“Modernisierung” eines Chorliedes aus der Tragödie „Antigone“ von Sophokles, Verse 333-374.
Vieles Große lebt, aber nichts
ist größer als der Mensch:
Denn das Wasser und die Meere,
Erde, Feuer und das Land,
ja sogar die Lüfte hat er bezwungen.
Er, der Unbezwingbare.
Als Agrarfabrikant betet er
an die Macht der Chemie, ringt ab der Scholle
letzte Kräfte, laugt den Boden vollständig aus,
um Nahrung zu produzieren.
Durch die Lüfte ziehende und
über den Himmel fliegende Vögel
und alle Tiere der Gewässer
killt blutrünstig, wenn er ihren
Lebensraum nicht schon zupflasterte,
der vielbegabte Mensch.
Kaltblütig zwingt er mit perfekten
Maschinen nicht nur seinen Arbeitstieren,
nein auch dem Wald- und Bergwild des ganzen Landes
seinen tödlichen Willen auf.
Das fliegende Wort, und den sprechenden Gedanken
erfand er; ersann, ständig bemüht, das
Gesetzeswerk zu vervollkommnen, neue Gesetze.
Asphalt und Planen
gegen Schnee, Eis und Regen;
sieht sich allwissend.
Für jedes Problem
gibt es einen Computer, nichts
bleibt unvorhergesagt.
Krankheiten kann er heilen, nur
den Tod noch nicht.
In diesen Erfindungen lauert
das Böse; was ist der Mensch, dass
er ewig lebe, ewig wandelt auf der Erden? Doch auch
Gutes vermag er zu tun;
sich nach menschlichen, ja sogar
göttlichen Gesetzen
zu richten. Doch wie
viele sind des Bösen, sind dem
Teufel verfallen; glauben
nicht mehr, sind gestorben, bevor
das Leben begann.
geschrieben vom 11. bis 14. Oktober 2005
Es wurde versucht, sich nicht nur in der Silbenanzahl soweit wie möglich an die deutsche Übersetzung des Originals zu halten.