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Archiv Stiftung Werkvermächtnisse
„Der bestirnte Himmel
über mir …“ ist der Mikrokosmos.
Ihr versucht, Ihn unter Euere Mikroskope zu legen: ... und ‚Gott‘ lächelt sanft über solche Einfalt! - Alles ist Geist.
[*]Kleist,
Heinrich von (Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, 1777-1811), deutscher
Dramatiker, Erzähler, Lyriker und Publizist, in einem Brief an Wilhelmine von Zenge, am 15. August
1801: „Ja, wahrlich, wenn man
überlegt, daß wir ein Leben bedürfen, um zu lernen, wie wir leben müßten, daß
wir selbst im Tode noch nicht ahnden, was der Himmel mit uns will, wenn niemand
den Zweck seines Daseins und seine Bestimmung kennt, wenn die menschliche
Vernunft nicht hinreicht, sich und die Seele und das Leben und die Dinge um sich
zu begreifen, wenn man seit Jahrtausenden noch zweifelt, ob es ein Recht gibt –
– kann Gott von solchen Wesen Verantwortlichkeit fordern? [...] Tausendfältig
verknüpft und verschlungen sind die Dinge der Welt, jede Handlung ist die
Mutter von Millionen andern, und oft die schlechteste erzeugt die beste – Sage mir,
wer auf dieser Erde hat schon etwas Böses getan? Etwas, das böse wäre in alle
Ewigkeit fort? Und was uns auch die Geschichte von Nero, und Attila, und
Cartouche, von den Hunnen und den Kreuzzügen und der spanischen Inquisition
erzählt, so rollt doch dieser Planet immer noch freundlich durch den
Himmelsraum, und die Frühlinge wiederholen sich, und die Menschen leben,
genießen, und sterben nach wie vor. – Ja, tun, was der Himmel sichtbar,
unzweifelhaft von uns fordert, das ist genug – Leben, solange die Brust sich
hebt, genießen, was rundum blüht, hin und wieder etwas Gutes tun, weil das auch
ein Genuß ist, arbeiten, damit man genießen und wirken könne, andern das Leben
geben, damit sie es wieder so machen und die Gattung erhalten werde – und dann
sterben – Dem hat der Himmel ein Geheimnis eröffnet, der das tut und weiter
nichts. [...] Genießen! Das ist der Preis des Lebens! Ja, wahrlich, wenn wir
seiner niemals froh werden, können wir nicht mit Recht den Schöpfer fragen,
warum gabst Du es mir? Lebensgenuß seinen Geschöpfen zu geben, das ist die
Verpflichtung des Himmels; die Verpflichtung des Menschen ist es, ihn zu
verdienen. Ja, es liegt eine Schuld auf den Menschen, etwas Gutes zu tun [...].“
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