nachgedacht – Impulse, Folge 1

An dieser Stelle möchten wir mit einem christlichen Blick auf die Gesellschaft und aktuelle Ereignisse zum Nachdenken anregen.

„Dieser Idiot, kann der denn gar nix, so ein Angeber!“ hör ich immer Leute sagen, wenn man irgendetwas nicht hinbekommt. Alles muss auf Anhieb klappen und darf nicht noch mehr Zeit kosten. „Zeit ist Geld!“ Ein Schlagwort, das wir zum Lebensmotto auserkoren haben und seitdem nicht mehr abschütteln können. Eine Lebenseinstellung die unseren Zeitgeist bestimmt und jeden Menschen, der ihr nicht gewachsen ist, unbarmherzig überrollt. Ohne Rücksicht auf Verluste, egal was kommt!

Ich sehe die Entwicklung unserer Gesellschaft noch aus einem anderen Blickwinkel: als Christin. Im Gottesdienst reden wir davon, Nächstenliebe zu praktizieren und Vergebung zu üben oder, was noch viel bedeutender ist, wir wollen Jesu Vorbild folgen und so leben wie er.

Ich stehe wirklich vor Gott und bitte um Vergebung meiner Sünden und zehn Minuten später begutachte ich den Mann am Bahnhof, der schon vormittags mit der Bierflasche dasitzt, und denke: „Wie kann der nur!“

Es ist okay kein Heiliger zu sein, aber es nicht okay zu lügen, zu betrügen und zu stehlen. Aber was machen wir, was mache ich, den ganzen Tag? Da lade ich illegal Musik aus dem Netz, dort hatte ich keine Lust meine Hausaufgaben zu erledigen und belüge meine Lehrer oder schwänze wegen „Unwohlseins“ die Schule oder ich helfe Freunden beim Mogeln in der Klausur, und dann sitze ich wieder sonntags im Gottesdienst und bitte um Sündenerlass.

Ich muss sagen, Christ zu sein ist schon was tolles, ich kann unter der Woche alles verzapfen, was nur geht, und dann gehe ich schön zum Gottesdienst und alles ist wieder im Lot. Soll das wirklich so einfach sein? Stimmt schon, Jesus ging für unsere Sünden ans Kreuz und ist dort gestorben, damit uns vergeben werden konnte, aber das heißt doch nicht, dass wir auch noch 2000 Jahre später das schlechte Gewissen nur an Sonntagen auspacken und Gott um Erbarmen anflehen können. Wie würdest Du dich fühlen, wenn du das Liebste, was du besitzt, abgeben, aufgeben oder verlassen müsstest, nur weil andere Fehler machen ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ihr Handeln folgen haben könnte? Ich glaube kaum, dass irgendwer sein Kind opfern würde für eine solche Gesellschaft wie unsere, in der lügen, stehlen und betrügen an der Tagesordnung sind und Geiz geil ist.

Gut, ich sollte mich vielleicht nicht als allgemeingültig darstellen, aber seien wir doch alle mal ehrlich (zu uns selbst), niemand ist unfehlbar und seitdem wir das wissen, ist es doch noch viel leichter Fehltritte, wie lügen, betrügen und derartiges, unter den Tisch fallen zu lassen und einfach sagen zu können: „Nobody is perfect, only Jesus!“

Immer wieder geraten wir in diesen Kreislauf und nur manchmal werden wir aus der Bahn geworfen. Bei mir war das ein einwöchiger Klosteraufenthalt im Sommer, der mich für einige Zeit völlig immun gegen die Tücken des gesellschaftlichen Lebens machte. Ich war ruhiger, gelassener und überhaupt stressresistent. Ein wahrer Glücksfall für mich (und meine Mitmenschen), aber wie schon erwähnt, nur für eine kurze Zeit eben. Nun, wieder im Alltag angekommen, verblassen die Erinnerungen und die kleinen, aber teuflischen Gedanken des Lebens trauen sich wieder ins Tageslicht zurück.

Aber für alle die, die sich auch einmal aus der Bahn werfen lassen möchten, habe ich noch einen letzten Gedanken mit auf den Weg zugeben:

Jesus liebt Dich!

Autor(en): 
Anne Karakulin