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Gesundheitsausschuß des
Bundestages: Versäumte Chancen!
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Nach jener öffentlichen Diskussion im Herbst
1963 (!) in Bad Königstein im Taunus mit dem damaligen Vorsitzenden
des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages, Dr. Hamm, hatte sich
der Verfasser aus Besorgnis um einen drohenden Gesundheitsverfall der deutschen
Bevölkerung zu seinem Schreiben vom 9. Januar 1964 an den Gesundheitsausschuß veranlaßt
gesehen, das in vollem Wortlaut auf der vorangegangenen Seite dokumentiert ist.
Wegen der schicksalhaften Bedeutung der aufgezeigten Gefahren hatte er
dieses gleichzeitig in ungefähr 1800 Briefen am 9. Januar 1964 auch an alle Regierungs-
und Parlamentsmitglieder zunächst des Bundes, dann auch der Bundesländer
gesandt.
In dem Schreiben zeigte er auch auf, wie die Gefahren abzuwenden seien
und die Gesundheit der Bevölkerung auf eine solide natürliche
Basis gestellt werden könne.
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Er erhielt nur 3 Antworten. Das Schreiben
blieb ohne praktische politische Konsequenzen der Verantwortlichen
für die Gesundheitspolitik. 40 Jahre später waren die vom Verfasser
aufgezeigten Gefahren allesamt zur traurigen Wirklichkeit geworden. Das
Schreiben selbst befindet sich auf
der vorhergehenden Seite.
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Hier ist die nachfolgende Korrespondenz dokumentiert.
Sie zeigt, wie wenig die damals politisch Verantwortlichen ihrer hohen
Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung gerecht wurden
- und so mitschuldig wurden an der nachfolgenden endemischen Ausbreitung
chronischer Zivilisationskrankheiten und den daraus resultierenden, untragbar
hoch gewordenen Sozialkosten und dem wirtschaftlichen Niedergang der
Bundesrepublik Deutschland.
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Hierin liegt ein folgenschweres
Versäumnis der politisch Verantwortlichen, welches den Verlust der
internationalen Konkurrenzfähigkeit und die hohe Arbeitslosigkeit
in Deutschland nach sich zog. Denn es sind nicht die Netto-Löhne und
-Gehälter, welche Deutschland als Wirtschaftsstandort unattraktiv
gemacht haben. Vielmehr sind es die hohen "Lohnnebenkosten", welche zu
einem wesentlichen Teil aus Sozialabgaben zur Finanzierung von Krankheitsbehandlungen
bestehen, aus Arbeitslosenabgaben zur Finanzierung der hohen Arbeitslosigkeit,
und aus Rentenabgaben zur Finanzierung von Frührenten, die aufgrund
von chronischen Krankheiten und Arbeitsplatzverlusten gezahlt werden müssen.
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- Dass hierdurch nicht nur der Bewegungsapparat der Menschen (Rheuma,
Arthrosen) und ihre inneren Organe wie Leber, Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse
(Leberzirrhose, Diabetes, Leber-, Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs)
nachhaltigen degenerativen Schaden genommen haben, sondern auch die
Funktionsfähigkeit der Gehirne, zeigte u.a. das erschütternd schlechte
Abschneiden deutscher Schüler bei der um die Jahrtausendwende durchgeführten
PISA-Studie. Warum wurde diese eigentlich nur bei Schülern, und nicht z.B.
auch bei Politikern durchgeführt?
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So konnte sich die negative Abwärtsspirale aus
steigenden Sozialkosten, steigender Arbeitslosigkeit, sinkender Innovationskraft
und sinkender internationaler
Konkurrenzfähigkeit ungehindert entwickeln. Auch die heute verantwortlichen
Politiker zäumen das Pferd am Schwanz auf, indem sie vergeblich versuchen,
durch sozialistisch - dirigistische Rationierung der Ausgaben für Krankheitsbehandlung
und Rentenkürzungen das Problem in den Griff zu bekommen. Denn gleichzeitig
nehmen die chronischen Zivilisationskrankheiten und ihre Folgen ungebremst
weiter zu. Das Resultat kann nur schlechtere ärztliche Versorgung
der kranken Bevölkerung sein, und ein weiteres Zurückfallen der
Wirtschaftskraft im internationalen Vergleich.
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Auch heute noch könnte eine Kursänderung
die Negativspirale stoppen und eine neue Aufwärtsentwicklung einleiten.
Dazu bräuchte es allerdings verantwortungsvolle Politiker, welche
sich frei machen von den vielfältigen Einflussnahmen der Lobbies,
und eine echte Gesundheitspolitik einleiten. Eine solche besteht nicht
aus rationierter Finanzierung von Krankheiten, Pflegekosten und Frührenten,
sondern aus einer objektiven Aufklärung der Bevölkerung über
die wahren Gesundheitsgrundlagen und Krankheitsursachen.
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Da bis heute keine Politiker von solchem Format in
Erscheinung getreten sind, muss sich der Einzelne selbst um die Erhaltung
und Wiederherstellung seiner Gesundheit bemühen. Der nachfolgende
Briefwechsel mag dazu eine starke Motivation sein; zeigt er doch, dass
die Gesundheit des Einzelnen und der Bevölkerung bei den Politikern
nicht in den rechten Händen ist.
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Friedrichshafen, im Jahr 2003, Dr. Johann
Georg Schnitzer
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..
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Bundespräsidialamt
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Az: A 3 - 430/64
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53 Bonn, den 16. Januar 1964
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Kaiser-Friedrich-Str. 16/18
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Herrn
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Dr. Johann Georg Schnitzer
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St.Georgen/Schwarzwald
-
Klosterbergstr.
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Sehr geehrter Herr Dr. Schnitzer
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Der Herr Bundespräsident hat mir aufgetragen, den Eingang Ihres Memorandums
über unsere gegenwärtige gesundheitliche Situation und zur Wiedergesundung
dankend zu bestätigen. Sie dürfen versichert sein, daß
der Herr Bundespräsident den Fragen der Wiedergesundung unseres Volkes
seine besondere Aufmerksamkeit widmet. Es erscheint ratsam, daß Sie
auch den zuständigen Bundesminister für Gesundheitswesen (Bad
Godesberg, Michaelstr. 10) von Ihren Ausführungen unterrichten, sofern
dieses noch nicht geschehen sein sollte. Für Ihren selbstlosen Einsatz
zur Förderung der Gesundheit unserer Bevölkerung sei Ihnen herzlich
gedankt.
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Mit vorzüglicher Hochachtung
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gez. Dr. Ottinger
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Der Staatssekretär
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des Bundeskanzleramtes
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3 - K 40412/64
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53 Bonn 1, den 17. Jan. 1964
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Herrn Dr. Joh. Georg Schnitzer
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7733 Mönchweiler
-
Hindenburgstr. 2
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Sehr geehrter Herr Dr. Schnitzer!
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Ich habe den Auftrag, den Empfang Ihres an Herrn Bundeskanzler gerichteten
Schreibens vom 9. Januar 1964 mit Dank zu bestätigen. Von Ihrem Schreiben
habe ich das Bundesministerium für Gesundheitswesen unterrichtet.
Ich darf Sie bitten, davon überzeugt zu sein, daß die Bundesregierung
den Fragen der Gesundheitspolitik besondere Aufmerksamkeit schenkt.
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Mit vorzüglicher Hochachtung
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Im Auftrag
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gez. Dr. Haffner
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Deutscher Bundestag
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Der Vorsitzende
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Des Ausschusses für Gesundheitswesen
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Bonn, den 27. Jan. 1964
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Herrn
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Dr. J. G. Schnitzer
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7733 Mönchweiler/Schwarzw.
-
Hindenburgstr. 2
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Sehr geehrter Herr Dr. Schnitzer!
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Ich bestätige den Empfang Ihres Schreibens vom 9.1.1964. Es ist Ihnen
ein kleiner Irrtum unterlaufen. Es ist unzutreffend, daß ich mit
Ihnen die von Ihnen verteilte Stellungnahme vereinbart hätte.
Ich habe Ihnen lediglich anheimgestellt, von dem Petitionsrecht jedes Bürgers
und dem Recht, an Regierung und Abgeordnete jederzeit in allen Fragen heranzutreten,
Gebrauch zu machen.
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Ihre Ausführungen habe ich mit Interesse gelesen und habe Verwendbares
für unsere Arbeit vorgemerkt.
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Anbei geben ich Ihnen das überlassene Buch zurück.
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Mit vorzüglicher Hochachtung
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Ihr gez. Hamm
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Anlage
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1 Buch
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Dr. J. G. Schnitzer
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7733 Mönchweiler/Schwarzw.
-
7742 St.Georgen/Schwarzw.
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Herrn
-
Dr. Hamm
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Vorsitzender des Ausschusses
-
für Gesundheitswesen
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53 Bonn
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Bundeshaus
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2.2.1964
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Sehr geehrter Herr Dr. Hamm!
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Ihr freundliches Schreiben vom 27. Januar habe ich dankend erhalten.
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Der erwähnte kleine Irrtum liegt bei Ihnen; in der Diskussion richtete
der Verleger W. v. Zastrow zunächst etwa folgende Worte an Sie: Die
hier versammelten jungen Leute interessieren sich vor allem dafür,
ob die 23 Herren des Gesundheitsausschusses konsequent genug sind, aus
den Ausführungen von Dr. Schnitzer praktische Konsequenzen zu ziehen,
wenn dieser sie wissenschaftlich belegen kann.
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Sie führten daraufhin aus, das könnten Sie so nicht sagen, Sie
müßten die Sache erst prüfen, außerdem könne
der Gesundheitsausschuß von sich aus keine Initiative ergreifen.
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Im Anschluß an die Diskussion sprach ich dann persönlich mit
Ihnen. Sie sagten mir, ich solle Ihnen diese Dinge schreiben. Ich schlug
dazu noch vor, die wesentlichen wissenschaftlichen Bücher zu diesem
Thema beizulegen, was Sie jedoch lieber nicht haben wollten, da Sie doch
nicht zum Lesen kämen.
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Wir haben also doch wohl "vereinbart", daß ich Ihnen diese Dinge
schreibe; ich wüßte nicht, wie ich diese getroffene Übereinkunft
anders bezeichnen soll.
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Indessen ist diese Detailfrage im Hinblick auf die Bedeutung der angeschnittenen
gesundheitlichen Fragen völlig belanglos. Im übrigen möchte
ich mein Schreiben nicht als Petition im Sinne einer Bittschrift aufgefaßt
wissen. Ich habe um nichts zu bitten. Mein ärztliches Gewissen hat
mich dazu veranlaßt, Sie, den Gesundheitsausschuß, die Bundesregierung
und das Parlament auf die Größe der existenzgefährdenden
gesundheitlichen Gefahren und auf die Schwere Ihrer Verantwortung hinzuweisen,
der nur durch rasche und konsequente Entscheidungen entsprochen werden
kann.
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In dieser Hinsicht ist die von Herrn v. Zastrow aufgeworfene Frage noch
nicht beantwortet. Wenn der Gesundheitsausschuß selbst keine Initiative
ergreifen kann, so kann dies doch nur zur Folge haben, daß jedes
Mitglied des Gesundheitsausschusses in seiner Eigenschaft als Bundestagsabgeordneter,
mit dem besonderen Gewicht seiner Zugehörigkeit zum Gesundheitsausschuß,
seine Fraktion, das Parlament und die Regierung mit aller Konsequenz zu
den notwendigen Maßnahmen veranlassen. Geschieht dies nicht und läßt
sich eine umfassende Bereinigung der katastrophalen gesundheitlichen Situation
nicht durchsetzen, so ist die Frage von Herrn v. Zastrow auch beantwortet;
allerdings negativ.
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Die Bevölkerung der Bundesrepublik hat ein Recht darauf, auf diese
Frage eine eindeutige Antwort zu erhalten. Ich bitte Sie deshalb, hierzu
Stellung zu nehmen.
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Im übrigen freut es mich, daß Sie Verwendbares aus meinen Ausführungen
für Ihre Arbeit vorgemerkt haben. Ich möchte Sie aber trotzdem
darauf hinweisen, wie ich dies auch schon in meinem Schreiben vom 9. Januar
getan habe, daß nur der Verzicht auf halbe Maßnahmen und eine
umfassende Bereinigung des ganzen biologischen Kreislaufs und der Lebenssphäre
zur Wiedergesundung der Bevölkerung führen können. Deshalb
sehe ich Ihrer Antwort auf die gestellte Frage mit außerordentlichem
Interesse entgegen.
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Ich versichere Sie meiner ausgezeichneten persönlichen Hochachtung
und verbleibe
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mit freundlicher Empfehlung
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Ihr
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gez. J. G. Schnitzer
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Dr. J. G. Schnitzer
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7733 Mönchweiler/Schwarzw.
-
7742 St.Georgen/Schwarzw.
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-
Herrn
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Dr. Hamm
-
Vorsitzender des Ausschusses
-
für Gesundheitswesen
-
53 Bonn
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Bundeshaus
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27.7.1964
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Sehr geehrter Herr Dr. Hamm!
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Darf ich Sie freundlich bitten, noch mein Schreiben vom 2. Januar 1964
zu beantworten?
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mit verbindlichen Grüßen
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Ihr
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gez. J. G. Schnitzer
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Albert Giercke
-
Hamburg-Poppenbüttel
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Kritenbarg 64
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Herrn Dr. med. Hamm
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Vorsitzender im Gesundheitsausschuß des Bundestages
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53 Bonn am Rhein
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Bundeshaus
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2.12.1965 G/Tie
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Sehr geehrter Herr Dr. Hamm!
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Beifolgend überreiche ich Ihnen zwei Arbeiten von mir, die sich mit
den grundsätzlichen Fragen der Kariesvorbeugung befassen. Ferner füge
ich diesem Schreiben die Durchschrift meines Briefes an Frau Dr. Hedda
Heuser bei.
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Sie, sehr geehrter Herr Dr. Hamm, haben als Vorsitzender im Gesundheitsausschuß
m.E. die Pflicht, für die geplante Regelung der öffentlichen
Jugendzahnpflege auch die von mir erwähnten Maßnahmen des Herrn
Dr. med. dent. J. G. Schnitzer/Mönchweiler auszuwerten. Es sieht ganz
so aus, als ob die bisherigen unzulänglichen organisatorischen
Vorschläge nicht so ergänzt werden, daß "organisierte Vernunft"
sichtbar wird. Es soll offenbar beim Gegenteil bleiben ("organisierte Unvernunft"
durch alleinige Frühbehandlung).
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Pierre Bertaux kritisiert in "Mutation der Menschlichkeit" (Fischer-Buch
Nr. 497, S. 119) die Politiker, bzw. die altmodischen Methoden, mit denen
diese die Probleme zu erfassen versuchen:
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"Die Politiker sollen wie die Kurpfuscher und Wunderdoktoren ein Übel
heilen, ohne es zu kennen ... Haben sie doch weder die Mittel, eine Diagnose
zu stellen, noch die Mittel für eine wohldosierte Therapie, welche
allein von einem Laboratorium für angewandte Soziologie geliefert
werden könnte".
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Gerade das aber trifft in diesem Falle nicht zu, weil Ihnen die "Mittel"
bekannt sein müßten, es sei denn, der Gesundheitsausschuß
wolle auf das von Molière geschilderte Niveau absinken, was ebenfalls
bei Bertaux nachzulesen ist:
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"Ihre ganz vortreffliche Kunst besteht in einem pompösen Galimathias,
einem trügerischen Geschwätz ... Hören Sie sie nur sprechen,
die gescheitesten Leute von der Welt, sehen Sie, wie sie sie handhaben,
die unwissendsten aller Menschen".
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Sollten bei einem künftigen Gesetz über die öffentliche
Jugendzahnpflege wiederum allein die Frühbehandlung im Mittelpunkt
stehen, nicht aber eine echte Vorbeugung durch nachdrückliche Aufklärungsmaßnahmen
über die überwiegenden Ursachen der Karies (Genuß isolierter
Kohlenhydrate in Form von Zucker, Süßigkeiten, Feingebäck
usw.), dann sollten sich die für derartige skandalöse Versäumnisse
Verantwortlichen nicht wundern, wenn man auf sie öffentlich die nüchterne
Erkenntnis des Bundestagspräsidenten Dr. Gerstenmaier anwendet, die
dieser im "SPIEGEL"-Gespräch äußerte: "Das Parlament ist
weder in moralischer noch in gelehrter Hinsicht eine Elite".
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Hochachtungsvoll
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gez Albert Gierke
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Anlagen:
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"Gesundheits- oder Krankheitspolitik"
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"Das unbewältigte Dilemma"
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"Der Minusmensch - Schrittmacher des Untergangs"
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"Raucher's Lust und Leid"
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Durchschrift eines Schreibens an Frau Dr. Heuser
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Durchschriften erhielten:
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Frau Dr. E. Schwarzhaupt
-
Frau Dr. H. Heuser
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Frau Dr. med. E. Huber
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Herr Dr. med. dent. J. G. Schnitzer
-
Deutsche Volksgesundheitsbewegung e.V., Hilchenbach
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Anmerkung: Die zitierten Druckschriften sind
in der Zeitschrift "Gesundes Leben" 1964 veröffentlicht, der Monatsschrift
der "Deutschen Volksgesundheitsbewegung e.V.", 5912 Hilchenbach, Siegerland.
In dem in Heft 5/6 1964 veröffentlichten Beitrag "Das unbewältigte
Dilemma - Gesundheitspolitik als Selbsttäuschung oder Selbstbetrug"
schreibt Albert Gierke u.a. folgendes:
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Zahnarzt Dr. med. dent. Schnitzer, der Rebell von Mönchweiler,
brach die Verschwörung des Schweigens und praktizierte (erstmals in
der Bundesrepublik!) organisierte Vernunft im Kampf gegen den alarmierenden
Zahnverfall im deutschen Volke: Diesen ärztlichen Streiter für
ein kariesfreies, prothesenfreies Gebiß und gegen die durch Tradition
geheiligte organisierte Unvernunft wollte man daraufhin - mittels eines
Berufsgerichtsverfahrens
- mundtot machen. Dr. Schnitzer setzte sich jedoch zur Wehr, allerdings
nur gegen den "unverständlichen Widerstand der Zahnärztekammer".
Damit ging er den Dingen jedoch nicht auf den Grund. Durch seine Zurückhaltung
ließ Dr. Schnitzer erkennen, daß er sich die Frage, ob organisierte
medizinalpolitische Unvernunft möglicherweise auch in wirtschaftlichen
Interessen ihre Wurzel haben könnte (und damit weder "unverständlich"
noch "merkwürdig" wäre!), noch nicht gestellt hat. Dr. Schnitzer's
Kollegen halten offenbar mehr von Behandlung als von Vorbeugung; sie weigerten
sich in ihrer Versammlung, den Karies-Bekämpfer Schnitzer über
seine Aktion sprechen und dafür werben zu lassen."
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-
Dr. J. G. Schnitzer
-
7733 Mönchweiler/Schwarzw.
-
7742 St.Georgen/Schwarzw.
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Herrn
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Dr. Hamm
-
Vorsitzender des Ausschusses
-
für Gesundheitswesen
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53 Bonn
-
Bundeshaus
-
12.10.1964
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Sehr geehrter Herr Dr. Hamm!
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Unter Bezugnahme auf die Kopie des Schreibens von Herrn Gierke, Hamburg
vom 2.10.64 teile ich Ihnen mit, daß ich für die Ausarbeitung
einer an den Ursachen angreifenden und daher wirksamen Verhütung des
Gebißverfalls auf Bundesebene gerne mit meinen Erfahrungen zur Verfügung
stehe. Das ist kein wissenschaftliches Problem mehr, sondern nur eine Frage
des Wollens.
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Im übrigen würde ich mich sehr darüber freuen, wenn es Ihnen
doch noch möglich wäre, mein bisher trotz Anmahnung unbeantwortet
gebliebenes Schreiben vom 2. Februar 1964 zu beantworten. Es würde
mir leid tun, die endgültige Nichtbeantwortung als Desinteresse an
wesentlichen Fragen der deutschen Gesundheitspolitik werten zu müssen.
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mit vorzüglicher Hochachtung
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gez. J. G. Schnitzer
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DEUTSCHER BUNDESTAG
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Ausschuß für Gesundheitswesen
-
Der Vorsitzende
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53 Bonn, den 19. Oktober 1964
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Herrn
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Dr. Johann Georg Schnitzer
-
Zahnarzt
-
7733 Mönchweiler/Schwarzw.
-
Hindenburgstr. 2
-
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Sehr geehrter Herr Dr. Schnitzer,
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-
Selbstverständlich habe ich Ihr Schreiben vom 2.2.1964 erhalten und
zur Kenntnis genommen, auch Ihre "Mahnung" vom 27.7.64 und Ihr Schreiben
vom 12.10.64 sind mir zugegangen.
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Es ist eine Binsenweisheit, daß zur Durchsetzung von Vorstellungen
nicht nur deren sachliche Richtigkeit gehört, sondern auch eine vertretbare
Form der Durchsetzung.
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Ich halte es zunächst nicht für vertretbar, daß Sie Ihre
Schreiben vom 27.7.64 und 12.10.64 mit Faksimile unterzeichnen. Außerdem
ist der Ton Ihrer Schreiben, insbesondere eine Unterstellung eines Desinteresses
an wesentlichen Fragen der Gesundheitspolitik, unpassend.
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Ich bedaure sehr, daß diese Form Ihres Vorgehens möglicherweise
in weiten Kreisen negative Rückschlüsse auf den inhaltlichen
Gehalt Ihrer Bestrebungen auslösen kann. Ich bemühe mich allerdings,
mir durch den unangemessenen Ton den klaren Blick für die Dinge nicht
trüben zu lassen.
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Ich betone erneut, daß mir Ihre Vorstellungen nicht unbekannt sind
und eine wesentliche Rolle in meiner Konzeption spielen.
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Hochachtungsvoll
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-
gez. Dr. Hamm
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-
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-
Dr. J. G. Schnitzer
-
(Arbeitskreis Gesundheitskunde e.V.)
-
St.Georgen/Schwarzwald
-
Klosterbergstraße
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-
Herrn Dr. Hamm
-
Vorsitzender des Ausschusses
-
für Gesundheitswesen
-
53 Bonn
-
Bundeshaus
-
6.11.1964
-
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Sehr geehrter Herr Dr. Hamm,
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Besten Dank für Ihr Schreiben vom 19. Oktober 1964.
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Ich habe volles Verständnis dafür, daß Sie lieber einen
Brief empfangen, welcher persönlich unterschrieben ist. Da ich aber
diese ganze Arbeit - mein Briefwechsel ist außerordentlich umfangreich
geworden - neben meiner Praxis und neben der Aktion Mönchweiler hier
durchführen muß und außerdem dafür keine Vergütung
vom Staat erhalte, bin ich zu schärfster Rationalisierung gezwungen.
Deshalb der Faksimilestempel. Ich habe lieber diese Lösung gewählt,
als etwa die größere Unhöflichkeit begehen zu müssen
und einen Teil der Briefe überhaupt nicht zu beantworten. Ich glaube
nicht, daß weite Kreise daran Anstoß nehmen; bis jetzt stehen
Sie damit allein. Im übrigen ist gerade in Rechtsanwaltsbüros
bei der Parteikorrespondenz dieses Verfahren durchaus üblich.
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Nach meinen Informationen nehmen eher weite Kreise daran Anstoß,
daß die Gesundheitspolitik in der Bundesrepublik zu zögernd
betrieben wird. Sie entspricht keinesfalls den tatsächlichen Erfordernissen,
wollte man einen weiteren gesundheitlichen Verfall der Bevölkerung
aufhalten oder gar eine Besserung der durchschnittlichen Gesundheit erreichen.
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Bei diesen ganzen Einflüssen der toxischen Gesamtsituation, der Fehlernährung,
der Zerstörung des biologischen Kreislaufs etc. handelt es sich doch
um eine ebenso große Gefahr für die weitere Existenz einer Bevölkerung
wie bei einem militärischen Angriff von außen. Und ebenso wie
in der modernen Strategie ist es hierbei von außerordentlicher Wichtigkeit,
den Angriff nicht nur zu bemerken, sondern ihn möglichst lange vorherzusehen.
Wird diese Regel nicht beachtet, so ist der militärische Mißerfolg
genau so sicher wie der Mißerfolg einer solchen Gesundheitspolitik.
Leider ist in der deutschen Gesundheitspolitik nun tatsächlich zu
beobachten, daß fast nie ein solcher Angriff auf die Gesundheit der
Bevölkerung vorhergesehen, ja oft nicht einmal in seinem Beginn
bemerkt wird, sondern daß stets Notmaßnahmen zur Linderung
der schlimmsten Folgen den wesentlichen Inhalt der Gegenmaßnahmen
ausmachen. Im militärischen Sprachgebrauch würde man dies einen
mehr oder weniger planmäßigen Rückzug nennen.
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Worauf ich hinaus will, ist folgendes:
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Bei der augenblicklichen Situation auf gesundheitlichem Gebiet ist es notwendig,
einen großen und umfassenden Plan für die Gesundheitspolitik
der nächsten Jahre aufzustellen, der nicht nur eine notdürftige
Verteidigung vorsieht, sondern einen wohlüberlegten Generalangriff
auf die Ursachen des heutigen gesundheitlichen Verfalls der Bevölkerung.
Ein solcher Plan muß sodann Zug um Zug systematisch in die Tat umgesetzt
werden, wobei auch keine zeitliche Verzögerung einmal festgelegter
Maßnahmen eintreten darf. Das sind die Konsequenzen aus den tatsächlichen
Gegebenheiten.
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Darum meine Frage, auf welche ich seit Januar dieses Jahres versuche, eine
Antwort zu erhalten: Sind die für die deutsche Gesundheitspolitik
verantwortlichen Gesundheitspolitiker willens und in der Lage, diese Konsequenzen
aus der gesundheitlichen Situation zu ziehen, einen wirksamen Feldzug gegen
die Ursachen des Gesundheitsverfalls auszuarbeiten und diesen ohne Zeitverlust
in die Tat umzusetzen?
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Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich auf diese konkrete Frage doch
noch eine konkrete Antwort erhalten könnte.
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Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung
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Ihr
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gez.
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J. G. Schnitzer
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Anmerkungen
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Auf diese konkrete Frage erhielt der Verfasser kein Antworschreiben mehr.
Die Frage wurde vielmehr durch die inzwischen Geschichte gewordenen weiteren
Auswirkungen solcher "Gesundheitspolitik" beantwortet.
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In den folgenden Jahren und Jahrzehnten kam es zu einem explosionsartigen
Anstieg chronischer Krankheiten, Degenerationserscheinungen und Kosten
für deren Behandlung. Ein gewisser Zeitabschnitt davon ist in dem
Buch "Das volle Leben"
anhand der Zahlen des Statistischen Bundsamtes Wiesbaden dokumentiert.
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Schließlich reichte selbst die ganze Soziale Krankenversicherung
nicht mehr aus; Weil die degenerativen Krankheiten steil zunahmen, viele
Menschen durch Degeneration ihres Gehirns (Alzheimer'sche Krankheit) hilflos
werden und rund um die Uhr Pflege brauchen, und noch viel mehr Menschen
wegen Spätfolgen des Diabetes (bzw. der bisherigen eiweißreichen
Diabetesdiät) ihre gangränös werdenden Beine amputiert bekommen
und so zu Medizin-Invaliden werden, mußte eine zusätzliche
Pflegeversicherung eingerichtet werden. Inzwischen - Stand im Jahre 2003 - ist
auch die Finanzierung dieser Pflegeversicherung zunehmend ungesichert,
und ihr Zusammenbruch ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.
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1992 erfolgte der bis dahin größte Kostenschub in der
Sozialen Krankenversicherung seit ihrer Gründung vor mehr als 100
Jahren (Welt am Sonntag, 13.12.1992). Mit 13,2 % Arbeitnehmer- und nochmal
demselben Arbeitgeberanteil kletterten allein die Abgaben an die Soziale
Krankenversicherung auf 26,4 % "Nebenkostenanteil" der Personalkosten.
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Daß die Bundesrepublik Deutschland danach - im Weltvergleich als
Wirtschaftsstandort schon 1993 auf Platz 6 zurückgefallen - steil
weiter abrutschte und 1998 nur noch auf Platz 14 kam, Tendenz weiter fallend
- wen wundert das noch?
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Leider sind damit die meisten Gefahren, vor welchen der Verfasser in seinem
Schreiben vom 9.1.1964 die verantwortlichen und zuständigen Politiker
gewarnt hatte, 3 Jahrzehnte später traurige Wirklichkeit geworden.
Seine Warnungen wurden ebenso in den Wind geschlagen wie seine Hinweise,
wie die drohenden Gefahren abgewendet werden können. Das ist im Prinzip
auch heute noch nicht anders geworden.
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Ihnen, dem einzelnen Bürger und den Familien bleibt nur die Selbsthilfe,
nach dem Prinzip "Rette sich, wer kann". Das "kann" hängt vor allem
vom "gewußt wie" ab. Weil dieses nicht leicht zugänglich ist,
sondern eher unter Verschluß gehalten oder durch gezielte Desinformation
vernebelt wird, hat der Verfasser diesen Internet-Service "Dr. J. G. Schnitzer's
Geheimnisse der Gesundheit" eingerichtet.
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Friedrichshafen, im Jahr 2003 Dr.
Johann Georg Schnitzer
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* * *.
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Such-Tip: Wenn Sie in diesem oder einem
anderen Dokument einen Begriff und die dazu vorhandenen Informationen suchen
möchten, gehen Sie praktischerweise wie folgt vor:
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Gehen Sie an der Kopfleiste in das Menü "Bearbeiten".
-
Klicken Sie an "Seite durchsuchen".
-
Schreiben Sie den gesuchten Begriff in das Feld.
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Bestätigen Sie "suchen".
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Der Suchvorgang hält an jeder Stelle an, wo der Suchbegriff
gefunden wurde.Durch erneute Bestätigung von "Suchen" gelangen Sie
zur nächsten "Fundstelle".
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