„Eine unsympathische Partei erschüttert die Republik.“

So der Titel eines Beitrags vom 29.10.2019 von Ch. Schüle auf Deutschlandfunk Kultur zur Thüringer Landtagswahl am 27.10.2019.

Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ungewoehnliches-lob-auf-die-afd-eine-unsympathische-partei.1005.de.html?dram:article_id=462063.

 

Zum Thema ein neuer Beitrag:

werkvermächtnisse.de: Wählen oder Nicht-Wählen, das ist hier die Frage...
Episodischer Sinneswandel eines seit 20 Jahren überzeugten Nicht-Wählers zur Bundestagswahl 2021. Juli 2021.


Audiospur des Beitrags von Ch. Schüle:

 

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Sirius: Lob der AfD.
Ein Gegenkommentar zum Beitrag von Ch. Schüle auf Deutschlandfunk Kultur „Ungewöhnliches Lob auf die AfD“ (siehe die Transkription unten), vom 29.10.2019, zur Thüringer Landtagswahl am 27.10.2019. November 2019.


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„Eine unsympathische Partei erschüttert die Republik“: Mit 23,4 % und dem größten Stimmenzuwachs seit jeher – von 12,6 % – gelingt der ‚Alternative für Deutschland‘ der Sprung auf Platz 2 der Wahlgewinner. In keinem anderen Bundesland stehen sich jetzt ‚Links‘ und ‚Rechts‘ so kräftig und deutlich gespalten gegenüber. Die mediale Zunft in Deutschland ist
davon derart überwältigt worden, daß auf den Staatsfunkkanälen und papierenen Systemmedien bisher kein einziges Wort über die wahre Dimension dieses Erfolgs zu hören oder zu lesen war. Irgendwie scheint ein Großteil des Volkes an dieser ‚rechts-nationalen Gesinnung‘ Gefallen zu finden. Was tun? Ignorieren kann man das kaum, also ‚wegloben‘, das könnte noch funktionieren…

Und so bemüht Ch. Schüle auf Deutschlandfunk Kultur ein „Ungewöhnliches Lob auf die AfD“.

Auch von mir ein Spruch ‚vorweg‘: Ich sympathisiere mit der AfD, wähle sie aber nicht – weil ich seit 20 Jahren grundsätzlich nicht wähle: Ich möchte mich nicht für dumm verkaufen lassen und meine Stimme ‚abgeben‘, jenen, die sie sowieso nur zur ‚Legitimation‘ ihrer Selbstbereicherung mißbrauchen. Ich finde mich in keinem der sogenannten Parteiprogramme wieder und fühle mich von keinem der sogenannten Parlamentarier in meinen Interessen vertreten, geschweige in meinen Befindlichkeiten wahrgenommen, genausowenig, wie diese von den ‚Medien‘ überhaupt widergespiegelt werden. Wen, was, wozu also ‚wählen‘?! Meiner Auffassung nach hat unsere Wahl- und Mitbestimmungsordnung keinerlei Einfluß auf irgendeine Veränderung: Selbst wenn die AfD stärkste Kraft in unserem Lande würde, zuletzt müßte ein Protest auf der Straße die Erneuerung der Ordnung ‚erzwingen‘. Von sich aus, dem ‚demokratischen Prinzip‘ nach, durch das der Wählerwunsch im politischen Spektrum eigentlich abgebildet werden sollte, kann sich nichts ändern, dafür sorgen die etablierten Machtinstrumente: sogenannte Staatsdiener, Staatsrechtler, Beamte – in engem Bunde mit dem Wegwerfjournalismus, dessen ‚Qualität‘ unter einer Halbwertzeit von 24 Stunden liegt. Wirkliche Veränderungen bedürfen offensichtlich direkter Proteste von Menschen auf der Straße. Nur ihnen noch scheint eine staatskluge Voraussicht im Sinne des Gemeinwohls und faktische Kraft gegeben – als unmittelbar Betroffene nämlich, die sich dann auch mutig zusammenschließen und gemeinsam gegen die politische oder amtliche Willkür aufbegehren.

Wie also nun das Wirkliche so verpacken, daß es nur noch lächerlich dasteht? In dieser Kunst haben es die Lohnlügner und ‚öffentlich-rechtlichen‘ Meinungsmacher zur Meisterschaft getrieben: In den Tempeln der Medienkartelle erhält der die höchste Weihe, der auf ‚überzeugende Weise‘ jedem beliebigen Ding jeden beliebigen Anschein zu verleihen weiß. Würden wir die Rhetorik allein ihrer bewußtseinsbildenden Technik wegen praktizieren, so dürften wir hier tatsächlich von einer ‚Kunstform‘ sprechen, denn jeder, der etwas länger über eine Sache nachdenkt, wird anerkennen: „Es gibt nichts Schlechtes, an dem nicht auch etwas Gutes wäre“ – und umgekehrt. Unter Hinzufügung einer bestimmten Komplementärfarbe erscheint alles in dem Lichte, in das ich es zu stellen wünsche. Jeder halbwegs rhetorisch Begabte vermag jedem Ding die Richtung weisen, in die er es bewegen oder biegen möchte.

(Vgl. hier ggf. die Eristische Dialektik von Schopenhauer bzw. das poetische Pendent von Christian Morgenstern: „…weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Auch die folgenden Aphorismen setzen dieses Phänomen präzise in Sprache: George Warwick Deeping, 1877-1950, englischer Schriftsteller: „Wir wollen eine Sache nicht besitzen, weil wir einen Grund dafür haben, sondern wir finden einen Grund, weil wir sie besitzen wollen.“ Oder auch: Kurt Tucholsky, 1890-1935, deutscher Journalist und Schriftsteller, schrieb auch unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignatz Wrobel, in: Schnipsel, rororo-Taschenbuch, 1985, Seite 138: „Kein Resultat, kein Ziel auf der Erde wird nach dem logisch geführten Beweis ex argumentis gewonnen. Überall steht das Ziel, gefühlsmäßig geliebt, vorher fest, die Argumente folgen, als Entschuldigung für den Geist, als Gesellschaftsspiel für den Intellekt. Noch niemals hat einer den andern mit Gründen überzeugt. Hier steht Wille gegen Willen...“)

Von seinem Instinkt beunruhigt, die AfD könnte nun längst ein bedeutendes und nicht mehr zu ignorierendes Potential gebildet haben zur notwendigen Überwindung der Einheitsdemagogie der herrschenden Klasse, fühlt sich der Autor des oben genannten Beitrags verpflichtet, dagegen eine Lesart zu entwerfen, die zugleich die Ideologie dieser privilegierten Klasse, der er selbst angehört, durch altbewährte Klischees bestätigt: ‚Seien wir froh, daß es die AfD gibt: weil sie selbst die große Chance eröffnet, sie und ihre nationalrevanchistischen Brandstifter mittelfristig unter die Fünf-Prozent-Hürde zu drücken…‘

Natürlich: Will man eine Viertelmillion Menschen nicht direkt als nationalrevanchistisch einstufen, so spricht man besser von den ‚wenigen Brandstiftern‘, welche die ‚Ungebildeten und Irrenden‘ für ihre faschistoide Mentalität ‚einfangen und instrumentalisieren‘… So geht das. Denn in der Tat: „Ihre Vertreter öffnen Ventile“ – die von den linkselitären Möchtegernintellektuellen und Systemdienern bisher zwanghaft versperrt gehalten wurden. Nicht „die Verachtungsbereitschaft erstaunlich vieler Mitbürger“ wird dabei erkennbar, sondern die Verachtungsbereitschaft erstaunlich vieler Mitbürger gegenüber dem inneren Aufbegehren ebensovieler Mitbürger in unserem Land gegen die politische Klasse infolge ihrer zerstörerischen Hinterlassenschaften der letzten dreißig Jahre! Und in grandioser Einigkeit hält der Mainstream ebensolange sein geschlossenes Sperrfeuer gegen jede ideologische Abweichung vom bestehenden Staatsdogmatismus aufrecht: Die ‚parlamentarische Demokratie‘, die ‚soziale Marktwirtschaft‘, die ‚bürgerlich-liberale Toleranz‘ als ‚Garant für Freiheit und Menschenrechte‘ – die Ammenmärchen im Dienste der Wirtschaftskonzerne, Lobbyisten und politischen Wichtigtuer! ‚Die DDR ein Unrechtsstaat‘, ‚die BRiD ein Rechtsstaat‘ – daß ich nicht lache!!

Wir müssen der AfD dankbar sein, weil sie die Massen mobilisiert, endlich wieder couragiert für die „für unverrückbar gehaltenen Übereinkünfte“ auch einzutreten – um sie wiederherzustellen! Denn diese „Übereinkünfte“, die die deutsche Kultur ausmachen, ausgemacht haben, sie sind im Begriffe sich aufzulösen: ein intaktes Staatssystem, fußend auf den Säulen der Gerechtigkeit, eine Rechtsprechung nach unveränderlichen Prinzipien des Grundgesetzes zum Wohle des Gemeinschaftswesens, die soziale Sicherung, die Meinungsfreiheit, die kontroverse Pluralität im Diskurs, die Bildung, die Kultur, ein wirksames Gesundheits-, Vorsorge- und Pflegesystem… – alles schwer beschädigt – in 30 Jahren ‚deutscher Einheit‘! ‚Aufgeblüht‘ ist allein die Perfidie des Kapitalismus, alles und jeden zur eigenen Bereicherung auszusaugen… Die Macht- und Geldgier der Systemgewinnler, denen jegliches Gefühl für die emotionale Verfassung des Volkes abhandengekommen ist, hat dafür ‚gesorgt‘, daß alle diese essentiellen Stützen des Staates und Gemeinwesens ausbluten.

Was ist eigentlich ‚Bildung, Kultur, Meinungs- und Lebensfreiheit‘?! – In der deutschen Medienlandschaft, besetzt von ihren geistig verkümmerten und empathielosen Selbstdarstellern, wäre momentan kein sinnvoller Diskurs darüber zu führen.

„Im Untergrund“ mußte wuchern, wofür es keine Kanäle und Adressaten gab, weil es ignoriert und tabuisiert wurde. Egal wie ‚abstoßend‘ etwas erscheint: eine heilsame Aussöhnung mit einem Problem kann nur dort gelingen, wo es auch eine aufrichtige Fähigkeit und Möglichkeit zur Thematisierung, zur Analyse und offenen Aussprache gibt – in Anerkennung welcher menschlichen Befindlichkeit oder politischen oder kulturellen Position auch immer. Alles andere verhärtet und verdrängt das Ungesagte, ‚Unerlaubte‘ in die seelischen Katakomben, wo es eben ‚wuchert‘ und auf Gelegenheit wartet, ‚auf- und auszubrechen‘…

Das taktische Spielen mit dem Begriff der Ethik, heute in jeder ‚politisch korrekten‘ Darstellung unerläßlich, deutet auf die tiefe Verirrung in Bezug auf eine wahrhaft authentische innere Realisation dieses Begriffes und damit auf die moderne Abspaltung von vollständigen Bildungsbegriffen. In Kurzform: In umfassendem Sinn kann Ethik nur als Gebot einer allgemeinen Normenordnung und -stufung zum Zweck des friedlichen Zusammenlebens aller Wesen auf dieser Erde verstanden werden. ‚Aller Wesen‘ setzt zunächst das ‚friedliche Zusammenleben‘ der unmittelbaren Gemeinschaft voraus. Daraus erst kann es auch auf andere Gemeinschaften übergreifen, von ihr auf sie sich übertragen, indem jetzt, aus der Fülle schöpfend, freiwillig abgegeben, aufgenommen oder ‚geholfen‘ wird. Hat irgendwer schon einmal darüber nachgedacht, was es für das Klima einer Gesellschaft bedeutet, wenn eine wachsende Zahl von Menschen in ihr – darunter auch Migranten – einen Reichtum um sich sehen, der ihnen selbst stets verwehrt bleiben wird?! Unsere modernen ‚Systemtheoretiker‘ überspringen in ihren ‚Analysen‘ stets sowohl die letzten Konsequenzen, das volle Zu-Ende-Denken ihrer Forderungen als auch die gerechtfertigte psychische Verwurzelung der Menschen in ihren nationalen (= geschichtlich überlieferten, indigenen, autochthonen = einheimisch-stammesbewußten, historisch gewachsenen und begründeten) Ansprüchen und Befindlichkeiten und deren Inanspruchnahme. Sie schulmeistern und entfremden sich dabei vom menschlichen Natur- und Triebwesen. Aus dem Wohlstand heraus keine Hilfe zu leisten ist ebenso unethisch, wie ein Volk der Zersetzung seiner eigenen Kultur und Tradition preiszugeben.

Nehmen Sie endlich zur Kenntnis: Mindestens eine mittlere Masse des deutschen Volkes wünscht den Austausch unserer Regierenden und die Erneuerung aller gesellschaftlichen Verfahren! Der ‚Souverän‘, das Volk, fordert die Schuldigen an unserer Misere zur Verantwortung zu ziehen und begehrt den Systemwandel: von der Demagogie und Autokratie, von der Manipulation und Korruption der Medien und Funktionseliten hin zu einer transparenten Volksherrschaft und zum Gebot der Verteidigung der nationalen Interessen. ‚International‘ kann man handeln, wenn sich auch der Partner entsprechend verhält, wenn er zugleich seine und meine nationalen Interessen verteidigt und achtet! Wie sollte ein glaubwürdiges Interesse an der Gesundheit irgendeiner anderen Nation bestehen, wenn bereits das Interesse an der Gesunderhaltung der eigenen Nation fehlt?!

Wir wünschen einen Systemwechsel: von einer Republik der Opportunisten, hin zu einem Rechtsstaat, in dem Gesetze gelten und auch Anwendung finden, die dem Wohl unseres Heimatlandes dienen und so die Voraussetzungen schaffen, den globalen Bedrohungen, die auf uns zukommen, trotzen zu können oder sie abfedern zu helfen! Wir wünschen die Wiederherstellung des Rechtsstaates – wenn es ihn je gegeben haben sollte. Auf dem Entwicklungsweg, wie er sich jetzt vollzieht, durch politische Idiotie der letzten 30 Jahre hervorgerufen, ist Deutschland in zehn Jahren verarmt und ein Land zweiter oder dritter Klasse. Offensichtlich wissen die Verantwortlichen nicht, was sich auf den Straßen, in den Schulen, in den Werkstätten, durch Anmaßung in den Behörden, auf den Ämtern – in den Köpfen und Herzen der Menschen dieses Landes – vollzieht, offensichtlich leben sie abgetrennt von jeder Wirklichkeit, die es für die Menschen aus dem Volk tatsächlich und tagtäglich zu bewältigen gilt! Weg mit denen, die uns belügen und sich an uns bereichern! Selbst wenn die AfD den Klimawandel leugnet, sie wäre es wert gewählt zu werden allein für ihr Versprechen, die GEZ-Zwangsgebühren – für ein ideologisch-manipulatives Staatsfernsehen – abzuschaffen! Hier würde ich die Befreiung von dieser geistigen Bedrohung sogar vor die der ökologischen setzen: Die meisten jungen Menschen ‚glauben‘ tatsächlich, sie lebten in einer ‚Demokratie‘, soweit ist ihnen bereits das kritische und selbständige Denken und Fühlen durch mediale Indoktrination verödet/verblödet oder – als Nutznießer dieses Systems – abgekauft worden.

Wir Älteren durften noch von den Klassikern lernen: „…man merkt die Absicht und ist verstimmt…“ – etwas verändert das Original in Goethes Torquato Tasso. Der Zeitgeist ist aufgebrochen, der sich immer stärker gegen jede wirtschaftliche, mediale und politische Hypnose zur Wehr setzt. „Frühkindförderung, Umschulungsprogramme, Infrastrukturausbau, Industriepolitik, G5 an jeder brandenburgischen Milchkanne, Smart-Citys in Thüringen, Quantentechnologie und ein Batteriezellenwerk in Sachsen“ – genau dieser Wahn ist es, der uns immer weiter forttreibt von einem wirklichen menschlich-ethischen Kern einer tatsächlich lebenswürdigen Zukunft.

Wir sprechen uns wieder… Und natürlich: Hier hat jemand aus dem Osten geschrieben...

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Dieser Artikel als PDF hier.
Ein Gegenkommentar auf den folgenden Beitrag:


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Christian Schüle: Ungewöhnliches Lob auf die AfD.
Deutschlandfunk Kultur: Eine unsympathische Partei erschüttert die Republik. Beitrag vom 29.10.2019.
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ungewoehnliches-lob-auf-die-afd-eine-unsympathische-partei.1005.de.html?dram:article_id=462063.

Christian Schüle hat in München und Wien Philosophie, Soziologie und Politische Wissenschaft studiert, war Redakteur der ‚Zeit‘ und lebt als freier Essayist, Schriftsteller und Publizist in Hamburg. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter den Roman „Das Ende unserer Tage“ (Klett-Cotta). Seit 2015 ist er Lehrbeauftragter im Bereich Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

Es gibt nichts Schlechtes, an dem nicht auch etwas Gutes wäre: Das gilt auch für die AfD, findet der Autor Christian Schüle. Er ist der Partei in gewisser Weise dankbar für das, was sie indirekt und ungewollt bewirkt. Christian Schüle:

Vorweg gesagt: Es gibt meinerseits nicht den Hauch einer Sympathie für die AfD. Ihre Vertreter öffnen Ventile, animieren indirekt zu Gewalt, pflegen das abonnierte Monopol auf den Opfermythos und tragen zur Ausweitung der Kampfzone bei. Trotzdem sage ich klar und deutlich: Seien wir froh, daß es sie gibt! 

Die Partei zerstört jede Illusion von Harmonie.

Ich bin der AfD in gewisser Weise dankbar, weil sich durch sie zeigt, in welcher Verfassung die deutsche Gesellschaft tatsächlich ist. Diese Partei zerstört jede Illusion von Harmonie. Sie triggert das Beste und Schlechteste im Land. Einerseits kommt in Aufruhr und Kampf gegen die AfD ein kaum noch vorhanden geglaubtes Humanitätsbewußtsein zum Vorschein.

Andererseits wird mit und durch die AfD das Geschäftsmodell der Niedertracht und die Verachtungsbereitschaft erstaunlich vieler Mitbürger erkennbar. Durch die AfD werden jene Ressentiments und Radikalismen an die Oberfläche gehoben und hörbar repräsentiert, die ohnehin vorhanden sind, aber jahrelang im Untergrund wucherten. Die Therapie kann also beginnen. 

Die Wachsamkeit steigt.

Ich bin der AfD in gewisser Weise dankbar, weil sie das ethische Immunsystem der deutschen Gesellschaft sensibilisiert hat. Seit etwa fünf Jahren führt die ‚Alternative für Deutschland‘ der Republik vor Augen, wie leicht die für unverrückbar gehaltenen Übereinkünfte zu erschüttern sind – und wie beruhigend groß die Wachsamkeit der meisten Bürger für die liberale Demokratie in weiten Teilen doch ist. Diese normative Selbstvergewisserung ist enorm wichtig.

‚Make love, no AfD‘ – fordern Demonstranten bei Protesten gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Wer die demokratisch legitimierte ‚Alternative für Deutschland‘ unbedeutend machen will, muß ihr die Grundlagen des Erfolgs entziehen: den Zuspruch durch den wählenden Mitbürger. Macht zerfällt, wenn man sie nicht anerkennt. Sie zerfällt nicht, wenn man sie empört dämonisiert.

AfD macht auf Dysfunktionalitäten aufmerksam.

Ich bin der AfD in gewisser Weise dankbar, weil sie nolens volens auf faktische Defizite und Dysfunktionalitäten im Land aufmerksam macht. Das müßte in den anderen Parteien ungewohnte intellektuelle Kreativität freisetzen, konstruktive Konzepte für Probleme, Sorgen und Begehrlichkeiten der Bürger zu finden, um die hochkomplexen sozioökonomischen Transformationsprozesse der Gegenwart in die Zukunft zu bewältigen.

Es wäre infantil, nichtgenehme Haltungen und Positionen einfach niederzubrüllen oder im Erregungseifer zum Teufel zu wünschen. Die Retro-Partei ‚Alternative für Deutschland‘ zwingt zu Konzept und Konsequenz, Präzision und Tempo.

Konservatismus muß zeitgemäß gedacht werden.

Ich bin der AfD in gewisser Weise dankbar, weil sie dazu nötigt, die Grundlagen des bürgerlichen Konservatismus neu und zeitgemäß zu denken. Für weit mehr Menschen als vermutet sind Heimatgefühl und Identitätssicherheit wichtige Chiffren für die Sehnsucht nach Geborgenheit in Zeiten, da sie sich ohnmächtig, ungebraucht, austauschbar und – wie offenbar viele Ostdeutsche – vor allem kulturell und mental abgewertet fühlen.

Patriotismus läßt sich explizit unvölkisch, pluralistisch, heterogen und integrativ verstehen: als Loyalität, als soziale Kooperation, als Sorge, Fürsorge und Engagement für das Gemeinwesen. Wer die Sehnsucht nach kultureller Zugehörigkeit als faschistoid abtut, hat von der Psyche des Menschen nichts verstanden. 

Wie also wäre es mit ausgiebiger Frühkindförderung, mit Umschulungsprogrammen, Infrastruktur-Ausbau, Industriepolitik, mit 5G an jeder brandenburgischen Milchkanne, mit Smart Citys in Thüringen, Investitionen in Quantentechnologie und in ein Batteriezellenwerk in Sachsen?

Ironischerweise eröffnet doch gerade die AfD selbst die große Chance, sie und ihre nationalchauvinistischen Brandstifter mittelfristig unter die Fünf-Prozent-Hürde zu drücken. Dafür wäre ich am dankbarsten.

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Björn Höcke: Das bin ich meinem Land schuldig.
Das große Interview AUF 1-TV vom 11.11.2023. – Kein anderes uns bekanntes Gespräch aus dem vergangenen Jahr (2023) gibt den katastrophalen Zustand unseres Landes so präzise und ungeschönt wieder. – Unautorisierte Exzerption/Schlüsselbegriffe/Ausschnitte aus dem Interview mit Björn Höcke und Martin Müller-Mertens vom 11.11.2023 AUF 1-TV (hier als PDF).

Björn Höcke:

…die AfD als stigmatisierte Oppositionskraft muß widerständig bleiben, gegen den Gesinnungsstaat, gegen die simulierte Politik der Altfraktionen – sie führen ein Parlamentstheater auf, transportieren populistische Inhalte, vertreten Interessen von Anspruchsgruppen – es fehlt die Ernsthaftigkeit und strategische Perspektive in der Thüringer Landespolitik – das Parlament ist nicht mehr der Transmissionsriemen des Volkswillens, so wie der Parlamentarismus und das Parlament von Edmund Burke, dem großen britischen Liberalen (siehe auch hier, nicht zu verwechseln mit diesem Politiker), mal gedacht und beschrieben wurden – dieser Blockadehaltung, Meinungsmanipulation, Schweigespirale, dieser blockierten Demokratie bzw. Postdemokratie, den gleichgeschalteten, meinungsmachenden Kräften zu entkommen, dafür steht die AfD – die Tabuisierung bestimmter Themen gefährdet die Zukunft unseres Landes – diese informellen Herrschaftstechniken werden auch in Thüringen angewandt, vermittels der monopolisierten Presselandschaft…
(05:30 min)

…aber nur wenn der gute Volkswille eine Symbiose eingeht mit dem Elitewillen: einer Elite mit Verantwortungsbewußtsein für das eigene Staatswesen, wenn beides zusammenkommt, dann ist das ein gutes Fundament für ein neu entstehendes Staatswesen – auf den mittleren Führungsebenen gibt es noch gebildete Menschen mit einem Staatsethos, die sich auch in der AfD versammelt haben, zumindest die, die sich das trauen, um das zu tun, was getan werden muß, um Deutschland eine Zukunft zu ermöglichen – aber es gibt auch eine Anti-Elite, das Ergebnis einer Negativauslese – wir leben in einem erstarrten Parteienstaat, einem Parteiensystem, das sich den Staat zur Beute gemacht hat, wie es Richard von Weizsäcker Anfang der 90er Jahre schon ausführte (vgl. auch hier, hier oder hier) – wir haben heute eine Verkrustung, daran erkenntlich, wie sich die Altparteien durch alle drei Gewalten durchgefressen und sie informell vereint haben – und es gibt eine junge Elite, in transatlantischen Netzwerken sozialisiert, die nicht den deutschen Interessen dient, einen Großteil fremdbestimmter Eliten, die Eigeninteressen verfolgen – ja, so kann man sie nennen: eine Kollaborateurs-Elite…
(11:00 min)

…das Erfurter Unionsparlament wurde auch regelmäßig von Otto von Bismarck besucht, einem Staatsmann, der zweifellos zur Elite gehörte, und der, obwohl er lange Zeit ein gespaltenes Verhältnis zur Revolution 1848 hatte, später, als gereifter Politiker, in der Lage war, den Volkswillen aufzunehmen und in konkrete Politik zu übersetzen – Bismarck erkannte, daß die Deutschen sich als Nation zu fühlen begannen und er hatte den Willen, das auch politisch umzusetzen, so daß wir 1871 zu einem Nationalstaat wurden – doch dieser Volksbegriff ist uns mies und madig und lächerlich gemacht worden, man hat unsere Identität systematisch zerstört – insbesondere die westdeutschen Deutschen sind durch Massenwohlstand narkotisiert und durch politische Korrektheit dressiert und in ein postnationales Stadium hineingedrängt worden – es gibt immer Kräfte, denen daran liegt, daß ein Volk seinen Bezug zu sich selbst verliert, um als Subjekt der Weltgeschichte auszuscheiden und zum Objekt der Weltgeschichte zu werden, gerade wenn es ein wohlhabendes, ein schaffenskräftiges Volk wie das unsere ist, um es für die eigenen Interessen auszunutzen – deshalb habe ich als mündiger Staatsbürger die Pflicht, mich gegen Manipulationsversuche zu feien und nachzufragen, was mir dargeboten wird, ob etwas gut oder schlecht ist für mich und meine Familie und das Staatswesen, dem ich angehöre und für seine Existenz in der Zukunft…
(14:30 min)

…ja, zwangsläufig wird Deutschland, das Deutsche, auch von ideellen, mystischen Aspekten repräsentiert – jedes Volksbewußtsein fußt auch im Mythos, es kann gar nicht anders sein – der Mythos hilft uns, Niederungen der Geschichte zu durchschreiten, nach Niederlagen, wie wir schon viele erleben und erleiden mußten, wieder auf die Beine zu kommen – es ist ein Ideal, das die Realität auch etwas verklärt und niemals wirklich erreichbar ist, aber auch eine Vision stiftet, die uns Kräfte verleiht, wieder aufzustehen und weiterzugehen – das ist absolut notwendig, wenn ein Kulturstaat dauerhaft existieren will, wozu auch der Mythos gehört, der in gemeinsamen Riten beschworen wird…
(15:30 min)

…weil ich mein Volk liebe, seine Kultur hoch und als selbstbewußt einschätze, denke ich oft mit Wehmut über die Frage nach, ob wir ein Altes Volk sind und vergehen werden – wie es Arnold Toynbee (vgl. auch hier) in seinem Hauptwerk vom Entstehen, Wachstum und Niedergang verschiedener Hochkulturen und der dabei wiederkehrenden Muster beschrieben hat – die deutsche Kultur stellt einen nicht unbeträchtlichen Teil der Menschheitskultur dar – ohne das spezielle deutsche Denken, ohne die typischen deutschen Sekundärtugenden: Pünktlichkeit, Sorgfaltsliebe zum Detail, die Meisterschaft und der Erfindungsgeist unseres Volkes wäre die Welt, in ihren guten Seiten, mit Sicherheit ärmer – es würde mich bestürzen, wenn diese Kontinuität abbräche, aber wir stehen tatsächlich kurz davor – die Anti-Elite, die uns beherrscht, die Kollaborateurs-Elite, hat sich über Jahrzehnte des Unterlassens schuldig gemacht, den demographischen Niedergang nicht korrigiert zu haben, den man hätte korrigieren können, natürlich mit Geld, aber vor allem mit Wertsetzung, und die jetzt durch Multikulturalismus vorsätzlich unterwegs ist, diese demographische Krise in ihrer Wirkung zu potenzieren – diese Kombination ist nichts anderes als ein Mordkomplott gegen das deutsche Volk – deswegen befinden wir uns in einer Existenzkrise und müssen uns so schnell wie möglich von der Fremdbestimmung befreien – mit Blick auf die Lage des Landes wird mir tatsächlich Angst und Bange um die Zukunft Deutschlands und des deutschen Volkes…
(18:30 min)

…ja, Migration ist die Schlüsselfrage unserer Zeit, an der sich letztlich Vergehen oder Bleiben unseres Volkes entscheiden wird, alles andere ist zu kompensieren, kann neu entstehen, aber ein Volk, das vergangen ist, ist vergangen – es gab immer wieder Zuwanderung, doch das waren Größenordnungen, die sich kompensieren ließen bzw. kam die Zuwanderung aus kulturellen Kontexten, die ohne Probleme an unsere kulturellen Kontexte anschlußfähig waren, und Zuwanderer aus außereuropäischen Kontexten waren in ihrer Größenordnung so marginal, daß sie sich integrieren mußten, der Druck lastete immer auf dem Einwanderer, sich an das neue Heimatland anzupassen – das ist historisch ein einmaliger Vorgang, den wir im Augenblick erleben: mittlerweile sind in den jungen Alterskohorten 50% der Menschen mit Migrationshintergrund ausgestattet…
(20:30 min)

…mit Blick auf das, was wir in der Corona-Zeit als freiheitsliebende Menschen erleiden mußten, haben wir zweifellos die dritte Phase erlebt, den totalitären Staat, wir konnten uns durch Wohlverhalten oder Rückzug in eine Nische der Repression nicht mehr erwehren, so wie es im Gesinnungsstaat, wie ich unser heutiges Staatsgebilde einmal nannte, noch möglich gewesen wäre – der Druck war so groß, man mußte mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch rechnen, hätte man sich bestimmter Maßnahmen verweigert – das sind Druckmethoden totalitärer Staaten – wir wissen heute, daß keine dieser Corona-Maßnahmen bis heute ihre Wirksamkeit nachweisen konnte, wir wissen um die Gefährlichkeit der sogenannten mRNA-Impfung, vor der die AfD schon frühzeitig gewarnt hatte, wir haben Recht behalten – jemanden zu zwingen, sich etwas injizieren zu lassen, was nicht erforscht ist, was tief in die körperliche Unversehrtheit eingreift, das ist nichts anderes als totalitär – es gibt den Begriff des ‚Umgekehrten Totalitarismus‘, der sich auf drei Säulen stützt: 1. die Abhängigmachung, 2. die permanente Beschäftigung, 3. die Erzeugung von Angst, eine Art ‚Sanfter Totalitarismus‘, wobei die drei Stufen, wie ich sie einmal beschrieben hatte: Demokratischer Rechtsstaat, Gesinnungsstaat und Totalitärer Staat vor dem Hintergrund der Manipulation und Künstlichen Intelligenz neu definiert und hinterfragt werden müssen – wir brauchen für diese Art neuem Totalitarismus neue Begriffe…
(24:00 min)

…auf diese Art diktatorisch zu herrschen: damit hat der Staat einen Präzedenzfall, im schlechten Sinne, geschaffen, durch den aber auch große Teile der Bevölkerung wachgerüttelt wurden – viele Menschen haben sich zum ersten Mal getraut, auf der Straße ihr Bürgerrecht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit einzufordern und zu leben, Menschen unterschiedlicher politischer Lager sind zusammengekommen, im Kampf um die Freiheit, weil sie erkannt haben: ohne Freiheit ist alles nichts – das politische Gefüge Deutschlands ist in Bewegung geraten und infrage gestellt worden – die Indizienlage deutet auf eine von globalen Institutionen strategisch geplante Aktion hin, um eine neue Dimension einzuführen, zur Kontrolle der Bevölkerungen…
(27:00 min)

…Menschen sind offensichtlich in einer Suchbewegung, sie können sich diese interessenverlorene Politik in Deutschland nicht mehr erklären – es ist eine Phase eingetreten, wie sie schon Antonio Gramsci als Dreiklang beschrieb: eine Phase der Abwendung, eine Phase der Suche und die Neuorientierung – Menschen haben sich durch die Corona-Maßnahmen von der etablierten Politik abgewandt, sie sind, das ist allerdings auch bedauerlich, dem Staat verloren gegangen – das Vertrauen der Deutschen in Staat und Institutionen erodiert in erschreckendem Maße – wer Institutionen schreddert, der lebt als derjenige, der später mal die Hebel der Macht in Händen hält, auch in Ruinen, die Behausung ist dann nicht nur für das Volk sondern auch für die Machthaber zerstört – das geschieht, wenn wir eine Rechtsprechung und politisch dirigierte Staatsanwaltschaft haben, die Urteile fällt, die für den gesunden Menschenverstand nicht mehr nachvollziehbar sind – das aber löst auch die Neuorientierung aus, wie Gramsci beschrieb…
(30:30 min)

…das Establishment suggeriert und betreibt die Polarisierung von Gut gegen Böse, es hätte aber genau die Aufgabe, diese Fraktionierung zu verhindern – ich möchte versöhnen – ein Neuanfang gelingt aber nur, wenn diejenigen, die gewinnen, und sind sie auch jahrelang geprügelt worden, in christlicher Tradition sagen können: ich vergebe und wir machen einen Neuanfang – im Herbst kommenden Jahres (2024) wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt – ich habe die Machtfrage gestellt, wofür ich im Verfassungsschutzbericht erwähnt wurde – es besteht aber die Möglichkeit, daß wir zumindest eine Sperrminorität erreichen, und wenn die Ideologen in dieser Regierung: es sind keine pragmatischen Politiker, es sind Ideologen!, ihre Agenda weiter umsetzen, dann gehen wir in Richtung absoluter Mehrheit, die schon erreicht ist, wenn die kleinen Parteien, Grüne und FDP, herausfallen – warum sollte das einer bürgerlich-patriotischen Kraft wie der AfD nicht gelingen…
(35:00 min)

…ein ganz wichtiges Thema: die Konfrontation in der Möglichkeit einer AfD-Regierung mit den etablierten Strukturen, die uns nicht wohlgesonnen wären – sowohl Antonio Gramsci als auch Louis Althusser haben das mit Begrifflichkeiten unterlegt, sie sprachen vom ‚repressiven Staat‘, auch vom Ideologie-Staat – Donald Trump, wie auch die 1. FPÖ-Regierung sind an dieser kulturellen Hegemonie, an diesem Tiefen Staat gescheitert – was nützt es mir, wenn ich Gesetze erlasse und diese Gesetze werden von der Verwaltung nicht umgesetzt, was nützt es mir, wenn ich auf Landesebene neue Lehrpläne entwickle, weil ich weiß, daß die Indoktrination und Ideologisierung im bunten Zeitgeist unseren Kindern abträglich ist und ihnen die Möglichkeit einer starken Identitätsausprägung nimmt, aber diese Lehrpläne werden von der bunten Lehrerschaft nicht umgesetzt – das ist ein Generationenprojekt, auch wenn man davon ausgehen darf, daß, wenn es eine absolute Mehrheit der AfD gäbe, ein Großteil derjenigen, die heute noch dem Ideologie-Staat hörig sind, in ein Wendebewußtsein kämen und erkennen würden, daß es notwendig ist, etwas Neues zu probieren – aber der Widerstand wird enorm sein, man kann von langanhaltenden, großflächigen Protesten ausgehen, die stellenweise aus dem Ausland finanziert werden, und ich hoffe, daß auch die Parteifreunde, die dieses Interview sehen, die vor allem den Parlamentspatriotismus predigen, erkennen, daß zur Umgestaltung eines Landes, zur positiven Entwicklung eines Landes in unserem Geiste, viel mehr gehört als nur die Partei, daß wir die Bewegung brauchen, und vor allem intellektuelle Zirkel, Institutionen, die unsere Weltanschauung, und ich rede jetzt nicht von Ideologie, sondern von Weltanschauung, was für mich etwas ganz anderes ist!, grundlegend ausformulieren, die Leitideen entwickeln, die dann zu einer Vereinheitlichung dieser Noch-Opposition beitragen – wichtig ist: viel, viel zu lesen, sich immer wieder neu in den Stoff zu stellen, sich immer wieder infrage zu stellen, nicht selbstgefällig zu werden…
(40:30 min)

…wir haben die Zeit nicht: unser Wohlstand, die Substanz Deutschlands, aus der z.B. die Grünen zehren und ihre Ideologie elaborieren und ihre kulturelle Hegemonie errichten konnten, ist verbraucht, er ist noch in den Fassaden, dahinter aber stehen nur noch Ruinen – diese Wohlstandskinder hatten ein schönes Leben, aber diese fetten Jahre sind vorbei, jetzt muß es schnell zu grundsätzlichen Reformen kommen – die parlamentarische Demokratie funktioniert in Legislaturen, gegen diesen Wechsel in der Politik versichert uns kein Parlamentspatriotismus – deswegen ist es wichtig, die Bildungsarbeit hervorzuheben, eine breite patriotische Zivilgesellschaft aufzubauen, um auch mal wieder eine Oppositionsphase zu überstehen, und trotzdem im Volk das Bewußtsein wach zu halten, daß es eine politische Alternative und eine Opposition gibt, die auf einem kulturellen Fundament steht – aber das Problem der Zeit ist, daß wir Kräfte haben, die die Spielregeln der parlamentarischen Demokratie nicht mehr akzeptieren: man kann darüber diskutieren, ob ich ein Haus grün, blau oder rot streiche, ich stelle das Haus jetzt als Synonym für Deutschland, wir können uns überlegen, ob wir Holz- oder Kunststofffenster einsetzen, den Garten als Zier- oder Gemüsegarten anlegen, wir können aber nicht mit einem Stemmeisen das Fundament aufbrechen und das Haus zum Einsturz bringen, und das passiert gerade, und es ist nicht die AfD, die das Stemmeisen in der Hand hält, sondern die etablierten Kräfte, die gemeinsam in den großen Politikfeldern, die über die Zukunft unseres Landes entscheiden, mit einer Stimme sprechen – bei den einen geht der Raubbau, das Aufstemmen der Fundamente schneller als bei den anderen, das Ergebnis ist das gleiche, sollten sie an der Regierung bleiben: der Zusammenbruch des Hauses, und das ist ein Verrat an der Idee der parlamentarischen Demokratie…
(46:30 min)

…wieviel Zeit uns noch bleibt: letztlich ist es die Demographie, die über die Demokratie entscheidet – die deutsche Volkssouveränität, als Prinzip unseres im Grundgesetz definierten Staates, endet in dem Augenblick, in dem die Mehrheit in unserem Land keine Deutschen mehr sind – in der jungen Alterskohorte ist diese Frage bereits entschieden: wir haben keine Zeit mehr, trotzdem und aus Prinzip wehre ich mich gegen diese Entwicklung und bin bereit, dafür den größten persönlichen Preis zu zahlen, so wie es Gottfried Benn einmal ausgedrückt hat: ‚die Schwerter gegen die Zeit zu halten‘ (vgl. ggf. auch hier) – das bin ich meinem Land schuldig und meinem Ethos, der in mir lebt – aber ich glaube, daß es viele Menschen meines Schlages gibt, die genauso empfinden und nicht bereit sind, diesen Verlust zu akzeptieren, der hier droht, weil es ein Verlust auch der persönlichen Identität und ein Verrat an den kommenden Generationen wäre – ich bin vierfacher Familienvater und möchte, daß meine Kinder in einem freien, souveränen und selbstbestimmten Land leben, das nicht nur Deutschland heißt, sondern das kulturell noch Deutschland ist, das ist meine Pflicht vor der kommenden Generation und den Altvorderen, das Erarbeitete, Erschaffene zu erhalten, es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, daß die Kette nicht an meinem Glied reißt, und wenn ich alles dafür geben muß, das ist meine Pflicht – wir brauchen, wenn wir so schnell wie möglich in Regierungsverantwortung kommen, vor allem eine 180Gradwende in der Einwanderungspolitik, ein Einwanderungsmoratorium, ein absolutes Stillstellen, und dann beginnt die große Re-Migration – für Thüringen machen wir das im nächsten Landtagswahlprogramm: wir werden auf systematischen Grenzschutz pochen und alles dransetzen, daß der Anteil nicht-integrierbarer Ausländer in Deutschland massiv reduziert wird und das Deutschland so unattraktiv für illegale Einwanderung wird, wie kein anderes Land der Welt – ich bin bereit das zu tun, und meine Partei ist bereit das zu tun, nicht, weil ich so ein böser Mensch bin, sondern weil ich durch und durch Humanist bin, meinen Volk gegenüber, aber auch den Menschen gegenüber, die man ohne Not in unser Land lockt, ohne damit die Not in den Heimatländern dieser Menschen auch nur um ein Grad zu lindern, und ohne diesen Menschen, zumindest der Mehrheit dieser Menschen, eine Perspektive in unserem Land bieten zu können – denn die meisten von ihnen, die kommen, sind ungebildet, das sind keine Goldstücke, keine Herzchirurgen und keine Computerspezialisten, es kommen Sozialhilfeempfänger, die Zahlen sind ganz klar – diese Menschen werden auch aufgrund ihrer völlig andersgearteten Wertefundamentierung niemals hier dauerhaft andocken können – jeder Politiker, der das nicht erkennt und der diese Menschen trotzdem einwandern läßt: er weiß, daß diese Menschen gar nicht anders können als sich in Parallelgesellschaften zu organisieren, ihre Communitys zu bilden und sich zu verpanzern, auch aus psychologischen Gründen: um die eigenen Minderwertigkeitskomplexe, die auch aus dem Scheitern im Berufsleben im neuen Heimatland, im Einwanderungsland, resultieren, zu kompensieren – das hat eine individualpsychologische Ebene – das ist auch ein Vergehen an der Menschenwürde derjenigen, die man hier hineinlockt, und das muß enden…
(51:30)

…ich fühle mich als Glied einer Kette, ausgehend von den Altvorderen, hin zu denen, die nach uns kommen, als konservativen Menschen, verbunden dem Denken und Fühlen in Generationen, in Ahnenreihen – die Kombination aus meiner Biographie und meiner Individualität macht mich genauso einzigartig wie jeden anderen Menschen – daraus resultiert aber auch eine Pflicht, dieser Herkunft gegenüber zu dienen, nicht nur dem eigenen Wohlleben, sondern auch seine Schuldigkeit zu tun, wie es Bismarck formulierte – das heißt nicht, daß man nicht auch mal das Wohlleben genießen darf, ausgelassen sein darf, Feste feiern: Feste zu feiern ist auch konservativ, weil Feste normalerweise nach einem festen Ritus ablaufen, wenn sie denn eine gewisse kulturelle Flughöhe haben, mit denen sie vorbereitet und durchgeführt werden – das ist auch ein Dienst an der Gemeinschaft, ein Ausgleich zwischen Individualinteressen und Gemeinschaftsinteressen, wobei klar ist, daß das, was mich erhält, letztlich die Gemeinschaft ist, also ein funktionierender Staat, der die äußere und innere Sicherheit und Daseinsfürsorge garantieren kann – ich habe meinen Beitrag dazu zu leisten – ich bin als Mensch auch dankbar dafür, was ich von diesem Staat erhalten haben, auch deswegen bin ich zur Bundeswehr gegangen, weil ich diesem Staat etwas zurückgeben wollte, der Wehrdienst, die Wehrpflicht ist für mich etwas Konservatives: man gibt dem Staat etwas zurück, und wenn es nur dieses eine Jahr ist – das Denken in Generationen, sich selbst als Teil eines Prozesses zu verstehen, den Staffelstab weiterzugeben, zu einem guten Gefühl weiterzugeben, die Welt ein bißchen besser gemacht zu haben, wie es heißt: daß man ein gutes Leben gelebt hat, wenn man von dieser Welt geht und sagen kann, die Welt ist durch mich ein bißchen klüger geworden und es kam durch mich ein bißchen mehr Liebe in sie…
(54:30 min)

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Hinzufügungen durch den Skribenten:

Alfred Delp (Friedrich Alfred Delp, 1907-1945, erhängt in Plötzensee), deutscher Jesuit und Mitglied des Kreisauer Kreises im Widerstand gegen den Nationalsozialismus: „Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, dann hat sein Leben einen Sinn gehabt.“

Lord Robert Baden-Powell (1857-1941), brit. Kavallerie-Offizier und Gründer der Pfadfinderbewegung: „Doch der wahre Weg, Glück zu erlangen, besteht darin, andere Menschen glücklich zu machen. Versucht die Welt ein bißchen besser zurückzulassen als ihr sie vorgefunden habt.“

Gustav Freytag (1816-1895), bedeutender deutscher Dichter, Schriftsteller, Kulturhistoriker, Mitglied des Reichstags, Ritter der Friedensklasse und Träger der höchsten königlich-preußischen Tapferkeitsauszeichnung ‚Pour le Mérite‘: „Menschliches Glück wird in großem Ausmaß dadurch bestimmt, wieviel Liebe wir verschenken und empfangen.“

Ludwig Hohl (1904-1980), Schweizer Schriftsteller, in: Die Notizen oder Von der unvoreiligen Versöhnung: „... Und so stieg und stieg er – durch Schlucht und Wald; der Mond erhob sich grausig noch und noch einmal; über Stufe und Stufe stieg er, er zerbrach die Hände am rauhen Mörtel der harten Wand; so stiegt und stieg er und endlich sah er./ Er sah die Welt./ – und er sah, daß nicht alles nur Trug und eitel ist, daß es ein Ringen und Handeln gibt, die nicht vergeblich sind, ein Tun und Leben, von dem die Schalen plötzlich wie Kleider abfallen; und da steht – – ein SINN, ein Mensch, ein höherer Mensch, die Liebe.“

Ludwig Hohl (1904-1980), Schweizer Schriftsteller, in: Die Notizen oder Von der unvoreiligen Versöhnung: „Ja, meine Liebe kann nur denen gehören, die die Veränderung wollen. / Wohl ist vom höchsten Orte gesehen die Welt wunderbar – aber es bleibt doch wahr, daß jene, die diese Welt nicht verbessern wollen, sie nicht verdienen.“

Rabindranath Tagore (1861-1941), indisch-bengalischer Dichter und Philosoph, Nobelpreis für Literatur 1913: „Der Mensch ist sich tief bewußt, daß im Grunde seines Wesens ein Zwiespalt ist, er sehnt sich, ihn zu überbrücken, und irgendetwas sagt ihm, daß es die Liebe ist, die ihn zur endgültigen Versöhnung führen kann.“

Hermann Kesten (1900-1996), als Verleger und deutscher Schriftsteller ein Hauptvertreter der literarischen Neuen Sachlichkeit, wurde er wegen seines jüdischen Glaubens aus Deutschland vertrieben: „Je mehr einer die Menschen und ihre Welt liebt, um so mehr will er sie verbessern.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), deutscher Nationaldichter, im Alter von 33 Jahren von Kaiser Joseph II. geadelt: „Die Welt kann nur verbessert werden durch jene, die sich ihr auch entgegenstellen. Die sich anpassen, sind für jegliches tüchtige Leisten verloren.“

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