Die Alternative – Bibliothek: „Der Streik der Bettler“

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Sow Fall: „Der Streik der Bettler“

Lamuv Verlag, 173 Seiten, 8,90 €

Wer gerne ein spannend geschriebenes Buch liest, aber keine Krimis mag, dem sei hier der Roman „Der Streik der Bettler“ von Aminata Sow Fall empfohlen.

Die Autorin führt uns in dem Buch in den Senegal, hauptsächlich aber nach Dakar, der Hauptstadt des Landes.

Wir begegnen aufmüpfigen Frauen, die sich mit der Polygamie (Mehrehe) nicht mehr abfinden wollen, solchen, die die Männer durchschaut haben, aber auch Frauen, die sich einmischen, wenn es um soziale Konflikte geht.

Hauptperson des Buches ist Mour Ndiaye, der Leiter der Gesundheitsbehörde, ein Karrierist. Als Umbesetzungen in der Regierung angekündigt werden, strebt er das Amt des Vizepräsidenten an. Zu dieser Zeit sehen manche Minister die Bettelei in Dakar als Gefahr für den wichtigen Tourismus und als Belästigung für die Bürger an. Um bei der Regierung gute Chancen für den Aufstieg zu bekommen, übernimmt Mour Ndiaye die Leitung einer Aktion gegen die Bettler der Stadt. Mit Hilfe seines Stellvertreters Keba erstellt er einen Interventionsplan, der vorsieht, der Bettelei durch ständige Razzien, Verhaftungen und auch Deportationen ein Ende zu setzen.

Nach einer Weile haben alle Bettler Angst: Sie werden pausenlos gejagt; terrorisiert. So kommt es auch zu Verletzten und Toten.

Doch es gibt einen Rückzugsort im Hof einer ehemaligen Bettlerin, Salla Niang, dort halten die Bettler geheime Versammlungen ab und organisieren einen Streik, tatkräftig von Frau Niang unterstützt. Wissend um ihre Macht geben sich die Bettler siegessicher: Denn im Senegal ist eine gesellschaftliche Pflicht, Armen und Bettlern Almosen zu geben. Dafür schließen einen die Bettler in ihr Gebet ein oder singen Suren aus dem Koran. Die Bürger fühlen sich dadurch seelisch erleichtert, sie sind fast abhängig davon, eine Wohltat an den Bettlern zu verüben.

Die Bettler streiken, niemand kann sich mehr mit Almosen erleichtern.

Zu spät erkennt Mour Ndiaye die Tragweite seiner Entscheidungen. Im Roman holt er sich religiösen und psychologischen Rat bei einem Weisen, einem sogenannten Marabout. Dieser zeigt wenig Verständnis für die Verfolgung der Bettler. So legt er Ndiaye ein religiöses Opfer auf: Ndiaye solle einen Schafbock schlachten, in sieben Teile zerlegen und das Fleisch den Bettlern schenken. Das muss ausgerechnet Mour Ndiaye passieren, dem großen Kämpfer gegen die Bettler. Er ist in eine Zwickmühle geraten. Soll er seine Karriepläne nur wegen den Bettlern aufgeben?

Autor(en): 
Bernd Sigel

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