Presseschau vom 07.09.2014
Waffenruhe = Umgruppierung, Waffenlieferungen und Kämpfe
Quellen: Itar-Tass, Interfax, Ria Novosti, rusvesna.su, voicesevas.ru, hinzu kommen Informationen der Seiten „Novorossia“ sowie „dnr-news“ und „novorosinform“. Wir beziehen manchmal auch ukrainische Medien, z.B. BigMir, UNIAN, Ukrinform, KorrespondenT und die Online-Zeitung Timer aus Odessa ein.
Zur besseren Unterscheidung der Herkunft der Meldungen sind Nachrichtenquellen aus den neuen ostukrainischen Volksrepubliken in Rot (Portal Novorossia, dnr-news, novorosinform) und andere ukrainische Quellen in Blau (BigMir, Ukrinform, UNIAN, KorrespondenT und Timer) gekennzeichnet. Die Übersetzung russischer Medien erfolgt in schwarzer Farbe.
vormittags:
rusvesna.su: Nach Augenzeugenberichten aus Mariupol führte die ukrainische Armee gestern dort eine massive Umgruppierung durch. In der Nacht begannen dann Kämpfe mit Schüssen und Explosionen am Stadtrand.
Rusvesna.su: In der Stadt Debalzewo werden auf dem Markt Waren angeboten, die aus Spendenaktionen des ukrainischen Volkes für die Kämpfer der „ATO“ stammen, berichtet ein Soldat, dessen Einheit dorthin verlegt worden war. Aus dem Basar sei nun alles zu kaufen, von Uniformen bis hin zu Waffen. Dieser Ausverkauf werde jedoch nicht von der unteren Ebene, sondern durch die Kommandeure organisiert.
Gefunden bei ANNANEWS: Ein deutschsprachiges Interview mit einen serbischen Freiwilligen, der an der Seite der Volksmiliz in Lugansk kämpft, von der ukrainischen Armee festgenommen und später durch die Volksmiliz freigekauft wurde: [youtube https://www.youtube.com/watch?v=uTQiSGZDs8I?list=UUcb5-hIw9laY-JYPhSA7snQ&w=640&h=360]
Rusvesna.su: Der Premierminister der Slowakei Fizo hat sich gegen einen Eintritt der Ukraine in die NATO ausgesprochen. Es sei besser für die Region und die ganze Welt, wenn die Ukraine nicht in der NATO wäre. Außerdem warnte er vor den Schwierigkeiten, die sich auf ökonomisch-politischer Ebene für das Land ergeben, wenn die Ukraine in die EU eintreten wolle. Die Bedingungen dafür seien hoch und schwer zu erfüllen, besonders für ein Land in einer solchen schwierigen ökonomischen, finanziellen, sozialen und außenpolitischen Situation.
Rusvesna.su: Die ukrainischen Militärkräfte beschießen auch weiterhin Wohnviertel und Stellungen der Volksmilizen in der DVR und LVR. Dies teilt der Stab der Volksmilizen mit.
Nachmittags:
RIA.de: Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise beginnen die USA und die ukrainische Kriegsmarine am Montag im Schwarzen Meer eine gemeinsame Übung. Ziel des Manövers „Sea Breeze 2014“, das bis Mittwoch dauern soll, sei es, Maßnahmen für eine sichere Schifffahrt in einem Krisengebiet zu trainieren, teilte das Kiewer Verteidigungsministerium mit. Unter anderem sollen Aufhalten und Durchsuchung von Schiffen sowie Rettung aus Seenot trainiert werden. Die Übung im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres sei Teil eines bilateralen Kooperationsprogramms der Verteidigungsministerien der Ukraine und der USA, hieß es weiter. Dennoch würden daran auch Spanien, Kanada, Rumänien und die Türkei teilnehmen.
Dnr-news: Die ersten Grenztruppen der LVR sind am Grenzübergang Iswarino vereidigt worden.
RIA.ru: Der Sicherheitsrat der Ukraine erklärte, dass die Verteidigungslinien in Mariupol massiv verstärkt werden.
RIA.de: Die ukrainische Regierungsarmee hat laut Innenminister Arsen Awakow zusätzliche Truppen in die Hafenstadt Mariupol verlegt, die vor der am Freitag vereinbarten Waffenruhe zwischen Militär und Volksmilizen hart umkämpft war.„Mariupol ist und bleibt ukrainisch“, schrieb Awakow auf Facebook. „Zusätzliche Truppen sind dorthin verlegt worden, darunter auch die 1. Operative Brigade der Nationalgarde.“
Novorosinform.org: Eine Partisanengruppe im Gebiet Saporoshe überfiel eine Kolonne, die Waffen und Munition für die ukrainische Armee nach Mariupol bringen sollte. Die Kiewer Seite sei offensichtlich nicht an einer Beendigung des Krieges interessiert, so fühlen sich auch die Partisanen nicht an die Waffenruhe gebunden, heißt es in einer Erklärung. Alle 18 LKW und Waffen seien vernichtet worden, die Munition haben die Partisanen zur weiteren Verwendung mitgenommen.
RIA.de: Die am Freitag vereinbarte Waffenruhe in der Ost-Ukraine soll wiederholt gebrochen worden sein. Volksmilizen und Regierungsarmee geben sich gegenseitig die Schuld. Nach Angaben der nicht anerkannten Donezker „Volksrepublik“ hat die ukrainische Armee in der Nacht zum Sonntag die Stellungen der Milizen in Sujewka, Chanschonkowo, Jenakiewo, Starobeschewo und anderen von Regierungsgegnern kontrollierten Ortschaften im Gebiet Donezk aus Artillerie und Mehrfachraketenwerfern beschossen. Es gäbe Tote und Verletzte, hieß es aus dem Stab der Volkswehr. Das Rathaus der Hafenstadt Mariupol beschuldigte die Milizen, in der Nacht zum Sonntag einen Kontrollposten der Armee östlich der Stadt angegriffen zu haben. Nach Angaben der Ärzte wurde eine Zivilistin getötet. Augenzeugen berichteten zudem von Artillerieduellen in Donezk und Mariupol.
Voicesevas.ru: Der 8. September, der seit dem 2. Weltkrieg als Tag der Befreiung des Donbass vom Hitlerfaschismus gefeiert wurde, ist von der Führung der DVR zum offiziellen Feiertag erklärt worden.
RIA.ru: Die USA, Frankreich, Italien, Norwegen und Polen werden Militärberater und Waffen in die Ukraine schicken. Dies erklärte der Berater des ukrainischen Präsidenten Lizenko.
RIA.de: Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise werden mehrere Nato-Staaten die Regierung in Kiew mit modernen Waffen versorgen. Dies hat ukrainische Präsident Pjotr Poroschenko beim Nato-Gipfel in Wales vereinbart, wie sein Berater Juri Luzenko am Sonntag mitteilte. „Auf dem Nato-Gipfel wurden Lieferungen von modernen Waffen aus den USA, Frankreich, Italien, Polen und Norwegen vereinbart“, schrieb Luzenko auf Facebook. Zuvor hatte Präsident Poroschenko in einem BBC-Interview angekündigt, dass Nato-Staaten der Ukraine Präzisionswaffen in Aussicht gestellt hatten. Konkrete Länder nannte er nicht. Moskau reagierte mit Besorgnis auf diese Nachricht. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma (Parlamentsunterhaus), Alexej Puschkow, forderte die Nato auf, klarzustellen, wozu diese Waffen geliefert und gegen wen sie eingesetzt werden sollen.
RIA.de : Zwei Tage nach der vereinbarten Waffenruhe beklagt die Volkswehr im ostukrainischen Donezk anhaltende Angriffe der Regierungstruppen und wirft Präsident Pjotr Poroschenko vor, seine Armee nicht zu kontrollieren. Die Führung in Kiew beteuert dagegen die Einhaltung des Waffenstillstands und gibt den Milizen die Schuld. „Die ukrainischen Streitkräfte beschießen unsere Stellungen weiter. Poroschenko kontrolliert offenbar nicht alle seine Truppen“, erklärte Wladimir Kononow, Verteidigungsminister der von Kiew abtrünnigen „Donezker Volksrepublik“ (DVR), am Sonntag. Nach seiner Einschätzung nutzt die Regierungsarmee die Waffenruhe, „um sich umzugruppieren und uns anzugreifen.“ „Darauf sind wir gefasst. Wenn die Provokationen weitergehen, werde ich gezieltes Feuer befehlen müssen“, drohte Kononow. Zuvor hatte DVR-„Vizepremier“ Andrej Purgin, versichert dass die Volksmilizen sich nicht provozieren lassen und auch weiterhin am Waffenstillstandsabkommen festhalten würden. Der Sprecher des Sicherheits- und Verteidigungsrats in Kiew, Wladimir Polewoj, sagte am Sonntag, dass das ukrainische Militär die Waffenruhe strikt einhalte. Nach seinen Angaben wurden Stellungen der Regierungstruppen in den vergangenen 24 Stunden mehrere Male von den Milizen beschossen.
abends:
Novorossia.su: Eine Gruppierung der ukrainischen Streitkräfte rückt auf Donezk vor. Wie der Kommandeur der Spezialeinheit „Warjag“ der DVR, Alexander Matjuschin, berichtete, ist eine Gruppierung des ukrainischen Militärs in Richtung Donezk unterwegs. Im Moment sei sie drei Kilometer von ihrem Standort (im Gebiet Awdotino) entfernt. Die Miliz bereite sich auf die Abwehr eines Angriffs vor. Die genaue Zusammensetzung der gegnerischen Gruppierung werde noch ermittelt.
novorosinform.org: Awakow: „Ich wünschte, ich hätte das Gebäude der Stadtverwaltung von Donezk samt seiner Insassen sprengen lassen“ Der von der Junta ernannte Innenminister der Ukraine bedauert, dass die Entwicklung im Donbass nicht im Voraus kannte. Arsen Awakow sagte in einem Interview mit einer lokalen Tageszeitung, dass er, wenn er gewusst hätte, wie sich die Situation im „Südosten der Ukraine“ entwickeln würde, das Gebäude mitsamt der darin verbarrikadierten Anhänger der Föderalisierung hätte sprengen lassen. „Es wäre eine traurige und blutige Sache gewesen, es wären 50 Menschen gestorben, beispielsweise die Terroristen, die das Gebäude beschlagnahmt hatten. Das Gebäude wäre zusammengebrochen – aber der Donbass und Tausende seiner Einwohner wären noch intakt“, sagte Awakow.
Novorosinform.org: Das ukrainische Militär beschießt den Westen von Donezk mit Raketenwerfersystemen „Grad“. Zerstörungen und Schäden sind im Moment noch nicht bekannt. Auch andere Städte lagen heute wieder unter ukrainischem Artilleriebeschuss.
RIA.ru: Wenn die Waffenruhe keine genügenden Resultate bringt, dann wird die Ukraine den Kriegszustand ausrufen, sagte Premier Jazeniuk.
Dnr-news: Das Bataillon der Nationalgarde „Asow“ hat bisher noch keinen Befehl zur Feuerpause erhalten. Deshalb werden die Kampfhandlungen weitergeführt.