In seinem jüngsten Buch ‚Indigenialität‘ (https://www.amazon.de/Indigenialit%C3%A4t-Andreas-Weber/dp/3964760102)
bezeichnet der Philosoph und Publizist Andreas Weber unsere wahre Natur als
‚wild‘: „Wir alle sind Wilde.“ Er verdeutlicht damit, wie weit unsere
Zivilisation sowohl die indigenen Volksstämme kolonialisiert hat, als auch
unser eigenes Denken, unsere ‚Indigenität‘ oder unseren ‚Indigenismus‘. ‚Wild‘ bedeutet
nicht ‚gesetzlos‘ oder ‚unkultiviert‘, es zielt auf unser stets offenes Verlangen,
die Interessen unserer gesamten Welt und den gegenseitigen Austausch darüber
tätig zu halten, sie zu reflektieren, unmittelbar auf sie zu reagieren. Soll unsere
Erde ein lebensspendender Ort sein, so müssen wir das Indigene – das in uns
selbst heimische, unsere einheimische, uns eingeborene Art, unseren ungeprägten
Wesensausdruck – wiederentdecken, wiedererwecken, leben – und lieben. Die ökologischen
und gesellschaftlichen Krisen verlangen eine völlig neue Beziehung zu unserer Natur
(in doppeltem Sinne), unserer Welt: Das beseelte Leben strömt aus einem Urgrund
genialer und ganzheitlicher Beziehungen zwischen all seinen Elementen. Wir müssen
zurückkehren, zurückfinden zu einer neuen Empfindsamkeit, einem Fühlen und
Denken in tiefer Verwurzelung und Verbindung mit allen uns umgebenden geistigen,
seelischen, körperlichen Wesensformen, Manifestationen. Retten kann uns nur die
politische und kulturelle Radikalität: als Maßstab und Gebot aller unserer
Entscheidungen die unverkäufliche, unverhandelbare LIEBE ZUM LEBEN einzusetzen.
Liebe ist das grundlegende PRINZIP der Wahren Wirklichkeit – sichtbar auch an
ihrer physischen ‚Funktion‘ zur Be-wahr-ung und Fortpflanzung des Lebens auf
unserer Erde. Allein die Liebe erschafft jene VER-BINDUNGEN – Wurzelkanäle, Lebensadern
–, die unser Sein in sinnlich-unmittelbaren KONTAKT zu unserer Umwelt bringt und
dort intentional verwebt bzw. von dort auch intentional zurückwirkt auf unser
Sein. Dieser physisch-poetische AUS-TAUSCH ist für jedes LEBE-WESEN lebens-notwendig.
In Abtrennung von seinem sinnstiftenden Urgrund, ohne Zu- und Abfluß dieser sich
wechselseitig befruchtenden Lebenselixiere verendet es. „Wir müssen
liebesfähiger werden“, so Andreas Weber, und Dorothée Sölle (1929-2003), die deutsche
evangelische Theologin, Literaturwissenschaftlerin, Poetin und
Schriftstellerin: „Liebesfähig zu werden ist das Ziel des Lebens.“
Wir
haben den Netzartikel sowie das Gespräch zwischen Andreas Weber und Simone
Miller vom 29.09.2019 auf Deutschlandfunkkultur gesichert – und bedanken uns
dafür: