Presseschau vom 27.08.2014
ein ganz normaler Tag im Bürgerkrieg
Quellen: Itar-Tass, Interfax, Ria Novosti, rusvesna.su, voicesevas.ru, hinzu kommen Informationen der Seiten „Novorossia“ sowie „dnr-news“ und „novorosinform“. Wir beziehen manchmal auch ukrainische Medien, z.B. BigMir, UNIAN, Ukrinform, KorrespondenT und die Online-Zeitung Timer aus Odessa ein.
Zur besseren Unterscheidung der Herkunft der Meldungen sind Nachrichtenquellen aus den neuen ostukrainischen Volksrepubliken in Rot (Portal Novorossia, dnr-news, novorosinform) und andere ukrainische Quellen in Blau (BigMir, Ukrinform, UNIAN, KorrespondenT und Timer) gekennzeichnet.
Die Übersetzung russischer Medien erfolgt in schwarzer Farbe.
vormittags:
dnr-news: Der Leiter des Roten Kreuzes der Ukraine ist zurückgetreten. Dies erklärte er selbst, Gründe für seinen Rücktritt nannte er jedoch nicht.
RIA.de: Die in der Ukraine festgesetzten russischen Luftlandesoldaten sind laut dem Sprecher des Rates für Nationale Sicherheit und Verteidigung der Ukraine, Andrej Lyssenko, wegen eines illegalen Grenzübertritts, Unterstützung der Volkswehr und wegen des Tragens von Waffen festgenommen worden. Sie gelten nicht als Kriegsgefangene. Am Vortag teilte der Sicherheitsdienst der Ukraine mit, dass zehn russische Luftlandesoldaten mit Waffen und Soldbüchern festgenommen worden waren.
Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums sagte, dass die in der Ukraine festgenommenen russischen Armeeangehörigen an einem unbefestigten Grenzabschnitt Streifendienst versehen und die Grenze wahrscheinlich zufällig überquert haben. Bei der Festnahme hätten sie den ukrainischen Militärs keinen Widerstand geleistet. „Sie sind keine Kriegsgefangenen. Sie haben den Status von Festgenommenen. Sie wurden erstens wegen eines illegalen Überquerens der Staatgrenze und zweitens wegen der Förderung einer terroristischen Organisation, wegen der Teilnahme an einer terroristischen Organisation und wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen. Sie befinden sich im Moment im Sicherheitsdienst der Ukraine. Alle haben bereits ausgesagt“, so Lyssenko. Seinen Worten nach wird der Sicherheitsrat der Ukraine über das weitere Schicksal dieser Armeeangehörigen entscheiden.
novorossia.su: Die vom „Rechten Sektor“ gefangengenommenen russischen Journalisten wurden freigelassen und sind zurück auf der Krim. In Simferopol bedankten sie sich bei ihren Kollegen und bei allen, die ihre Freilassung durch Aktionen unterstützt hatten.
novorossia.su: Infolge des Artilleriebeschusses durch die ukrainische Armee sind in 5 Gebieten der DVR die Gasleitungen zerstört. Die Städte und Dörfer können deswegen nicht mehr mit Gas versorgt werden, heißt es aus dem Energieministerium der Republik.
RIA.de: Der Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat angekündigt, dass die Allianz ihre Truppen erstmals auf neuen Stützpunkten in Osteuropa stationieren wird, schreibt die Zeitung „Guardian“ unter Hinweis auf einen Sprecher des Generalsekretärs. Rasmussen teilte mit, dass bereits in den nächsten Stunden Truppen untergebracht werden können. In Cardiff (Hauptstadt von Wales) findet in der kommenden Woche ein Nato-Gipfel statt, auf dem die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Allianz überwunden werden sollen und ein Abkommen über die Truppenstationierung an den Grenzen zu Russland erzielt werden soll. Dieser Schritt sei ein Versuch, Putin davon abzuhalten, die ehemaligen baltischen Sowjetrepubliken in Unruhe zu versetzen. Frankreich, Italien und Spanien sind gegen einen solchen Schritt, während die USA und Großbritannien dafür plädieren. Deutschland nimmt vorläufig eine neutrale Position ein. „Dies kann auf Rotationsgrundlage mit hoher Frequenz erfolgen. Das Wesen besteht darin, dass jeder potentielle Aggressor wissen soll, dass, sollte er auch nur an einen Überfall auf einen Nato-Verbündeten denken, er es mit den Soldaten nicht nur dieses Landes, sondern auch mit den Militärs der Allianz zu tun haben wird“, so der Generalsekretär. Auf die Frage, ob in Osteuropa ein internationales Kontingent auf ständiger Grundlage stationiert würde, antwortete Rasmussen: „Kurz gefasst, ja. Um ein Missverständnis zu vermeiden, sage ich: solange dies notwendig ist“.
novorossia.su: Die Faschisten der Bataillone „Asow“ und „Dnepr“, die aus Mariupol vor der eigenen Phantasie russischer Panzer geflohen waren, gerieten im Gebiet Saporoshe gleich zweimal in einen Partisanenangriff. Während die Kolonne bei Rosowka noch entkommen konnte, wurde sie von Partisanen bei Kuibischew aus großer Distanz beschossen. Ein Teil der Fahrzeuge explodierte, die andere Hälfte musste mit zerschossenen Reifen nach Mariupol zurückkehren, wo sie von dortigen Partisanen unter Beschuss genommen wurden.
nachmittags:
Interfax: Die ukrainische Luftwaffe in der Nacht zum Mittwoch mehrere Luftangriffe auf die Stadt Lugansk geflogen. Zerstört wurden Wohnhäuser und eine Schule, wie der Stab der Volksmiliz mitteilt.
novorossia.su: In der LVR griffen Partisanen ukrainische Grenztruppen in Krasnaja Talowka an. Das Zentrum der Partisanentätigkeit der LVR verlagert sich weiter in den Norden.
RIA.de: Mindestens 129 Armeeangehörige und Kämpfer der Nationalgarde der Ukraine haben sich der Volkswehr in der Ortschaft Starobeschewo im Gebiet Donezk gefangen gegeben, wie der Stab der selbsterklärten Donezker Volksrepublik (DVR) RIA Novosti mitteilte. Nach Angaben der Volkswehr verlor die ukrainische Armee bei den nächtlichen Kämpfen in Awdejewka und Jassinowataja (Vororte von Donezk) 25 Mann an Toten und Verletzten sowie einen Teil ihrer Kampftechnik – zwei Schützenpanzerwagen, einen Panzer und ein Munitionslager. Bei einem Feuerüberfall auf Stellungen der ukrainischen Artillerie im Raum von Krasnogorowka wurden vier Mehrfachraketenwerfer Grad mit den Gefechtsbesatzungen, zwei Panzer und zwei Panzerwagen vernichtet, so der DVR-Stab. Im Gebiet Lugansk zerstörte die Volkswehr nahe der Ortschaft Waluiskoje fünf Lastkraftwagen mit Munition. Der Volkswehr zufolge wurden bei Zusammenstößen acht ukrainische Militärs getötet. Die ukrainische Armee verlor in der Nacht vom 26. zum 27. August insgesamt fünf Panzer, sieben Panzerwagen, vier Mehrfachraketenwerfer Grad, zwei Munitionslager und fünf Kampffahrzeuge. Zuvor hatte der Premier und Oberbefehlshaber der Streitkräfte der DVR, Alexander Sachartschenko, erklärt, dass die Armeekräfte der Donezker Volksrepublik am 24. August zu einer Großoffensive in allen Richtungen übergegangen waren.
RIA.de: Der ukrainische Premier Arseni Jazenjuk will von Plänen Russlands erfahren haben, den Gastransit in die EU-Länder im Winter völlig einzustellen. „Wir wissen von Plänen Russlands, den Transit in die EU-Länder überhaupt zu stoppen“, sagte Jazenjuk am Mittwoch in einer Regierungssitzung. „Gerade aus diesem Grund haben russische Gesellschaften die Anweisung bekommen, Gas in die Tanks auf dem Territorium Europas in maximalem Umfang einzupumpen.“ Die Ukraine verfüge außerdem über Informationen, laut denen Russland vorhabe, „die Ukraine von allen Energieressourcen abzuschneiden“, so der ukrainische Regierungschef.
novorossia.su: Am heutigen frühen Morgen wurde im Gebiet Sumi ein Rekrutierungsbüro der ukrainischen Armee mit einem Granatwerfer beschossen. Niemand der Angestellten oder der in der Nähe wohnenden Bevölkerung kam zu Schaden. Es ist nicht der erste Beschuss eines Rekrutierungsbüros. Ähnliches geschah schon in Odessa, Charkow und anderen Städten.
novorossia.su: In Donezk versucht die Volksmiliz, die ukrainischen Einheiten, die sich auf dem Donezker Flughafen verschanzt und erneut Wohngebiete der Stadt beschossen haben, von dort zu vertreiben. Dies ist jedoch sehr schwierig, da die Armee dort ihre Stellungen gut befestigt hat. Der Schusswechsel zwischen Volksmiliz und den Kiewer Regierungstruppen dauerte praktisch die ganze Nacht.
RIA.de: Der ukrainische Premier Arseni Jazenjuk erwartet nicht viel von den Verhandlungen mit Russland über die Beendigung des militärischen Konfliktes im Osten der Ukraine. Die Staatschefs von Russland, Weißrussland, Kasachstan und der Ukraine sowie Vertreter der Europäischen Union hatten am Dienstag in Minsk die Lage in der Ukraine und eine Wiederanbahnung des friedlichen Lebens im Donezbecken (Donbass) besprochen. Das Treffen dauerte bis in die späte Nacht. Die Teilnehmer vereinbarten, demnächst einen Plan für eine Waffenruhe im Osten der Ukraine vorzubereiten und die Kontaktgruppe Ukraine-Russland-OSZE wieder einzusetzen.
„Wir erwarten nicht übermäßig viel von unseren Treffen, aber wir müssen den ganzen Weg der Verhandlungen zurücklegen, um den Frieden herzustellen“, sagte Jazenjuk am Mittwoch zu Beginn einer Regierungssitzung. Der einzige Weg zur Beendigung des militärischen Konfliktes sei, die ukrainisch-russische Grenze unter Kontrolle zu bringen, und die Erfüllung der diesbezüglichen Vereinbarungen müsse durch die OSZE kontrolliert werden, so Jazenjuk.
RIA.de: Die ukrainischen Militärs haben einen Volkswehr-Angehörigen aus der selbsterklärten Volksrepublik Donezk (VRD) gegen vier gefangene Ukrainer ausgetauscht, wie das Pressezentrum der Kräfte der Sonderoperation am Mittwoch mitteilt. Am gestrigen Dienstag seien vier Ukrainer, die gegen einen Einwohner der VRD ausgetauscht worden seien, heimgekehrt, heißt es. Es wird nicht präzisiert, ob die Freigelassenen Militärs sind. Zwei von ihnen – Sergej Gakow und Eduard Kulinitsch – sollen Freiwillige gewesen sein.
abends:
RIA.de: Die selbsterklärte Volksrepublik Donezk hat bekannt gegeben, den gesamten Grenzabschnitt zu Russland im Gebiet Donezk unter ihre Kontrolle gestellt zu haben. „Nach einer mehrtägigen Offensive im Süden des Gebietes Donezk, darunter an der Grenze zu Russland, haben wir den gesamten Grenzabschnitt unter Kontrolle gestellt“, wurde RIA Novosti am Mittwoch im Volkswehr-Stab mitgeteilt. Die Volksmilizen würden alle drei Kontroll- und Durchlassstellen an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland, die sich im Gebiet Donezk befinden, - „Marinowka“, „Uspenka“ und “Nowoasowsk“ – unter Kontrolle halten. Zugleich wurde angemerkt, dass in der Nähe des Grenzüberganges Nowoasowsk und an anderen Grenzabschnitten noch gekämpft wird. „Es wäre auch verfrüht zu sagen, dass wir die Stadt Nowoasowsk eingenommen haben“, hieß es. Laut einer Twitter-Mitteilung des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrates steht die Stadt Nowoasowsk weitgehend unter Kontrolle der ukrainischen Militärs.