „Im Alter versteht man
besser, die Unglücksfälle zu verhüten, in der Jugend, sie zu ertragen.“
Schweitzer, Ludwig Philipp Albert (1875-1965),
deutsch-französischer Arzt, evangelischer Theologe, Organist, Musiker, Schriftsteller,
Philosoph, Pazifist, Friedensnobelpreis 1952: „Das schönste Denkmal, das ein Mensch
bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen.“
Schöffl-Pöll, Elisabeth: „Halt nicht Ausschau nach dem großen Schweifstern am Firmament,
sondern folge dem kleinen Licht in dir.“
Seemann, Margarete (Pseudonym: Margarete Margmann, 1893-1949), österreichische Roman-, Kinder- und
Jugendbuchautorin: „Das Schicksal kann mir eine Weg aufzwingen, aber niemals
ein Ziel.“
Seneca (Lucius Annaeus Seneca, um 4 v. Chr.-Freitod 65 n. Chr.), römischer Staatsmann,
Naturforscher, Dramatiker, Philosoph und Stoiker, in: Vom glückseligen Leben: „Der Tod bedeutet Nichtssein. Was dies ist,
weiß ich schon. Dies wird der Zustand nach meiner Existenz sein, wie er schon
vor meiner Existenz war. Wenn darin etwas Schlimmes liegt, so muß es auch darin
gelegen haben, ehe wir das Licht der Welt erblickten. Doch wir haben damals
keinen Schmerz gefühlt. Wäre es wohl nicht töricht, glauben zu wollen, es sei
schlimmer für die Lampe, wenn sie erloschen ist, als bevor sie angezündet wird.
Auch wir werden angezündet und erlöschen wieder; in der Zwischenzeit empfinden
wir Schmerz; vorher und nachher aber ist tiefe Ruhe.“
Seneca (Lucius Annaeus Seneca, um 4 v. Chr.-Freitod 65 n. Chr.), römischer Staatsmann,
Naturforscher, Dramatiker, Philosoph und Stoiker, in: Vom glückseligen Leben: „Fordert die Natur das zurück, was sie uns
zuallererst geliehen hat, so werden wir auch in diesem Falle sagen: Nimm meinen
Geist wieder hin, besser als du mir ihn gabst; ich fliehe nicht und weigere
mich nicht; da hast du wieder, was du mir gabst, ohne daß ich es wußte; willig
gebe ich es zurück; nimm es! Dahin zurückkehren, woher man kam, was ist daran
Schweres? Schlecht lebt jeder, der nicht gut zu sterben weiß.“
Seneca (Lucius Annaeus Seneca, um 4 v. Chr. - Freitod 65 n.
Chr.), römischer Staatsmann, Naturforscher, Dramatiker, Philosoph und Stoiker:
„Selten tritt dem Weisen das Schicksal in den Weg.“
Seume, Johann Gottfried (1763-1810), deutscher Schriftsteller
und Dichter, in: Apokryphen: „Wer den Tod fürchtet, hat das Leben verloren.“
Seume, Johann
Gottfried (1763-1810), deutscher Schriftsteller und Dichter: „Wer nichts
fürchtet, kann leicht ein Bösewicht werden, aber wer zu viel fürchtet, wird
sicher ein Sklave.“
Shakespeare, William (1564-1616) englischer Dramatiker,
Lyriker und Schauspieler, in: Hamlet III, 1: „Sterben – schlafen – / Schlafen! Vielleicht
auch träumen! – Ja, da liegt’s:/ Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,/
wenn wir den Drang des Ird’schen abgeschüttelt, / das zwingt uns stillzustehn.
Das ist die Rücksicht,/ die Elend läßt zu hohen Jahren kommen. / Denn wer
ertrüg’ der Zeiten Spott und Geißel, / des Mächt’gen Druck, des Stolzen Mißhandlungen,
/ verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub, / den Übermut der Ämter und
die Schmach, / die Unwert schweigendem Verdienst erweist, / wenn er sich selbst
in Ruhstand setzen könnte / mit einer Nadel bloß? Wer trüge Lasten / und
stöhnt’ und schwitzte unter Lebensmüh’? / Nur daß die Furcht vor etwas nach dem
Tod – / das unentdeckte Land, von des Bezirk / kein Wanderer wiederkehrt – den Willen
irrt, / daß wir die Übel, die wir haben, lieber / ertragen, als zu unbekannten
fliehn.“
Shakespeare, William (1564-1616) englischer Dramatiker,
Lyriker und Schauspieler, in: König Heinrich V., IV, 1, König Heinrich: „Es ist
ein Geist des Guten in dem Übel, / zög’ ihn der Mensch nur achtsam da heraus.“
Sophokles (496-406/405 v. Chr.), griechischer Dichter:
„Schau und du wirst es finden – was nicht gesucht wird, das wird unentdeckt
bleiben.“
Staël, Frau von (Anna Louise Germaine de Staël-Holstein, 1766-1817), französische
Schriftstellerin mit Schweizer Abstammung, gilt als Begründerin der
Literatursoziologie und vergleichenden Literaturwissenschaft, in einem Brief an
ihren Sohn August, am 31. Dezember 1805: „Ach! welch schrecklicher Gedanke, daß wir sterben müssen und welche
ewiges Wunder, daß wir das immer wieder vergessen können!“
Stifter, Adalbert (Pseudonym: Ostade, 1805-1868), österreichischer Schriftsteller, Maler
und Pädagoge, zählt zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeier, in einem Brief an Gustav
Heckengast am 12. Juni 1856: „Wie
es sein wird, wenn wir die Grenze dieses Lebens betreten haben, wenn sein
letzter Atemzug vorbei ist – wer kann es sagen? Daß alles, was göttlich ist,
nicht untergehen kann, ist gewiß: Geht doch nicht einmal ein Sandkorn verloren,
nicht einmal ein Wassertropfen, wir wissen es und wir sehen es, daß beides
nicht Nichts werden könne, sondern daß es nur die Gestalt wechselt [...]
Was in uns denkt, fühlt, liebt, haßt, Gott anbetet, ins Jenseits übergreift,
ist sogar ein ganz und gar Unwandelbares [...]. Es ist, wir können sein
Nichtsein nicht denken und [...] wie dasselbe ohne menschlichen Körper ist,
können wir nicht fassen, weil wir nur durch den Körper fassen, wie der, welcher
von einer Seite eines Berges sieht, nie, solange er sich dort befindet, sehen
kann, was hinter dem Rücken des Berges ist; aber was auch sein möge hinter
jener Grenze, die unsere Augen schließt: es ist das Beste, Herrlichste und
Weiseste, dessen dürfen wir gewiß sein, das lehrt uns das Stück Leben,
welches wir Diesseits nennen, hinreichend [...].“
Stifter, Adalbert (Pseudonym: Ostade, 1805-1868), österreichischer Schriftsteller, Maler und
Pädagoge, zählt zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeier: „Es regnet viele
Tropfen, ehe man Einsicht gewinnt, und Jahre vergehen, ehe man weise wird.“
Storm, Hyemeyohsts,
Weisheit der Indianer: „Wie die
Lehrer sagten, gibt es nur eines, das allen Menschen gleichermaßen eigen ist –
das ist ihre Einsamkeit. Keine zwei Personen auf der Oberfläche dieser Erde
sind sich in irgendetwas gleich, außer in ihrer Einsamkeit. Das ist die Ursache
für unser Wachstum, aber es ist auch die Ursache für unsere Kriege. Liebe, Haß,
Neid und Großzügigkeit sind alle in unserer Einsamkeit verwurzelt, dem Wunsch,
gebraucht und geliebt zu werden. Der einzige Weg, unsere Einsamkeit zu
überwinden, ist das Berühren. Nur auf diesem Wege können wir lernen, ganze
Wesen zu sein. Gott ist eine Gegenwart dieses Ganzen.“
Stuna, Annemarie: „Im
alten Menschen ruht ein Schatz, den die Jugend braucht, um ihr Leben meistern
zu können.“
Sölle, Dorothée (1929-2003), deutsche evangelische Theologin, Literaturwissenschaftlerin,
Poetin, Schriftstellerin: „Liebesfähig zu werden ist das Ziel des Lebens.“
Tagore, Rabindranath (1861-1941), indisch-bengalischer
Dichter und Philosoph, Literaturnobelpreis 1913, in: Sadhana, Das Problem
des Selbst: „Denn das Leben ist unsterbliche Jugend, und es haßt das Alter, das
seine Bewegungen zu hemmen sucht, das Alter, das nicht wirklich zum Leben
gehört, sondern ihm folgt, wie der Schatten der Lampe folgt.“ (Im Ordner ‚Bewußtsein-Spiritualität‘ findet sich das
berühmte Buch Tagores ‚Sadhana‘ vollständig.)
Tagore, Rabindranath (1861-1941), indisch-bengalischer
Dichter und Philosoph, Literaturnobelpreis 1913, in: Sadhana, Die
Verwirklichung der Schönheit: „Je mehr wir uns der Harmonie in unsrer Seele
bewußt werden, desto umfassender begreifen wir die Glückseligkeit des
Weltgeistes, und der Ausdruck der Schönheit in unserm Leben strebt in Güte und
Liebe dem Unendlichen zu. Dies ist das letzte Ziel unsres Daseins, daß wir uns
immer bewußt sind: >Schönheit ist Wahrheit, Wahrheit ist Schönheit< ...“ (Im Ordner ‚Bewußtsein-Spiritualität‘ findet sich das
berühmte Buch Tagores ‚Sadhana‘ vollständig.)
Thoreau, Henry David (1817-1862), amerikanischer Schriftsteller
und Philosoph, in der Vorrede zu seinem 1854 erschienenen ‚Klassiker aller
Alternativen‘: Walden – oder Leben in den Wäldern: „Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch
hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu
treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich
nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müßte, daß ich nicht gelebt hatte.
Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch
wollte ich keine Entsagung üben, außer, es wurde unumgänglich notwendig. Ich
wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch
leben, daß alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.“
Thoreau, Henry David (1817-1862), amerikanischer Schriftsteller und Philosoph: „Kein Feuer kann sich
mit dem Sonnenschein eines Wintertages messen.“
Thurber, James Grover (1894-1961), US-amerikanischer Schriftsteller und Zeichner: „Gedanken sind
Energie. Durch Denken hast du dein Schicksal in der Hand.“
Tolstoi, Lew Nikolajewitsch Graf (1828-1910, nach
gregorianischem Kalender), russischer Nationaldichter und Schriftsteller: „Die Menschen, die berufen sind, den andern
durch Geistesarbeit zu dienen, leiden immer in der Ausübung dieser Arbeit; denn
die geistige Welt gebiert nur unter Schmerzen und Qualen.“
Tolstoi, Lew Nikolajewitsch Graf (1828-1910, nach
gregorianischem Kalender), russischer Nationaldichter und Schriftsteller: „Es gibt eine wichtige Zeit: den
Augenblick; sie ist darum die wichtigste, weil man nur in ihr Gewalt über sich
hat. Es gibt einen wichtigsten Menschen: den, mit dem du im Augenblick zusammen
bist. Und deine wichtigste Aufgabe ist, ihm Gutes zu tun.“
Tseng Kuang, chinesischer Philosoph: „Über Vergangenes mach
dir keine Sorgen, dem Kommenden wende dich zu.“
Tucholsky, Kurt (1890-1935),
deutscher Journalist und Schriftsteller, schrieb auch unter den Pseudonymen
Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignatz Wrobel, in seinem Abschiedsbrief
an Mary Gerold kurz vor seinem Freitod am 19. Dezember 1935: „Liebe Mala, will Ihm zum Abschied die Hand
geben und Ihn um Verzeihung bitten für das, was Ihm einmal angetan hat. Hat
einen Goldklumpen in der Hand gehabt und sich nach Rechenpfennigen gebückt; hat
nicht verstanden und hat Dummheiten gemacht, hat zwar nicht verraten, aber
betrogen, und hat nicht verstanden. Und jetzt sind es beinah auf den Tag sieben
Jahre, daß weggegangen ist, nein, daß hat weggehn lassen – und nun stürzen die
Erinnerungen nur so herunter, alle zusammen. Ich weiß, was ich in Ihm an Ihm
klage: unser ungelebtes Leben. [...] Seine liebevolle Geduld, diesen Wahnwitz
damals mitzumachen, die Unruhe, die Geduld, neben einem Menschen zu leben, der
wie ewig gejagt war, der immerzu Furcht, nein, Angst gehabt hat, jene Angst,
die keinen Grund hat, keinen anzugeben weiß, heute wäre sie nicht mehr nötig.
Heute weiß. Wenn Liebe das ist, was einen ganz und gar umkehrt, was jede Faser
verrückt, so kann man das hier und da empfinden. Wenn aber zur echten Liebe
dazu kommen muß, daß sie währt, daß sie immer wieder kommt, immer und immer
wieder –: dann hat nur ein Mal in seinem Leben geliebt. Ihn. Es war wie Glas
zwischen uns – ich war schuld.“
Ueland, Brenda (1891-1985), US-amerikanischen Autorin: „Da Du
nicht wie irgendein anderes Wesen bist, das seit dem Anbeginn der Zeit erschaffen
wurde, bist Du unvergleichlich.“
Uhland, Johann Ludwig (auch: Louis Uhland, 1787-1862),
deutscher Dichter, Literaturwissenschaftler, Jurist, Politiker: „Der Dienst der
Freiheit ist ein strenger Dienst, / Er trägt nicht Gold, er trägt nicht
Fürstengunst, / Er bringt Verbannung, Hunger, Schmach und Tod; / Und doch ist
dieser Dienst der höchste Dienst. / Ihm haben unsre Väter sich geweiht, / Ihm
hab’ auch ich mein Leben angelobt, / Er hat mich viel gemühet, nie gereut.“
Uhland, Johann Ludwig (auch: Louis Uhland,
1787-1862), deutscher Dichter, Literaturwissenschaftler, Jurist, Politiker:
„Nicht das Freuen, nicht das Leiden / stellt den Wert des Lebens dar. / Immer
nur wird das entscheiden, / was der Mensch dem Menschen war.“
unbekannt, Autor: „Es
gibt so etwas wie einen heiligen Leichtsinn. Man könnte es auch Vertrauen
nennen.“
Vauvenargues, Luc de
Clapier Marquis (1715-1747), französischer Philosoph, Moralist und
Schriftsteller, in: Nachgelassene Maximen: „Lächerlich erscheint der Mensch,
der seinen Charakter und seine Kräfte überschreitet.“
Voltaire (François-Marie Arouet, 1694-1778), einer der bedeutendsten Autoren der
französischen und europäischen Aufklärung, in: Aphorismen und Gedankenblitze: „Ergeben wir uns in das Schicksal, das uns
spottet und uns fortreißt. Leben wir solange und so gut wir können. [...] In
Wahrheit hängt nichts von uns ab, denn wir sind Uhren, Maschinen.“
Voltaire (François-Marie Arouet, 1694-1778), einer der
bedeutendsten Autoren der französischen und europäischen Aufklärung: „Vom ersten Schritt, den du unternimmst, hängt
der Rest deiner Tage ab.“
Waggerl, Karl
Heinrich (Karl Waggerl, 1897-1973), gehört als österreichischer Schriftsteller
mit Übersetzungen seiner Werke in mehr als ein Dutzend Sprachen zu den
meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts: „Wir sterben viele Tode, solange
wir leben; der letzte ist nicht der bitterste.“
Waggerl, Karl
Heinrich (Karl Waggerl, 1897-1973), gehört als österreichischer Schriftsteller
mit Übersetzungen seiner Werke in mehr als ein Dutzend Sprachen zu den
meistgelesenen Autoren des 20. Jh., in: Fröhliche Armut: „…Denn es ist schon
so: Nur ein erfülltes Leben gibt einem Menschen wirklich Wert und Festigkeit in
seinem Wesen, nicht Bildung oder feine Lebensart oder was wir sonst noch für
wichtig halten, – nur ein erfülltes Leben. Ein Mensch muß ins Ganze wachsen wie
ein Baum, der sich streckt bis zum Äußersten seiner Gestalt und keinen Zweig in
seiner Krone verkümmern läßt, den ihm der Himmel zu tragen erlaubt. Was uns
ansteht, will getan sein, nicht nur gedacht. Wohin führt uns am Ende alles
Geschwätz über Gott und die Welt, kann es trösten, zufriedener machen, weiser?
Heute noch, wenn ich einmal abends über die Felder laufe, mit meiner Unruhe im
Leibe, und ich treffe den Nachbar unterwegs und lehne mich eine Weile neben ihm
auf den Zaun, dann ist, was mir der Mann sagen kann, freilich keine Offenbarung
für mich. Er hat auch nur Sorgen, denkt an sein Korn, oder eine Kuh wird
kalben, darauf läßt sich nichts Geistvolles erwidern. Und doch, es rührt mich
an, es ist kein hohler Mund, der da plappert, sondern ein ganzer Mensch redet
aus der runden Fülle und Breite seiner Welt. Und mit einem Male bin ich selber
nicht mehr so verzagt, ich gehe heim und nehme auch meine Arbeit wieder auf.“
Weber, Carl Maria Friedrich
Ernst von (1786-1826), deutscher Komponist, Dirigent und Pianist, in
einem Brief an Caroline Brandt, Dresden, am 9. Juni 1817: „Du wirst einsehen lernen, daß jeder Mensch
der Schöpfer seines eigenen Glücks ist, und meistens ungerechterweise das Schicksal
anklagt. Wer imstande ist, den Zweck seiner Bestimmung und seines Lebens
einzusehen, und daher einig mit sich selbst ist, dem können die
widerlichen wie die glücklichen Zufälle des Lebens nur zur weiteren Ausbildung
und Beruhigung führen.“
Wilde, Oscar (1854-1900), irischer Schriftsteller: „Die Seele kommt alt zur Welt, aber sie
wächst und wird jung. Das ist die Komödie des Lebens. Der Leib kommt jung zur
Welt und wird alt. Das ist die Tragödie unseres Daseins.“
Wilde, Oscar (1854-1900), irischer Schriftsteller: „Immer
auf dem Sprunge stehen – das nenne ich Leben. Von Sicherheit eingewiegt werden
bedeutet sicheren Tod.“
Wilder, Thornten (1897-1975), amerikanischer Romancier, gehört zu den bedeutendsten
amerikanischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts: „Das ist alles was wir tun
können: Immer wieder von neuem anfangen – immer wieder und wieder.“
Wilder, Thornten (1897-1975), amerikanischer Romancier, gehört zu den bedeutendsten
amerikanischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts: „Der Gelassene nützt seine
Chancen besser als der Getriebene.“
Wittgenstein, Ludwig (1889-1951), österreichisch-britischer Philosoph, in: Tractatus
logico-philosophicus: „Der Sinn
der Welt muß außerhalb ihrer liegen. In der Welt ist alles, wie es ist, und
geschieht alles, wie es geschieht; es gibt in ihr keinen Wert – und wenn
es ihn gäbe, so hätte er keinen Wert. Wenn es einen Wert gibt, der Wert hat, so
muß er außerhalb allen Geschehens und So-Seins liegen. Denn alles Geschehen und
So-Sein ist zufällig. Was es nichtzufällig macht, kann nicht in der Welt
liegen, denn sonst wäre dies wieder zufällig. Es muß außerhalb der Welt liegen.“
Wittgenstein, Ludwig (1889-1951), österreichisch-britischer Philosoph, in: Tractatus
logico-philosophicus: „Die
zeitliche Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heißt also ihr ewiges
Fortleben auch nach dem Tode, ist nicht nur auf keine Weise verbürgt, sondern
vor allem leistet diese Annahme gar nicht das, was man immer mit ihr erreichen
wollte. Wird denn dadurch ein Rätsel gelöst, daß ich ewig fortlebe? Ist denn
dieses ewige Leben dann nicht ebenso rätselhaft wie das gegenwärtige? Die
Lösung des Rätsels des Lebens in Raum und Zeit liegt außerhalb von Raum
und Zeit.“
Zen-buddhistische
Weisheit: „Es gehört viel Mut dazu, einfach zu erklären, daß der Zweck des
Lebens darin besteht, sich seiner zu erfreuen.“
Zen-Weisheit: „Dem sind keine Grenzen gesetzt, der sie nicht
hinnimmt.“
Zen-Weisheit: „Der Anker des Lebens ist Liebe und
Mitgefühl.“
Zen-Weisheit: „Der Weg ist das Ziel.“
Zen-Weisheit: „Folge nicht den Spuren der Meister, suche,
was sie gesucht haben.“
Zen-Weisheit: „Lene loszulassen: Das ist der Schlüssel zum
Glück.“
Zen-Weisheit: „Wer sanft auftritt, kommt weit.“
Zigeunerweisheit: „Es ist
keiner in der Welt glücklicher, als wer in den Kinderwindeln stirbt.“
Zweig, Stefan (1881-1942), österreichischer Schriftsteller,
in: „Fantastische Nächte“: „Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf
dieser Welt mehr verlieren. Und wer einmal den Menschen in sich begriffen, er
begreift alle Menschen.“